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Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)

Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)

Titel: Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.R. Ragan
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»Was glotzen Sie so blöd, Sie Arschloch?«
    »Ich schau dich an.«
    »Ich bin nur deshalb hier«, sagte sie und gewann bei dem Gedanken, dass er womöglich unter Schmerzen litt, wieder ihr Selbstvertrauen zurück, »weil ich
wollte
, dass Sie mich entführen.«
    Er neigte den Kopf nach rechts. »Wieso das denn?«
    Er benutzte das Gerät nicht mehr, das seine Stimme verzerrte. Das war womöglich ein schlechtes Zeichen. Vielleicht hatte er sich ihre frühere Bemerkung durch den Kopf gehen lassen und entschieden, dass sie recht hatte. Wenn er sie früher oder später ohnehin umbrachte, was hatte er dann zu verbergen? Und trotzdem trug er noch immer die Maske.
    »Man muss kein Genie sein«, sagte sie zu ihm, »um zu kapieren, dass Sie mit Lizzy Gardner ein Hühnchen zu rupfen haben.« Es gehörte auch nicht viel dazu, zu erkennen, dass ihre einzige Chance zur Flucht darin bestand, sich mit ihm anzufreunden und ihn dazu zu bewegen, ihre Arme von dem Bettpfosten loszubinden. Allerdings war sie sich vollkommen bewusst, dass diese Idee wohl nichts als Wunschdenken war.
    »Nachdem ich mir die Nachrichten angesehen hatte, dachte ich mir, dass Sie sie beobachten«, sagte sie, als er nicht antwortete. »Und wenn Sie Lizzy
tatsächlich
beobachteten, dann konnte ich davon ausgehen, dass Sie ihr wahrscheinlich zur Highschool folgen würden. Ich hab mir also ein bequemes Versteckgesucht, nachdem alle Leute weg waren. Und dann hab ich gewartet.«
    »Warum machst du so was?«
    »Weil mir langweilig war.«
    Er lachte. Schwach und erbärmlich zwar, aber ein immerhin Lachen. »Du hättest deine Zeit darauf verwenden können, dir eine zusätzliche Tätowierung machen zu lassen«, sagte er bitter. »Es scheint fast so, als ob es dir gefällt, deinen Körper als Leinwand zu benutzen. Du kannst daran sterben.«
    Sie lachte. »Sie machen wohl Witze. Sie sind doch ein Mörder, oder nicht?«
    »Ein Kämpfer für die Gerechtigkeit«, verbesserte er sie.
    Er hatte eine tiefe und ruhige Stimme und drückte sich gewählt aus, ganz anders als die Verlierer, mit denen ihre Mutter Umgang pflegte. Die konnten ja nicht mal die einfachsten Worte richtig aussprechen. »Ein Kämpfer für die Gerechtigkeit. Hm. Wie meinen Sie das?«
    »Ich tue mein Bestes, um die Welt von nutzlosen Teenagern zu säubern, die nichts zu unserer Gesellschaft beitragen – Teenager, die junge Männer aufgeilen und verführen, zu Erwachsenen unhöflich sind, sich die Lungen mit Zigarettenrauch vollpumpen und sich verrückte Bilder in die Haut ritzen lassen, ohne Respekt vor sich selbst oder ihren Körpern.« Er betrachtete ihre Tätowierung. »Wusstest du, dass bei einer Kernspintomografie die metallischen Salze, die man beim Tätowieren verwendet, die Haut verbrennen können, so als würde man Fleisch braten?«
    Sie hob die Beine und winkelte die Knie an, damit sie beide die Tätowierung an ihrem Knöchel oberhalb des Klebebandes sehen konnten. Außerdem hatte sie sich noch einen Engel auf ihr Schlüsselbein und einen Stacheldraht auf ihren kleinen Finger tätowieren lassen. Sie zuckte mit den Schultern. »Mir gefallen meine Tätowierungen.«
    Er lachte höhnisch.
    Sie deutete mit dem Kinn auf ihren Knöchel. »Das hier war meine allererste Tätowierung. Von Weitem kann man es schlechterkennen, aber der Schriftzug auf meinem Knöchel lautet
Brian
. Brian hat mich dazu überredet, es mir stechen zu lassen … vor vielen Jahren, als ich ihm noch vertraute. Brian ist der Drogenhändler meiner Mutter. Zuerst war er ihr Freund und dann hat er sie von Meth abhängig gemacht. Jahre später, als Mom ihre Schulden bei ihm nicht mehr bezahlen konnte, hat sie ihn mit mir machen lassen, was er wollte. Ich war damals gerade vierzehn. Von da an war ich für ihn nur noch Freiwild. Er und seine Freunde, alles Drogenhändler, haben sich regelmäßig an mir vergangen … manchmal nachts, meistens jedoch morgens«, fügte sie beiläufig hinzu, als würde sie über das Wetter reden. »Wenn Sie wirklich ein Kämpfer für die Gerechtigkeit sind, warum knöpfen Sie sich dann nicht lieber solche Typen vor, anstatt Mädchen wie mich, die nie eine Chance hatten?«
    Er schien einen Augenblick darüber nachzudenken. Dann sagte er: »Du warst bestimmt auch kein Engel.«
    Sie machte sich nicht die Mühe, ihm klarzumachen, dass sie eine Musterschülerin war oder dass sie an den meisten Wochenenden und Abenden in einer Smoothie-Bar arbeitete und jeden Cent, den sie dort verdiente, ihrer Mutter gab, um

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