Im Notfall Buch aufschlagen: Tipps für alle möglichen Katastrophen (German Edition)
angesichts des glühenden Steins, der gerade vom Himmel fällt, ist: «O Gott, lass mich überleben!»
Die fröhlich leuchtenden Sternschnuppen sind in Wahrheit gigantische Steinbrocken auf potenziell tödlicher Flugbahn. 40 Tonnen kosmisches Geröll, so schätzen Experten, prasseln jeden Tag auf die Erde nieder. Meist handelt es sich dabei nur um Steinchen und Körnchen, etwa 25-mal am Tag rast aber ein größerer Klumpen auf die Erde zu, der jedoch meist als Sternschnuppe verglüht. Die Schäden, die die außerirdischen Projektile auf der Erde anrichten können, sind gewaltig. Ein Meteorit mit einem Durchmesser von 80 Metern, der im Meer einschlägt, würde 40 Meter hohe Wellen auslösen. Ein Asteroid der 300-Meter-Klasse könnte ganze Länder ausradieren. Und ein 500-Meter-Brocken würde durch Flutwellen, Staubwellen und Druckwelle wohl eine globale Katastrophe verursachen. Die Wahrscheinlichkeit, dass man im Laufe eines hundertjährigen Lebens miterlebt, wie die Erde von einem Himmelskörper der Ein-Kilometer-Klasse getroffen wird, ist dreimal höher als die Chance, während einer 100 Jahre lang währenden Lotto-Sucht den Jackpot zu knacken. In diesem kosmischen Augenblick, also den vergangenen zehntausend Jahren, bewegt sich die Erde durch eine außerordentlich steinige Zone der Galaxis. Die Gefahr einer Meteoriten-Attacke ist also besonders hoch. Und die Einschläge rücken näher.
Am 8. Februar 1969 explodierte der vier Tonnen schwere Allende-Meteorit über Mexiko, erleuchtete den Himmel und produzierte einen Steinregen, der wie durch einen Wunder keinen Menschen verletzte. Am 25. November 2004 verglühte ein Meteorit kurz vor dem Einschlag im Ruhrgebiet. Im September 2007 rammte ein Weltallklumpen einen 14 Meter breiten Krater in ein peruanisches Bergdorf. Wie aber könnte sich die Menschheit gegen einen Angriff aus dem All wehren?
Um einer Gefahr begegnen zu können, muss man sie erst einmal erkennen. Astronomen, Physiker und Mathematiker auf der ganzen Welt haben sich in der Spaceguard Foundation zusammengeschlossen, veranstalten Konferenzen mit Titeln wie «planetare Verteidigungsstrategien» und tasten den Himmel mit Riesenteleskopen nach sogenannten NEOs (Near-Earth Objects) ab, also Asteroiden oder Kometen, die uns ein wenig zu nahe kommen könnten. Die Meteoriten-Ortung ist eine kostspielige Mission, die notwendigen Riesenteleskope, die den Himmel abtasten, sind für den Privatmann nur bedingt erschwinglich. Das amerikanische Thirty Meter Telescope wird etwa eine Milliarde Dollar kosten. Da die Komplexität des Kosmos jedoch selbst mit den Supercomputern und Satellitenaugen der Weltraumbehörden nicht vollständig abgebildet werden kann, sind die Experten auf die Mithilfe von Hobbyastronomen und der Weltgemeinschaft des WWW angewiesen. Auf der Website Minor Planet Center veröffentlicht die Astronomieszene jeden Tag eine Liste mit neu entdeckten Asteroiden. Hobby-Himmelsforscher, die in der Garage oder auf dem Speicher ein privates Planetarium mit Teleskop, Computer und Digitalkamera aufgebaut haben, können sich dort für die Überwachung eines Asteroiden freiwillig melden. Die Szene der Asteroidenjäger, deren Vorsitzender übrigens im Hauptberuf in der Gepäckverladestation eins Flughafens arbeitet, umfasst längst mehrere tausend Mitglieder auf der ganzen Welt, die von den Wissenschaftlern und NASA-Bürokraten auch aktiviert werden können, wenn die Teleskope der Profis durch Wolken oder Sonnenschein geblendet sind.
Aber selbst wenn Sie nicht in der Lage sein sollten, einen Großteil Ihrer Freizeit in die Himmelsforschung zu investieren, so können Sie den Experten trotzdem helfen und den Fortbestand der Spezies unterstützen. Mega-Untersuchungen wie die NEO-Forschung leiden immer an einem Mangel an Rechenpower, weshalb Wissenschaftler gerne auf das Prinzip des sogenannten «Verteilten Rechnens» (VR) zurückgreifen, das die ungenutzten Ressourcen der Computer von Universitäten und Privatleuten nutzt. Laden Sie auf der Homepage der NASA eine Software herunter, die dafür sorgt, dass die Astronomen den Computerprozessor nutzen und die Welt retten können, wenn Sie selbst gerade keine DVD gucken oder in einem Computerspiel andere kosmische Bösewichter abknallen.
Wie wichtig jede Form von Eigeninitiative ist, zeigt der Film Armageddon , in dem nicht die NASA oder die Europäische Weltraumbehörde den Riesen-Asteroiden entdeckt, der auf die Erde zurast, sondern ein Hobbyastronom. Gelöst wird
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