Im Netz des Teufels
beobachten.
Nachdem der Leichnam fünfzehn Minuten später in die Gerichtsmedizin in South Queens gebracht worden war, standen Michael und Tommy neben Tommys Auto. Alle anderen Wagen in der Straße hatten einen Strafzettel. In Tommys Auto lag auf dem Armaturenbrett die Sonderparkgenehmigung der Bezirksstaatsanwaltschaft Queens County.
Eine ganze Weile sagte keiner von beiden ein Wort.
»Du musst los«, sagte Tommy schließlich. »Dein Prozess beginnt gleich.«
Ehe Michael antworten konnte, klingelte Tommys Handy. Er trat zur Seite und meldete sich. Während Tommy telefonierte, schaute Michael die Straße hinunter zum Astoria Park. Er sah die Arbeiter, die das riesige Schwimmbecken in dem Park reinigten und Vorbereitungen für die Sommersaison trafen. Michael erinnerte sich an viele heiße Tage im Juli und August, als er als Kind in das klare blaue Wasser gesprungen war, ohne sich um irgendetwas zu sorgen.
Tommy klappte das Handy zu. »Bis jetzt wissen wir noch nicht allzu viel«, sagte er. »Erstens haben sie auf dem Aktenschrank ein Dutzend Fingerabdrücke gesichert. Sie lassen sie jetzt durchlaufen. Zweitens sieht es so aus, als wären in dem Büro keine Sicherungskopien. Sie haben sich die Festplatte des Computers kurz angesehen und festgestellt, dass alles gelöscht wurde.«
»Glaubst du, sie können die Daten wiederherstellen?«
»Das haben sie schon häufiger geschafft.«
»Dann hat der Mord also doch etwas mit Harkovs Job zu tun.«
»Das wissen wir noch nicht«, sagte Tommy. »Aber da ist noch etwas. Sie sind ziemlich sicher, dass der Täter aus dem Telefon und den Kabeln eine Art Foltergerät gebastelt hat.«
»Aus dem Telefon?«
»Ja. Ich hab gehört, die Kabel sollen so an das Telefon angeschlossen gewesen sein, dass Strom hindurchfloss, sobald das Telefon klingelte. Die Kriminaltechniker nehmen an, dass der Täter sie an den Genitalien und dem linken Auge des alten Mannes befestigt hatte.«
»Mein Gott.«
»So ein Scheißkerl. Sie haben die Anrufe von dem Telefon in Harkovs Büro überprüft und festgestellt, dass dort innerhalb von zehn Minuten sechzehn Mal von einem Wegwerfhandy aus angerufen wurde.«
»O Gott.«
»Offenbar wollte der Mörder irgendetwas von Harkov wissen, aber das arme Schwein gab es nicht so schnell preis.«
»Und was ist mit seinen Händen?«
»Der Gerichtsmediziner nimmt an, sie wurden nach Eintritt des Todes abgehackt. Unmittelbar danach.«
»Und so hat der Sohn seinen Vater gefunden?«
»Kannst du dir das vorstellen?«, fragte Tommy. »Wir haben erfahren, dass Viktor vor einem Jahr zu seinem Sohn gezogen ist«, fuhr er fort. »Sie standen sich wohl recht nahe.«
»Hat Powell schon eine Aussage von ihm?«
»Nur eine vorläufige. Ich habe noch etwas Interessantes erfahren. Joseph Harkov hat Powell erklärt, er würde nicht zulassen, dass die Polizei die Sachen des alten Mannes durchsucht.«
Weil Viktor Harkov etwas zu verbergen hat , dachte Michael. Bei jedem Atemzug drehte sich ihm der Magen um.
»Wie du dir sicher vorstellen kannst, ist Powell nicht sehr glücklich darüber«, fügte Tommy hinzu.
»Wurde das Ermittlungsverfahren offiziell eingeleitet? Wo ist der Beschluss?«
»Calderon hat ihn heute Morgen auf den Weg gebracht. Er war schon in Arbeit, bevor du mich angerufen hast.«
Michael wusste, wie so etwas ablief. Ein Ermittlungsbeschluss in einem Mordfall wurde normalerweise vorrangig erteilt, da die Zeit von größter Bedeutung war. Er konnte jeden Augenblick kommen, aber es konnte auch noch ein paar Stunden dauern.
»Lebt sonst noch jemand in der Wohnung der Harkovs?«, fragte Michael.
»Ich glaub nicht.«
»Meinst du, der alte Mann könnte Unterlagen in seiner Wohnung aufbewahrt haben? Sicherungskopien zum Beispiel?«
Tommy schwieg und schaute auf die Uhr. Er wusste, was in Michael vorging.
»Komm, lass uns gehen.«
20. Kapitel
Aleks stand im ersten Stock auf dem Flur. An den Wänden hingen vergrößerte Fotos von Michael und Abigail Roman und ihren beiden Adoptivtöchtern. Auf einem Foto standen sie, von grasbewachsenen Dünen umgeben, irgendwo am Strand. Auf einem anderen Foto schauten sie alle auf die Linse hinunter, als stände der Fotograf in irgendeinem Loch. Auf einem Bild standen die Mädchen, als sie noch klein waren, zwischen Abigail und Michael vor einer Wand. Die Mädchen reichten den Erwachsenen gerade bis zu den Knien, und das Foto ging nur bis zur Taille der Eltern. Das sollte sicherlich ein Gag sein und die
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