Im Palast der Liebe
schon einmal gesehen, machte nämlich unter anderem den Erfolg eines Emporkömmlings aus.
Als sie ihre Plätze am Tisch für die Ehrengäste erreichten, trat Matthew beiseite, während einer der livrierten Lakaien Caterina den Stuhl hervorzog. Sobald sie sich gesetzt hatte, ließ Matthew die gleiche Prozedur über sich ergehen.
Er macht nie einen Fehler, überlegte Caterina ärgerlich. Nie wirkt er verlegen, sondern immer souverän, als hätte er sein Leben lang nichts anderes getan. Was für ein Schwindler er doch war!
Lächelnd drehte sie sich zu ihm um, als würde sie höfliche Konversation machen. „Sie sind wirklich sehr penibel. Offenbar nehmen Sie die1 Etikette überaus ernst."
„Und ob", bestätigte er lächelnd. „Ich habe einen Fernkurs gemacht, der sich als außerordentlich nützlich erwiesen hat. Im ersten Teil habe ich gelernt, wie man Messer und Gabel hält und dass man sich in der Öffentlichkeit nicht in der Nase bohrt. In den fortgeschritteneren Kapiteln wurde ich dann mit ganz besonderen Situationen vertraut gemacht - zum Beispiel wie man mit einer herzoglichen Lady zu Abend isst, ohne sich zu blamieren, indem man sich Suppe über den geliehenen Anzug schüttet."
Natürlich zog er sie auf, denn seine dunklen Augen funkelten übermütig. Caterina wollte darüber aber nicht lachen.
Deshalb lächelte sie verächtlich. „Ihre Beharrlichkeit ist wirklich bewundernswert", erklärte sie in einem Tonfall, der keinen Zweifel daran ließ, dass sie nichts an Matthew bewunderte. „Sie arbeiten beharrlich auf Ihr Ziel hin."
„Nur so erreicht man sein Ziel - indem man beharrlich darauf hinarbeitet. Ich glaube an Entschlusskraft."
Das nahm sie ihm ohne weiteres ab. Man brauchte ihm nur ins Gesicht zu schauen, denn sein Blick und der harte Zug um seinen Mund verrieten seine Entschlusskraft. Matthew Allenby bekam immer, was er wollte.
Caterina betrachtete ihn mit gemischten Gefühlen, Normalerweise bewunderte sie diese Eigenschaft bei anderen, aber nur, wenn diese Person wahrhaftige Ziele hatte. Bei ihm war das ganz sic her nicht der Fall. Plötzlich fand sie es bedauerlich.
Matthew betrachtete sie amüsiert und ein wenig distanziert, wie es seine Art war.
Nun war Caterina neugierig geworden. „Sagen Sie mal, was ist das eigentlich für ein Ziel, auf das Sie so beharrlich zusteuern?" Obwohl ihr klar war, dass er nach Macht und Einfluss strebte, wollte sie es aus seinem Mund hören.
„Meinen Sie langfristig oder kurzfristig? Meine langfristigen Ziele sind ziemlich umfassend. Falls Sie aber von meinen kurzfristigen Zielen sprechen ..." Er lehnte sich ein wenig zurück, um sie ausgiebig zu betrachten. „Ich würde sagen, mein vorrangiges Ziel in diesem Moment ist es, einen Abend in Gesellschaft einer schönen jungen Frau zu genießen."
„Wie freundlich von Ihnen."
Das klang leider nicht so schnippisch, wie sie beabsichtigt hatte. Idiotischerweise verspürte sie nämlich ein seltsames Prickeln unter seinen Blicken. Erst jetzt fiel ihr auf, wie schön seine Augen waren. Die gelben und grünen Sprenkel darin verliehen ihnen etwas Sinnliches und zugleich Verwegenes. Ein Blick in diese Augen konnte eine Frau schwach machen.
Entsetzt rief Caterina sich zur Ordnung und verwarf den Gedanken wieder. „Wie nett von Ihnen, mir so ein charmantes Kompliment zu machen", entgegnete sie spöttisch.
Matthew läche lte amüsiert. „Es ist mein Ernst. Sie sehen heute abend wirklich hinreißend aus."
„Ach tatsächlich? Das liegt wohl daran, dass ich so entspannt bin." Es war eine Anspielung auf die Bemerkung, die er am Nachmittag gemacht hatte. „Zweifellos liegt das an Ihrer Gesellschaft."
„Glauben Sie?"
Er hatte eine Hand auf den Tisch gelegt, und Caterina betrachtete sie unwillkürlich.
Sie hatte eine Schwäche für Hände - Männerhände. Und seine Hände waren besonders schön, wie ihr bereits vorher aufgefallen war.
Wieder rie f sie sich zur Ordnung und zwang sich, woanders hinzusehen. Was war bloß mit ihr los? Erst bewunderte sie seine Augen, dann seine Hände. War sie jetzt völlig übergeschnappt?
Sie riss sich zusammen. „Also, was ist nun mit Ihren langfristigen Zielen? Wollen Sie mir erzählen, was das für Ziele sind?"
„Soll ich alle aufzählen?"
„Nur die wichtigen. Ich bin neugierig." Erneut lächelte sie ihn an. Das gehörte natürlich zu ihrer Rolle.
Matthew lehnte sich. entspannt zurück. „Zuerst einmal 'möchte ich der beste Architekt Europas sein ..."
„Nur in
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