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Im Netz des Drachen

Im Netz des Drachen

Titel: Im Netz des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Sonnleitner
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als wir.« Er wartete einen Moment und folgte ihr dann.
    Aber als der Erste Detektiv den morschen Türsturz hinter sich gelassen hatte, stand er vor einem Problem: An der Wand des runden Innenraums, der bis auf ein paar aus der Mauer gefallene Ziegel und zwei riesige Ratten mit gefährlich blitzenden roten Augen völlig leer war, befand sich eine hölzerne Wendeltreppe – die hinauf und unter die Erde führte!
    »Höchst ärgerlich!« Justus zögerte kurz und wählte dann den Weg hinauf.
    Aber nach etwa fünfzig Stufen wurde er zur Umkehr gezwungen. Die Treppe hörte nämlich einfach auf. So wie es aussah, hatten Holzwürmer oder ähnliches Getier die Stufen zerfressen. Hier und da ragten noch ein paar Bohlenreste aus der Mauer, aber begehbar war diese Treppe nicht mehr. Und Justus glaubte auch nicht, dass Guinevere hier weitergekommen war. Es sei denn, sie konnte fliegen.
    Anfolas schlug den Rückweg ein. Während er die Stufen hinabhetzte, klemmte sich Justus den Hörer zwischen Wange und Schulter und wählte die Nummer ihres Firmen-Handys. Er wollte Peter und Bob Bescheid sagen, dass sie nicht nach oben laufen mussten. Vorausgesetzt, die Ruine war in der Realität genauso angelegt wie im Land der Drachen .
    Aber es kam keine Verbindung zustande.
    »Hm. Merkwürdig.« Justus sah den Hörer erstaunt an und legte auf.
    Anfolas hatte in der Zwischenzeit wieder den Eingangsraum erreicht und lief in das dunkle Kellerloch, in dem sich die Wendeltreppe verlor. Etwa zwei volle Umdrehungen schraubte sie sich ins Erdreich hinab. Bereits nach wenigen Schritten war es so finster geworden, dass Justus kaum noch etwas auf dem Monitor erkennen konnte. Doch plötzlich drang flackerndes Licht zu ihm herauf. Irgendwo da unten musste eine Fackel brennen.
    Als Anfolas am Ende der Treppe angekommen war, bestätigte sich Justus’ Vermutung. Eine rußende Pechfackel erhellte den Beginn eines Gangs, in dem in regelmäßigen Abständen noch weitere Fackeln in eisernen Wandhalterungen steckten und ihr zitterndes Licht an die feuchten Wände warfen.
    Von Guinevere war allerdings nichts zu sehen, der Gang war leer. Dafür entdeckte Justus nach einer Biegung, dass sich der Stollen aufspaltete. Der Erste Detektiv wählte den rechten Weg.
    Noch zweimal musste Anfolas um eine Ecke laufen und Justus hielt jedes Mal in Erwartung einer unliebsamen Begegnung den Atem an. Aber er blieb allein. Dann endlich sickerte ein gutes Stück weiter vorne fahles Tageslicht in die Höhle.
    Der Erste Detektiv ließ Anfolas etwas schneller laufen. Das Grün im Balken war fast aufgebraucht. Die Wirkung der Tarnkappe musste jeden Moment erlöschen. Schließlich trat der Zauberer aus dem Höhlengang.
    Anfolas befand sich auf einer weiten, von Bäumen bestandenen Ebene, die nach vorne hin leicht anstieg. Aus den Lautsprechern drang ein leises, rhythmisches Rauschen.
    Justus runzelte die Stirn und tastete nach dem Telefon. »Die Spur führt an die Küste«, murmelte er.
    Der Erste Detektiv ließ Anfolas durch die Bäume weiter nach vorne gehen. Er orientierte sich dabei an dem Rauschen, das umso lauter wurde, je näher er dem Meer kam. Nach wenigen Minuten war er am Rand einer hohen Klippe angekommen.
    Tief unter ihm tobte das Meer und schlug in gischtenden Fontänen gegen die Felsen. Die Felsenwand hatte einen leichten Überhang, sodass Anfolas den Fuß der Klippe nicht sehen konnte.
    Aber er entdeckte eine Strickleiter. Ein kleines Stück rechts von ihm schaukelte das labile Gebilde aus Seil und Holz, das an einem mächtigen Baumstamm befestigt war, im Wind hin und her. Die Leiter führte über den Abbruch in die Tiefe und endete erst knapp über der Wasseroberfläche.
    Justus fuhr zusammen. Luftige Leitern! Ihm war sofort die Stelle aus dem Brief eingefallen.
    Dann riss er die Augen auf. »Oh nein! Eisiger Flug! Atemlose Dunkelheit!« Er ahnte jetzt, was diese Passage zu bedeuten hatte.
    Mit angehaltenem Atem wählte er erneut die Handynummer. Als ihm die monotone Ansagestimme mitteilte, dass noch immer keine Verbindung hergestellt werden konnte, sah er mit großen Augen zurück zum Bildschirm.

Atemlose Dunkelheit
    »Okay, wohin ging’s jetzt noch mal zu dieser Ruine?« Peter blickte nach hinten zu Bob, der eben durch das Tor geschlüpft war.
    »Da lang.« Der dritte Detektiv zeigte nach rechts.
    Fünfzehn Minuten später standen sie vor dem verfallenen Bauwerk. Gut zehn Stockwerke hoch ragten seine groben Mauern in den wolkenverhangenen Himmel. Die Hälfte der

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