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Im Niemandsland

Im Niemandsland

Titel: Im Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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bist. Wir werden uns bemühen, so heldenhaft zu handeln wie du.«
    »Alles übertrieben«, lachte Cannon Boll geschmeichelt. »Nicht die Hälfte ist wahr davon. Nur, als ich wie ein Rasender zwischen den brennenden Mauern hindurchsprengte, als mein Schwert die Caer niedermähte wie reifes Korn, als ich.«
    »Es ist heldenhaft, was du getan hast«, lachte ihn Mythor an. »Deswegen führst du diese fünftausend Männer an. Wieviel Mann reiten mit uns?«
    Der Breitschultrige strahlte förmlich auf. »Zwei Dutzend reiten mit euch. Macht euch fertig! Nur Mut, ihr überlebt es, auch wenn ich nicht mit euch reite. Los! In den Sattel!«
    Gapolo, Lamir und Mythor sahen sich schweigend an.
    Buruna fing zu kichern an. Mythor winkte, und sie gingen durch die Gasse des Lagers, um ihre Pferde zu suchen. Eine Stunde später, gegen Mittag, saßen siebenundzwanzig Männer und eine Frau, die aus größerer Entfernung wie ein dunkelhäutiger Caer aussah, in den Sätteln und galoppierten auf frischen Pferden in jene Richtung, aus der sich Herzog Krude dem Lager näherte.
    *
    Die Kundschafter sahen die ersten Caer in der Zeit zwischen Mittag und Sonnenuntergang. Es war ein langer schweigender Zug von Fußsoldaten, Gespannen und wenigen Reitern, die dem Hochmoor zustrebten. Zumindest bewegten sie sich in zügigem Tempo nach Südwesten, der Lorana oder Dhuannin entgegen.
    »Nach links ausweichen!« ordnete Meystral an. Die Kavalkade änderte ohne Eile ihre Richtung und sprengte über eine Lichtung auf den Waldrand zu.
    Die Caer blickten aufmerksam herüber. Von dem langen Zug dunkel gekleideter, bewaffneter Männer ging eine deutliche Drohung aus. Selbst die Wagen wirkten unheimlich. Entschlossen, wie eine riesige Schlange, kroch das kleine Heer durch das Land. Die Wolken, die über den Himmel trieben, warfen tiefe Schatten auf die Helme, Schilde und Klingen der Soldaten. Die wenigen Reiter, die den Zug anführten und eskortierten, saßen wie Statuen auf den kräftigen Pferden.
    Einige undeutliche Rufe erschollen aus den dahinmarschierenden Reihen der Caer. Mythor und Meystral ignorierten die Schreie. Das Knarren der riesigen Räder mit den breiten Felgen und die unrhythmischen Geräusche von Tausenden Stiefeln verhallten langsam, als die Pferde zwischen den dunklen Bäumen wieder hervorkamen und die Reiter sich einem neuen, unbekannten Stück Gelände gegenübersahen.
    Mythor bohrte die Hacken in die Seite des Tieres und sprengte an die Seite des Anführers. »Was tun wir, wenn uns die Caer kontrollieren?«
    »Warum sollten sie?«
    »Weil wir in entgegengesetzter Richtung reiten. Sie alle kommen uns entgegen.«
    Meystral überlegte eine Weile, während sie weiterritten und sich als nächstes Ziel einen niedrigen Hügel aussuchten. Dann sagte er: »Wir haben einen festen Auftrag von Herzog Murdon. Sie werden uns nicht widersprechen, weil sie davon nichts wissen können.«
    »Möglicherweise glauben sie uns.«
    Die Pferde fielen in einen kräfteschonenden Trab, als die Kundschafter und die Begleiter die Flanke des Hügels in Angriff nahmen. Die Gefahr, dass sie entdeckt wurden, wuchs von Stunde zu Stunde. Schweigend versammelten sich die Reiter auf der Kuppe des Hügels und blickten sich um.
    »Unser nächstes Ziel? Bald setzt die Dunkelheit ein«, wollte Gapolo wissen.
    Der Anführer deutete auf den Rand eines fernen Waldes. Übergangslos wuchsen die schwarzen, bemoosten Stämme wie eine Palisadenfront in die Höhe. Die kleinen Wipfel schüttelten sich leicht hin und her. Zwischen dem Wald und dem jenseitigen Hang des Hügels war der Boden von Gräben, Böschungen und Kieszungen durchzogen. Ein schwarzer Vogel flatterte unruhig über die leere Zone.
    »Wenn wir den Wald vor Anbruch der Nacht erreichen, sollten wir in Sicherheit sein«, sagte Gapolo. »Vorwärts, Freunde.«
    Sie ritten den Hang abwärts, formierten sich zu einer langen Reihe und drangen in das seltsam aussehende Gelände vor. Als der erste Reiter eine Stelle zwischen Hügel und Wald erreicht hatte und durch rutschenden Kies schräg über eine Böschung hinaufritt, rief Gapolo von hinten: »Eine Caer-Patrouille kommt rechts aus dem Wald!«
    Die Reiter aus Elvinon handelten schnell. Noch ehe die rund fünfzehn Caer-Reiter die Kundschafter sehen konnten, rissen sie ihre Pferde herum und sprengten im Schutz der Böschung nach rechts, auf eine Gruppe Felsen und blattloser Bäume zu. Die Reiter duckten sich tief auf die Rücken der Pferde und senkten die Lanzen. Mythor warf die

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