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Im Niemandsland

Im Niemandsland

Titel: Im Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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ein Plan des Großen Drudin, zweifellos!« sagte Lamir, der einzuschlafen drohte.
    Boll deutete auf ein kleines Zelt zu seiner Rechten und rief: »Ihr mit eurer Angst vor Schwarzer Magie! Dieses Zelt ist leer. Für Gäste. Dort könnt ihr schlafen.«
    Noch standen die Sterne hell in der warmen Nacht des trügerischen Frühlings. Noch gab es keinen hellen Streifen am Horizont. Lamir und Buruna gingen zum Zelt und verschwanden darin. Mythor schien der einzige zu sein, der die drohenden Gefahren einigermaßen klar sah. Er stand auf, leerte den Becher und sah in die schmalen Augen des Rebellenführers. »Und angenommen, die Caer planen einen Schlag gegen Herzog Krude?«
    »Wie sollten sie das? Es gibt keine Caer in dem Gebiet, durch das Krude reitet«, grollte Boll.
    »Die Caer wollen Unsicherheit. Und sie wollen, dass die Herzen aller Krieger voller Furcht und böser Ahnungen sind, wenn der Kampf beginnt. Und dazu ist ihnen jedes Mittel recht. Ohne die Schwarze Magie sind Caer ebenso besiegbar wie jeder andere. Denk darüber nach, Cannon Boll! Und lass mich wecken, wenn du Nachricht von Herzog Krudes Kommen hast.
    Gehst du mit mir, Gapolo?«
    Sie schüttelten Bolls Hand. Der Mann hatte einen mörderisch harten Händedruck. Die Geschichte stimmte wohl: Meystral hatte erzählt, dass ein Heer von Caer erfolglos jene Küstenfestung belagert habe, die auf einer hohen Meeresklippe stand und heldenhaft Widerstand leistete. Erst als durch magische Vorkommnisse die Festung fiel, sprengte Cannon Boll auf seinem braunen Pferd mit weißer Mähne durch die Angreifer, tötete viele und entkam.
    »Schlaft gut. Ich sorge dafür, dass ihr nicht gestört werdet!« schrie ihnen Boll nach.
    Mythor zog das Gläserne Schwert und legte es neben sich, ehe er sich in seinen Mantel einrollte und auf das dünne Lager warf. Er schlief augenblicklich ein.
    *
    Gegen Mittag war die Sonne durch die Nebelschichten gedrungen. Sie brannte verräterisch heiß. Reges Leben erfüllte das große Lager. Zwei Gespanne voller Heu waren angekommen und wurden abgeladen; zwischen den Heuballen steckten Schwerter und andere Waffen. Die Männer schlugen sich förmlich darum. Überall brannten heiße Feuer, an denen rußige Schmiede hantierten und Sensen, Pflugscharen und andere Gegenstände zu Waffen und Harnischen, Helmen und Schildverkleidungen hämmerten.
    Ein hinkender alter Mann kam heran und schleppte einen klapprigen Tisch und ein Bündel Essen heran. »Cannon Boll zeigt den anderen, wie man kämpft. Lasst es euch schmecken. Der Brunnen ist dort beim Zeichen!«
    Er ließ das Tuch mit dem Essen auf die Bretter fallen, grinste Buruna zahnlos an und hinkte davon. Lamir rieb sich den Schlaf aus den Augen, gähnte und murmelte verschlafen: »Dieser warme Wind! Der Boden ist ganz feucht. Gut geschlafen?«
    »Mäßig«, antwortete Gapolo. »Zu kurz.«
    »Ebenso«, brummte Mythor. »Aha. Essen. Cannon Boll bewirtet die Kundschafter immerhin.«
    »Ab und zu«, flüsterte Buruna und versenkte ihre Finger in Mythors Haar, »wünsche ich mir die Zeit in der Burg zurück. Dort waren die Betten weicher.«
    Mythor hob die Schultern und schaute sich prüfend um.
    Aus jedem Winkel des großen Lagers kamen Geräusche. Die Männer wussten nichts von den magischen Kräften der Dämonenpriester und hatten keine Angst. Sie bereiteten sich auf die Schlacht am Hochmoor vor. Sie rüsteten sich aus, führten Scheinkämpfe gegeneinander, schliffen die Schneiden ihrer Schwerter. Dabei herrschte eine fast unnatürliche Entschlossenheit, sich in den Kampf zu stürzen. Selbst die einfachen Bauern, die zu diesem Heer gestoßen waren, wussten mit Gewissheit, dass dieser Kampf, diese Schlacht aller Schlachten, die Entscheidung für ihr Leben bringen würde.
    Lamir versuchte, das Essen in vier gleiche Stücke aufzuteilen, und strich das Tuch über dem Tischchen glatt.
    »Freut euch am Sonnenschein«, sagte Mythor grämlich. »Noch ist es hell und warm.«
    »Ich hätte mich lieber an der dunklen Nacht erfreut«, flüsterte Buruna in Mythors Ohr und zischte nach einer kleinen Pause: »Aber du hast ja die ganze Nacht an dieses fade Weib auf deinem Pergament gedacht! Du hast mich nicht angerührt!«
    »Ich habe zu viel mit den spitzen Steinen in meinem Rücken zu tun gehabt«, bekannte Mythor leise. Er zog seinen Dolch und spießte ein Stück gelben Käses auf.
    Die vier ungleichen Kundschafter hockten sich um den Tisch und aßen schweigend und grämlich trockenes Brot, fetten Käse, knorpeliges

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