Im Netz des Teufels
stellvertretender Bezirksstaatsanwalt in Queens County. Die Welt der Kriminalität ist dem in Astoria geborenen Juristen nicht unbekannt. Roman war erst neun Jahre alt, als seine Eltern, Peeter und Johanna, in ihrem Geschäft, einer Spezialitäten-Bäckerei namens Pikk-Street auf dem Ditmars Boulevard einem kaltblütigen Raubmord zum Opfer fielen.
Nach dem Studium an der Juristischen Fakultät St. John’s begann Roman 1999 seine Arbeit bei der Staatsanwaltschaft Queens County und führte seitdem in zahlreichen im Fokus der Öffentlichkeit stehenden Fällen die Anklage.
Aleks überflog den Rest der Seite.
Die Ermittler glauben, die Autobombe war das Werk von Patrescus Brüdern, die hofften, dadurch einen Aufschub des Prozesses zu erreichen. Es ist unfassbar, dass Mr Roman bei dieser Explosion, die ein halbes Wohnhaus zerstört hat, nur einige kleinere Verletzungen davontrug.
Aleks schaute auf das Foto, auf dem die Folgen der Autobombe zu sehen waren. Das Auto war vollkommen ausgebrannt und das Gebäude dahinter ein einziger Trümmerhaufen. Das erinnerte ihn an viele Straßen in Grosny. Es war wirklich erstaunlich, dass der Mann nicht getötet worden war. Ein Wunder.
Und plötzlich begriff er, was das bedeutete. Der Mann, der in all den Jahren für Anna und Marya gesorgt hatte, der Mann, den seine Töchter Daddy nannten, war wie er. Michael Roman hatte dem Teufel ins Auge gesehen, ohne den geringsten Schaden davonzutragen.
Michael Roman war ebenfalls unsterblich.
21. Kapitel
Abby sprach im Garten mit den Mädchen. Sie sah die Angst in ihren Augen und bemühte sich nach Kräften, sie zu beruhigen. Der junge Mann stand am Rande des Grundstücks und rauchte eine Zigarette. Der Mann, der sich Aleks nannte und behauptete, der leibliche Vater von Charlotte und Emily zu sein, war im Haus. Abby konnte ihn nicht sehen, doch sie spürte seine kalten Raubtieraugen auf sich ruhen.
Die Mädchen sahen noch immer beunruhigt aus, aber es war nicht mehr so schlimm wie zuvor. »Es ist alles in Ordnung, Kinder. Ihr braucht wirklich keine Angst zu haben.« Abby hätte sich gewünscht, es wäre wahr. »Okay?«
Die Mädchen nickten.
»Fahren wir zu Brittany?«, fragte Emily.
Brittany Salcer wohnte zwei Straßen entfernt und war die Babysitterin der Kinder. Sie passte auch auf die Zwillingssöhne ihrer Schwester auf, die gerade drei geworden waren. »Heute nicht, mein Schatz.«
»Warum denn nicht?«
»Die Jungen sind erkältet. Brittany möchte nicht, dass ihr euch ansteckt.«
»Fährst du ins Krankenhaus?«
Sie meinte die Hudson Medical Clinic, eine Erste-Hilfe-Station in der Dowling Street. Als sie aus der Stadt nach Eden Falls zogen, hatte Abby zunächst nicht vorgehabt, ihre Arbeit in der Notaufnahme des Downtown Hospital aufzugeben. Doch die Fahrtzeit – jeweils eine Stunde hin und eine zurück, ganz zu schweigen von den Kosten – brachte sie um. Die Arbeit in dieser kleinen Ambulanz stellte sie zwar vor weniger große Herausforderungen als das Downtown Hospital, doch sie hatte sich damit arrangiert. Mittlerweile war sie ganz zufrieden, auch wenn sie es als in der Notfallversorgung ausgebildete Krankenschwester hier meistens nur mit Halsentzündungen, Fleischwunden, Grippeimpfungen und aufgeschlagenen Knien zu tun hatte.
»Nein«, sagte sie. »Heute nicht.«
Plötzlich sah Abby eine Bewegung zu ihrer Linken. Der junge Mann hinten im Garten schien es ebenfalls zu bemerken. Ein leuchtendes Rot blitzte zwischen den Bäumen hinter dem Haus auf.
Abby spähte in die Richtung. Zoe Meisner lief durch das Wäldchen unten am Bach. Ihr blonder Labrador Shasta folgte einer Fährte. Der Hund blieb stehen, schnüffelte in der Luft und schaute den Hügel hinauf. Hatte er die Witterung des jungen Mannes aufgenommen? Kolyas Witterung? Und dann rannte der Hund den Hügel hinauf, wirbelte Laub und Erde auf und sprang über Baumstämme. Zoe rief den Hund zurück, doch Shasta hörte nicht auf sie.
Zoe entdeckte Abby und die Kinder und winkte. Sie trug einen scheußlichen Gartenkittel mit einem grellroten Blumenmuster und hatte ein Parfum aufgelegt, das noch scheußlicher war. Abby hob eine Hand, um zurückzuwinken, doch mitten in der Bewegung hielt sie inne. Wenn sie Zoe begrüßte, würde die Frau es vielleicht als Aufforderung ansehen, den Hügel hinaufzusteigen, um ein Schwätzchen am Gartenzaun zu halten. Wenn Abby andererseits nicht winkte, könnte sie vielleicht auch hochkommen, um nachzusehen, was los war. Abby winkte.
Ein
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