Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)
Spinnenmann bei Ihnen angerufen hat?«
Lizzy hielt den Blick starr geradeaus gerichtet. Jared hob das polizeiliche Absperrband und ließ sie durch.
»Hat er Nancy Moreno ermordet, um an Sie heranzukommen?«, fragte ein anderer Reporter. »Und was ist mit Sophie? Stimmt es, dass er eine weitere Nachricht für Sie hinterlassen hat?«
»Kannten Sie das Mädchen, das gestern Nacht entführt wurde?«
»Du machst das genau richtig«, flüsterte Jared Lizzy ins Ohr. »Beachte sie einfach nicht. Wir sind fast da.«
Lizzy versuchte, Jareds Ratschlag zu beherzigen, konnte aber nicht verhindern, dass sich der Schmerz wie eine Faust um ihr Herz schloss und fest zudrückte.
Sie sah, wie Jimmy Martin sich zu einem Kriminaltechniker herabbeugte, der mit einem Skalpell getrocknete Blutreste in keimfreie Behälter gab. Mobile Flutlichter wurden aufgestellt, damit Ermittler und Spurensicherer schnell mit ihrer Arbeit vorankamen und hoffentlich noch rechtzeitig fertig wurden, bevor es – wie im Wetterbericht angekündigt – in ein paar Stunden zu regnen anfing. Außerdem sah Lizzy, wie dieselbe Reporterin, die gestern Abend in ihren Vortrag geplatzt war, sich in der Nähe der Turnhalle mit einem FBI-Agenten unterhielt. Sie trug Jeans und ein T-Shirt. »Wird sie gerade vernommen?«, fragte Lizzy.
Jimmy löste sich von dem Kriminaltechniker. »Wie es aussieht, hat die Reporterin gestern Abend Hayley Hansen alleine hier herumsitzen sehen und sie gefragt, ob sie sie ein Stück mitnehmen könne. Es wurde gerade dunkel. Das Mädchen hat dann gesagt, dass es abgeholt wird.« Er blickte über die Schulter zu der Reporterin hinüber und fügte hinzu: »Sie ist ganz schön mitgenommen von der Sache.«
»Wo hat man den Brief gefunden?«, fragte Jared.
»Genau hier«, sagte Jimmy, »an derselben Stelle, wo die Reporterin das Mädchen hat warten sehen.«
Lizzy blickte sich um. »Wo ist der Brief?«
»Die Jungs von der Spurensicherung warten, bis das Blut trocken ist, bevor sie ihn eintüten. Wir können ihn uns frühestens in einer Stunde ansehen.«
»Gibt es irgendwelche Theorien?«, fragte Jared.
»Ich habe eine«, sagte Lizzy. »Hayley hat den Lockvogel gespielt. Sie hat davon gesprochen, als sie gestern Abend bei mir zu Hause vorbeikam. Sie brauchte ja nur die Nachrichten zu verfolgen, um zu wissen, dass der Spinnenmann mich beobachtet. Sie geht also zu der Schule, weil sie weiß, dass ich da sein werde, und sobald der Vortrag zu Ende ist, setzt sie sich auf die Straße und wartet auf den Spinnenmann. Sie weiß, dass die Chance groß ist, dass er sie findet, wenn sie es ihm nur leicht genug macht.«
»Das ist doch lächerlich«, sagte Jimmy. »Wer würde sich schon absichtlich entführen lassen?«
»Sie ist einsam und verwirrt«, sagte Lizzy und wünschte sich, sie hätte gestern Abend eine Gelegenheit gehabt, mit Hayley zu reden. Vielleicht hätte sie das Mädchen zur Vernunft bringen können.
»Hat schon jemand ihre Eltern benachrichtigt?«, fragte Jared.
»Eric Holden ist gerade bei ihrer Mutter. Die Frau hatte keine Ahnung, dass ihre Tochter vermisst wird. Sie hat sogar behauptet, es sei nicht ungewöhnlich, dass Hayley manchmal für mehrere Tage verschwindet.«
Lizzy konnte nicht fassen, was sie da hörte. Was war das nur für eine Mutter, die zuließ, dass ihr Kind tagelang verschwand?
»Wenn das derselbe Kerl ist, der Moreno geköpft hat«, sagte Jimmy, dann würde ich gerne wissen, wie zum Teufel er es schafft, von A nach B zu gelangen, ohne dass ihn jemand sieht.«
Der Kriminaltechniker war mit dem Sichern der Blutspuren fertig und packte gerade zusammen. Jimmy zeigte mit dem Finger auf ihn. »Ich möchte die Ergebnisse so schnell wie möglich. Und ich will, dass alle Blutspuren, die hier gefunden wurden, mit sämtlichen Blutproben aus Morenos Haus verglichen werden.«
Der Mann nickte, nahm seinen Metallkoffer und seine Tasche, und ging davon.
»Wenn das so weiter geht«, sagte Jimmy, »gehen mir die Spurensicherer aus. Wer zum Teufel ist dieser Kerl? Und wieso hält er sich nicht mehr an seine gewohnte Vorgehensweise?«
»Weil er keine mehr hat«, sagte Jared.
Jimmy runzelte die Stirn. »Was redest du da?«
»Die Sache ist jetzt persönlich«, sagte Jared. »Da haben die Medien recht. Der Spinnenmann hält uns alle zum Narren und sieht uns dabei zu, wie wir von einem Tatort zum nächsten rennen. Er ist wütend und seine Wut führt ihn auf bisher ungekannte Pfade. Serienmörder fantasieren und planen
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