Im Niemandsland
verleihen.« Seine Stimme war seltsam flach. Seine Bewegungen waren steif, aber schnell genug. Er stand unter dem Zauber des Dämonenpriesters.
Mit einem heftigen Ruck riss Graf Codgin Poly Nerchond, während ringsherum alle Männer erstarrt waren, seinen Dolch aus der Hüftscheide. Er holte mit der rechten Hand aus und grub das aufblinkende Metall dicht unterhalb des Herzens in Herzog Murdons Körper. Die Spitze durchschnitt die Maschen des Kettenhemdes, als seien sie dünne Stricke. Murdon stieß einen würgenden Seufzer aus und krümmte sich nach vorn. Der rote Wein aus seinem Becher überschüttete die Schenkel und die prächtigen Stiefel.
Graf Codgin riss den Dolch mit Anstrengung aus der Wunde, machte drei schnelle Schritte und schwang sich in den Sattel seines Pferdes. Das Tier bäumte sich auf, und gleichzeitig rissen die Begleiter ihre Reittiere herum. Die Lanzen senkten sich, die weißen Wimpel flatterten, als die Kavalkade schnell aus dem Zentrum des Dorfes hinaussprengte.
Keiner der Caer rührte sich! Niemand zog eine Waffe.
Mythor blieb stehen und murmelte: »Die Caer lassen sie entkommen!«
Als er wieder neben Gapolo stand, der alles mit schreckgeweiteten Augen mit angesehen hatte, öffnete sich die Stoffverkleidung des Zeltes, in dem der Dämonenpriester seinen Zauber ausgeführt hatte.
Das Gesicht wie aus schwarzem Glas unter der Maske schien sich zu einem breiten, zufriedenen Lächeln zu verziehen. Dann rief der Priester mit hallender Stimme: »Ganz Caer hat diese furchtbare Bluttat gesehen! Herzog Murdon von Caer wurde von der feigen Hand eines Meuchelmörders getötet.«
Der rasend schnelle Hufschlag der flüchtenden Abordnung verlor sich zwischen den Bäumen und Zeltreihen. Die Caer stießen vereinzelt Schreie der Wut aus.
Der Priester fuhr fort, die Arme wie flehend erhoben: »Alle Sitten sind verletzt worden! Ruchloser Frevel traf unser Heer. Der Anführer der Caer ist einem feigen Attentat zum Opfer gefallen. Überall werden wir es verkünden. Landauf und landab soll es jeder erfahren, wie abgefeimt die Mittel derjenigen sind, die sich uns entgegenstellen. Uns, den tapferen Männern von Caer.« Wieder machte er eine Pause.
Der Anführer hinter Mythor gab seinen Männern vorsichtige Zeichen. Sie zogen sich so ruhig und selbstverständlich zurück, wie sie gekommen waren.
»Ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen!« stammelte Gapolo ze Chianez völlig fassungslos. »Graf Codgin stach Murdon nieder.«
Mythor sagte zwischen zusammengepressten Zähnen: »Die Caer-Priester haben Herzog Murdon geopfert. Schon lange hatte er keine Macht mehr, und jetzt wurde er zum Instrument ihrer Pläne.«
Gapolo sah zu, wie Buruna und Lamir in ihre Sättel kletterten. Der Dämonenpriester drehte sich langsam um und rief in alle Richtungen des Dorfes: »Berichtet von dieser Untat, wo immer ihr einen Menschen seht! Auf die Pferde! Setzt den Ruchlosen nach und fangt die Mörder, ehe sie von ihrem feigen Sieg berichten können.«
»Los!« rief Mythor, der die beste Chance erkannte. »Wir verfolgen sie!«
Die Elvinon-Rebellen saßen fast alle in den Sätteln. Auch Mythor und Gapolo schwangen sich auf ihre Pferde. Als sie losritten, konnten sie sehen, wie Caer den toten Herzog aufhoben und langsam in sein Zelt zurücktrugen.
»So viele Zeugen! Was ist in Codgin gefahren?« fragte Buruna tonlos.
Mythor ritt neben ihr aus dem Dorf hinaus. Sie wurden nicht aufgehalten, denn auch die echten Caer schleppten die Sättel aus den Zelten und machten sich fertig.
»Die Schwarze Magie fuhr in ihn!« sagte Lamir der staunenden Buruna. »Nicht wahr, Mythor?«
»Ja. Woran hast du es erkannt?«
»Als der Priester aus dem Zelt kam, wusste er schon alles und hatte seine Rede fertig auf der Zunge«, sagte Lamir und zupfte an Mythors Arm.
»Ich habe zugesehen«, sagte Mythor düster und wandte sich im Sattel um. Es sah so aus, als seien alle Elvinon-Rebellen hinter ihm.
Ein Anführer preschte an seine Seite und stieß hervor: »Wir reiten zum Sammelplatz. Kennst du den Weg?«
Mythor deutete nach vorn. »Nein. Führ du den Zug an! Hast du begriffen, warum ich die Caer fürchte? Was du dort gesehen hast, war nichts anderes als ein kleines Beispiel ihrer Macht.«
»Noch ist der Abend der großen Schlacht nicht da!« sagte der andere, aber seine Miene war nachdenklich.
Ein anderer sagte: »Es ist Mittag. Unsere Pferde sind frisch. Wir werden im Morgengrauen bei dem Sammelplatz eintreffen.«
Hinter ihnen stoben
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