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Im Netz des Teufels

Im Netz des Teufels

Titel: Im Netz des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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paar Sekunden später lief Zoe den bewaldeten Hügel zum Haus der Romans hinauf.
    Shasta tollte schon mit den Mädchen herum.
    Der junge Mann, der hinten im Garten stand, warf die Zigarette weg und straffte die Schultern. Sein Blick glitt zwischen dem großen Hund und der Frau, die den Hügel hinaufstieg, hin und her. Er knöpfte die Jacke auf.
    Im Haus wurde eine Gardine ein Stück zur Seite geschoben.
    Nein , dachte Abby.
    Nein.

22. Kapitel

    Joseph Harkovs Wohnung lag im zweiten Stock eines Hauses ohne Aufzug in der Einundzwanzigsten Avenue, in der Nähe der Steinway Street. Laut Polizeibericht arbeitete Joseph Harkov nachts als Sicherheitsbeamter in der Metrostation 46th Street/Broadway.
    Michael und Tommy standen auf der anderen Straßenseite in einem Supermarkt und beobachteten den Eingang. Michael hatte Joseph Harkov zwei Mal im Vorübergehen gesehen, aber das war ein paar Jahre her. Er war sich nicht sicher, ob er den Mann wiedererkennen würde, wenn er ihm begegnete.
    Es war kurz nach eins, als Joseph Harkov das Haus verließ. Michael erkannte ihn sofort. Er sah aus wie eine jüngere Ausgabe seines Vaters und hatte bereits die gebeugte Haltung des alten Mannes, obwohl er vermutlich erst in den Vierzigern war. Er wartete etwa eine Viertelstunde an einer Bushaltestelle an der Ecke, während er sich immer wieder die Augen tupfte, und stieg dann in einen Bus.
    Michael und Tommy warteten fünf Minuten. Joseph Harkov kehrte nicht zurück. Sie überquerten die Straße und betraten das Haus.
    Im Eingangsbereich roch es nach Essen, Desinfektionsmitteln und Raumspray. Die beiden hörten, dass in mehreren Wohnungen die Fernseher liefen und die Leute sich offenbar Seifenopern ansahen.
    Tommy Christiano hatte sich die Fähigkeit, in Häuser einzubrechen, als Straßenkind in Brooklyn angeeignet. Diese Technik konnte er noch perfektionieren, als er im 84. Revier als Undercover-Polizist tätig war, ehe er an der City University of New York neben dem Job sein Jurastudium absolvierte.
    In Sekundenschnelle waren sie in der Wohnung.

    Viktor Harkovs Zimmer strahlte Hoffnungslosigkeit und Einsamkeit aus. Man sah auf den ersten Blick, dass es ein älterer Mensch bewohnt hatte. Das Mobiliar bestand aus einer angeschlagenen Mahagonikommode und einem Einzelbett mit zerknitterten, schmutzigen Decken. Michael schaute auf die beiden gerahmten Fotos auf der Kommode, auf der auch ein Nagelknipser und ein paar ungestempelte Briefmarken lagen, die von Briefumschlägen ausgeschnitten worden waren. In dem Wandschrank hingen drei Anzüge in schlichtem Grau. Auf dem Boden stand ein Paar Schuhe, das kürzlich frisch besohlt worden war. Daneben lag ein Stapel zusammengefalteter Plastiktüten aus der Reinigung. Offenbar war Viktor Harkov sehr sparsam gewesen. Das war Michaels Mutter auch. Selbst eine Plastiktüte aus der Reinigung konnte man noch für irgendetwas gebrauchen.
    »Mickey.«
    Tommy Christiano war der Einzige, der ihn Mickey nannte, und der Einzige, dem Michael dieses Privileg gewährte. Auch sein bester Freund nannte ihn nur so, wenn es um etwas wirklich Wichtiges ging.
    Michael ging rüber ins Wohnzimmer. Tommy hatte die unterste Schublade in der Küchenzeile geöffnet. Dort lagen ein mit einem Gummiband zusammengehaltener Stapel Disketten und ein kleiner Stapel CDs oder DVDs.
    »Sieh mal.« Tommy hielt drei Disketten hoch, auf deren Etiketten Jahreszahlen standen. Auf dem Label der dritten Diskette stand TAYEMNYY 2005. »Irgendeine Ahnung, was das heißt?«
    »Ich glaube, das heißt ›privat‹ auf Russisch. Vielleicht ist es auch Ukrainisch.«
    »Private Dateien?«
    »Keine Ahnung.«
    Tommy warf einen Blick auf die Uhr. Michael ebenfalls. Sie waren schon über zehn Minuten in der Wohnung. Das Risiko, erwischt zu werden, stieg von Minute zu Minute.
    Tommy spähte auf den alten Computer in einer Ecke des Wohnzimmers. »Weißt du, wie man eine Diskette kopiert?«, fragte er.
    Michael hatte seit Jahren nicht mehr mit Disketten gearbeitet, doch er vertraute darauf, dass er sich wieder daran erinnerte, sobald er vor dem Computer saß. »Ja.«
    Tommy reichte ihm die Diskette von 2005 und eine Leerdiskette. Michael durchquerte das Wohnzimmer und setzte sich auf den alten Schreibtischstuhl vor dem Computer. Als er sich hinsetzte, wirbelte Staub hoch. Er schaltete den Monitor und den Gateway-Computer ein. Das Booten schien ewig zu dauern. Als die Seiten über den Monitor liefen, stellte Michael fest, dass er den DOSR-Prompt seit Jahren

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