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Im Niemandsland

Im Niemandsland

Titel: Im Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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einzelne Gruppen berittener Caer aus dem Dorf und galoppierten mit verhängten Zügeln fächerförmig in alle Richtungen auseinander.
    Immerhin, sagte sich Mythor, war die Verkleidung nicht durchschaut worden. Eine rasche Zählung ergab, dass die Widerständler vollständig waren. Das Tempo nahm zu, je weiter sie vom Dorf der Caer entfernt waren. Die Männer um den Anführer Meystral wussten, dass Herzog Krude sie anführen würde und inmitten der fünftausend Rebellen auch Cannon Boll sein würde, der legendäre Kommandant einer Küstenfestung, ein wackerer Kämpfer und draufgängerischer Haudegen .
    *
    Zunächst sah es so aus, als stünden zwischen den vielen Feuern vierhundert bis fünfhundert Zelte. Aber als die Rebellen nahe genug herangekommen waren, veränderten sich die spitzen Konstruktionen. Es waren nur wenige Zelte. Die anderen Behausungen bestanden aus Stangen, Stofffetzen, Rinden und anderen geflochtenen Waldabfällen. Fünftausend Männer lagerten hier, und nicht viele waren so gut ausgerüstet wie Mythor, seine Freunde und deren Begleiter.
    Ein Mann mit einer hoch erhobenen Fackel rief ihnen zu: »Boll wartet auf euch! Er will mit euch reden. Das weiße Zelt in der Mitte!«
    Im Vergleich mit dem Dorf der Caer machte dieses Lager einen kläglichen Eindruck. Die Männer hier waren schlecht ausgerüstet und schliefen in überfüllten Notzelten.
    »Hierher, Wanderer!« dröhnte eine dunkle, fordernde Stimme. Hinter einem Lagerfeuer standen Bänke und Tische. Ein auffallend breitschultriger Mann, nicht größer als fünf Fuß und zwei Handspannen, stand auf und stellte einen Holzbecher krachend auf den Tisch. »Woher kommt ihr? Setzt euch und berichtet! Aber nur die Anführer! Die anderen sollen sich ausschlafen!«
    »Bist du Cannon Boll?« fragte Mythor und sah die schweren eisernen Bein- und Armschienen, deren Nieten und Ränder verrostet waren.
    »Du kennst mich nicht?« war die Gegenfrage. Der Anführer war ein Muskelpaket mit einem so breiten Brustkorb, wie ihn Mythor noch bei keinem Menschen gesehen hatte. Sein gerötetes Gesicht sprach von Kraft, Ausdauer und Jähzorn.
    »Ich kenne nur deinen berühmten Namen«, antwortete der Sohn des Kometen und nahm den Caer-Helm ab. »Ich traf mit meinen Freunden auf deine verkleideten Caer aus Elvinon. Wir sind Kundschafter von Graf Corian.«
    »Setzt euch. Berichtet! Wie sieht es aus?«
    Gapolo nahm ebenfalls die Caer-Rüstung und den Helm ab. Als Cannon Boll die verkleidete Buruna sah und merkte, dass sich eine dunkelhäutige Frau unter der kriegerischen Hülle befand, begann er schallend zu lachen.
    Etwas mürrisch, weil er kurz vor Morgengrauen müde war, sagte Mythor: »Du und deine fünftausend schlecht bewaffneten Männer, ihr werdet es schwer haben. Die Caer haben Dämonenpriester bei sich. Ich habe zusehen müssen... alle haben zugesehen, wie Graf Codgin den Anführer der Caer, Herzog Murdon, mit seinem Dolch niederstach. Sie alle standen im Bann der Schwarzen Magie. Stimmt es, was ich sagte, Meystral?«
    »Wir haben es gesehen. Es sah so aus. Aber die Wahrheit ist, dass der Graf den Herzog ohne Kampf ermordet hat. Blitzschnell.«
    »Das ist eine schändliche Tat, fürwahr!« schrie Boll. »Das war der schlechteste Dienst, den dieser gepuderte Narr der Lichtwelt erweisen konnte!«
    »Zweifellos. Aber er tat es nicht aus freien Stücken. Er stand unter dem Bann des Dämonenpriesters.«
    »Unsinn! Priester oder nicht. Es ändert nichts an der schaurigen Tat. Ausgerechnet bei der Übergabe der Kriegserklärung!«
    Die Männer aus Elvinon sattelten die Pferde ab und verteilten sich über das Lager. Sie warfen sich neben den Zelten und Hütten für die letzten Stunden der Nacht auf Stroh und wickelten sich in Decken und Mäntel.
    »Also. Ich werde dir jetzt erzählen, was im Lager der Caer vorgefallen ist«, sagte Gapolo, nachdem er sich vorgestellt hatte. Als er erzählte, dass die Caer in alle Richtungen davongeritten waren, schrie Cannon wutentbrannt: »Ich, der ehemalige Kommandant von Drachennest, sage es euch allen: Das war ein Schlag, den die Lichtwelt nicht leicht wird verdauen können. Dieser Codgin! Jetzt werden die Caer verschlagen und heimtückisch kämpfen.«
    »Andere werden es bald erfahren!« gab Buruna zu bedenken. Dann gähnte sie und warf Mythor einen Blick zu.
    »Das ist es eben! Das ist die Folge. Alle werden unsicher. Und das ein paar Tage vor dem Kampf, der alles entscheiden wird!«
    »Das war die Absicht der Dämonenpriester. Es ist

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