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Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)

Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)

Titel: Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.R. Ragan
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etwas zur Miete beizusteuern. In ihrer Freizeit las sie viel. Die Klassiker gefielen ihr genauso gut wie ein guter Liebesroman oder ein spannender Krimi. Nichts übertraf eine gut erzählte Geschichte, wenn es darum ging, ihre Probleme zu vergessen. »Sie haben recht«, antwortete sie schließlich. »Ich war mit Sicherheit kein Engel.«
    Sie sah, wie seine Augen unter der Maske aufleuchteten.
    »Was hast du angestellt?«, wollte er wissen.
    »Wenn diese Kerle mich gezwungen haben, ihnen einen zu blasen«, sagte sie, »musste ich manchmal würgen. Das hat ihnen überhaupt nicht gefallen.«
    »Und was haben sie dann gemacht?«
    Obwohl sie die Wahrheit sagte, schien der Irre ihren Sarkasmus überhört zu haben. Wie dem auch sei, wenn sie sich mit ihm anfreunden wollte, musste sie weiterreden und ihn so lange unterhalten, bis ihr einfiel, wie sie aus ihrer misslichen Lage entkommenkonnte. »Den meisten von diesen Drogensüchtigen war es egal, ob ich gewürgt habe«, sagte sie. »Ein Drogenhändler, so ein Fettwanst mit langen Haaren und Bart, hat mich jedes Mal, wenn ich fast erstickt bin, fest gezwickt. Das Zwicken war schlimmer als das Würgen, also hab ich mit der Zeit gelernt, die Kehle weit aufzumachen. Ungefähr so wie ein Schwertschlucker.«
    Er nickte, als wolle er sagen, dass er verstand, was sie meinte.
Perverser Dreckskerl
.
    »Ein paar von diesen Typen haben gewartet, bis es ihnen gekommen ist, und dann haben sie mich verprügelt.«
    »Hmmm.«
    »Sehen Sie meine Nase?«, fragte sie und drehte den Kopf ein wenig, damit er sie besser von der Seite sehen konnte.
    »Was ist damit?«
    »Sie ist krumm. Diese Arschlöcher haben sie mir dreimal gebrochen.« Ihr Magen knurrte wieder, diesmal lauter.
    »Du hast wohl Hunger.«
    Sie zuckte so gut sie konnte mit den Schultern.
    »Morgen werden wir jemanden anrufen«, sagte er und erhob sich steif. »Wenn du tust, was ich dir sage, bekommst du vielleicht zur Belohnung etwas zu essen.«
    Hayley sah ihm nach, als er zur Tür ging. Seiner Grimasse nach zu urteilen, hatte er eindeutig Schmerzen. Gut so. Er soll verrecken, dachte sie und stieß einen langen Seufzer aus.
    Normalerweise schloss er die Tür beim Hinausgehen hinter sich ab, aber diesmal ließ er sie offen. Sie hoffte, dass er bald ins Bett ging. Bevor er vorhin den Raum betreten hatte, hatte sie festgestellt, dass sich die Fesseln um ihre Handgelenke endlich gelockert hatten. Ihr Fleisch war unter dem Klebeband wund, aber der Schmerz war nur noch ein dumpfes Pochen.
    Sie hatte Hunger, musste aber noch viel dringender auf die Toilette. Sie hatte schon einmal pinkeln müssen, aber ihre Unterhose war inzwischen wieder trocken. Wenn sie noch einmal in die Hose machte, würde er womöglich auf die Idee kommen, sie zu säubern, und dann würde er das Messer entdecken. Das Taschenmesser inihrer Unterhose fühlte sich unbequem an, aber es war ihre letzte Hoffnung.
    Millionen Gedanken schossen ihr durch den Kopf, einschließlich solcher an Selbstmord, wie sie sie früher gehabt hatte. Daheim in ihrem Schlafzimmer hing ein Ventilator an der Decke. Wenn sich die hölzernen Rotorblätter drehten, stellte sie sich oft vor, wie ihre Leiche daran baumelte: hervorquellende Augen, ein bleiches Gesicht, die Zunge, die ihr schlaff aus dem Mund hing. Während der vergangenen Jahre waren diese Selbstmordgedanken immer häufiger aufgetreten – ein weiterer Grund dafür, warum sie keine Angst davor gehabt hatte, diesem Irren in die Hände zu fallen.
    Es war zwar ihre Absicht gewesen, dieses Monster zu töten, aber sie hatte auch die Möglichkeit in Betracht gezogen, dabei ums Leben zu kommen. Sie war nicht dumm und wusste, dass manchmal unvorhergesehene Dinge passierten, die einem einen Strich durch die Rechnung machten. Und nun, vierundzwanzig Stunden nachdem sie losgezogen war, um das Schwein zu kriegen, fand sie sich halb nackt, hungrig und an einen Bettpfosten gefesselt wieder, ein Taschenmesser zwischen die Pobacken geklemmt.
    Trotz alledem begriff sie deutlicher denn je, dass sie leben wollte.

Samstag, 20. Februar 2010, 18:17 Uhr
    Die Blitzlichter der Kameras blendeten Lizzy, obwohl Jared sich beste Mühe gab, den Schwarm von Reportern, der vor der Schule stand, von ihr fernzuhalten. Kleinbusse von Presse, Rundfunk und Fernsehen parkten auf der einen Straßenseite, während Streifenwagen mit rotierenden Blaulichtern um das gesamte Schulgelände postiert waren.
    »Lizzy«, rief ein Reporter aus der Menge. »Stimmt es, dass der

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