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Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)

Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)

Titel: Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.R. Ragan
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»Wenn ich es Ihnen sage, bekomme ich dann noch eine Schachtel?« Sie hielt die Marlboros hoch.
    Lizzy nickte. »Wenn Sie es mir sagen, schicke ich Ihnen eine ganze Stange, sobald das Postamt aufmacht.«
    Betsy lächelte und entblößte dabei eine Reihe schiefer gelber Zähne. »Wie gesagt, ich war sauer wegen der Gravierung. Ich meine, warum ruinierte jemand damit so eine schöne Uhr? Die Gravierung hatte die Buchstaben SJ und SW und dazwischen war so ein kleines Herz.«
    Lizzy lief es kalt über den Rücken. Sie hatte zwar keine Ahnung, ob diese Information sie weiterbrachte, aber allein bei dem Gedanken, dass sie überhaupt einen Anhaltspunkt hatten, wurde ihr schwindlig vor Aufregung. »Sind Sie sicher, dass es die Buchstaben SJ und SW waren?«
    »Ja«, kicherte Betsy, »ganz sicher. Ich erinnere mich deshalb noch so gut daran, weil ich zu meinem Bruder gesagt hab, die Abkürzung steht für Scheiß Junge liebt Scheiß Weib.« Ihr Lachen hallte von den Wänden wider. »Wenn das Arschloch die verdammte Uhr mit dieser Gravur nicht kaputt gemacht hätte, hätte ich ’ne schöne Stange Geld dafür bekommen. Ach ja, weil wir gerade beim Thema sind«, sagte sie mitten in ihrem Zug an der Zigarette, »hat jemand von Ihnen vielleicht etwas Bargeld dabei?«
    Lizzy sah den Wärter fragend an.
    »Bis zu fünfzig Dollar, in Ein-Dollar-Scheinen«, sagte er.
    Jared zog sechzehn Ein-Dollar-Noten aus seiner Brieftasche und Lizzy fand neun weitere, alle zerknittert und gefaltet. Sie legten die Scheine in das Schubfach.
    Betsy zog am Griff und lachte laut, als hätte sie soeben im Lotto gewonnen. Der Wärter machte einen Schritt nach vorne und sagte, dass Betsy langsam wieder zurück in ihre Zelle müsse.
    Jared erhob sich und Lizzy folgte seinem Beispiel. »Danke für alles«, sagte sie.
    »Keine Ursache. Aber vergessen Sie nicht die Stange Zigaretten.«
    »Das tu ich schon nicht, das verspreche ich Ihnen.« Lizzy sah zu, wie Betsy langsam aufstand und dann dem Wärter zurück in ihre Zelle folgte. Als sie verschwunden war, verließen Jared und Lizzy den Besucherraum und gingen durch das Gebäude zum Eingangsbereich, wo sie ihre Wertgegenstände zurückbekamen.
    Sie hatten kaum den Ausgang hinter sich gelassen, als auch schon Jareds Handy klingelte. Er hörte mit gerunzelter Stirn zu, nickte und beendete das Gespräch.
    »Was ist los?«
    »Wir müssen sofort zu der Highschool, wo du gestern Abend den Vortrag gehalten hast.«
    »Wieso?«, fragte Lizzy.
    »Er hat vermutlich wieder zugeschlagen.«
    Sie erschrak.
    »Man hat an der Schule einen Brief und Blutspuren gefunden.«
    »Das darf doch wohl nicht wahr sein.« Sie packte Jared am Ärmel und starrte ihn an, als sie langsam begriff. »Der Brief … war der für mich?«
    »Ja, aber diesmal ist er von Hayley Hansen.«

Kapitel 30

Samstag, 20. Februar 2010, 18:00 Uhr
    »Lizzy Gardner ist schuld daran, dass du hier bist. Das weißt du doch, oder?«
    Hayley knurrte der Magen. Sie hatte seit mindestens vierundzwanzig Stunden nichts gegessen. Die Jalousien waren vollständig heruntergezogen. Der Spinnenmann saß nun schon seit mehr als einer Stunde auf einem wackligen Holzstuhl in der Ecke und beobachtete sie.
    »Was werden Sie jetzt tun?«, fragte sie. »Einfach nur rumsitzen und mich den ganzen Tag und die ganze Nacht blöd anglotzen?«
    Er antwortete nicht. Er trug immer noch die Maske vor dem Gesicht, war aber irgendwie anders als sonst. Das fing damit an, dass er nicht gut aussah. Er trug zwar immer noch das Hemd mit dem gestärkten Kragen und die beige Hose, aber seine Klamotten waren zerknittert und er saß krumm und mit hängenden Schultern da. Etwas musste ihn aus dem Konzept gebracht haben. Als er einmal den Kopf nach rechts drehte, sah sie ein Stück Mullbinde, das unter seinem Kragen herausguckte. Sie hatte fast vergessen, dass sie ihn letzte Nacht mit dem Messer erwischt hatte. Hatte er ein Krankenhaus aufgesucht? Das Messer war tief ins Fleisch eingedrungen.Und bevor er das Zimmer betreten hatte, war es ein paar Stunden still im Haus gewesen.
    Die Maske verbarg den mittleren Teil des Gesichts: Augen, Nase, obere Wangen. Stirn und Kinnpartie sahen bleich aus, ein Zeichen dafür, dass er Blut verloren hatte.
    Der Typ war unheimlich. Wenn Brian in ihr Zimmer kam, saß er nicht einfach nur so da und starrte sie an. Brian kam immer sofort zur Sache.
    Nicht so der Spinnenmann.
    Die Art und Weise, wie seine Augen durch den Sehschlitz der Maske starrten, machte sie nervös.

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