Im Palast der Liebe
tun.
Caterina war zu dem Ergebnis gekommen, dass es für sie das beste war, einfach so zu tun, als würde Matthew Allenby nicht existieren. Allerdings war es ihr ein Vergnügen gewesen, mit ihm die Klinge zu kreuzen, wenn sie ihm doch einmal begegnet war. Egal, worum es ging, sie würde ihm immer widersprechen und sich so unausstehlich geben, wie sie nur konnte.
Über Orazio hatte sie jedoch nie mit ihm gesprochen, sondern das Thema stets sorgfältig vermieden. Sie konnte nämlich für nichts garantieren, falls das Gespräch einmal darauf kommen sollte.
Wahrscheinlich wäre es bei dieser unterschwelligen Feindseligkeit geblieben, wenn da nicht die Angelegenheit mit dem Bardi-Heim gewesen wäre. Nun hatte die Situation sich geändert, und es musste etwas geschehen.
„Mylady!"
Das war Anna, die offenbar vor der Badezimmertür stand.
Caterina setzte sich in der Wanne auf. „Ja, Anna? Was ist los?"
„Mylady, Sie hatten mich gebeten, auf die Zeit zu achten. Es ist jetzt kurz nach sieben. Soll ich den Friseur nach oben kommen lassen?"
„Danke, Anna. Sie sind ein Schatz. Sagen Sie ihm, dass ich in zehn Minuten soweit bin."
Caterina lächelte in sich hinein. Es hatte ihr gut getan, einmal in Ruhe nachzudenken, denn nun hatte sie wieder einen klaren Kopf, und ihre Gewissensbisse waren verflogen. Sie würde tun, was sie tun musste, um Matthew Allenby festzuna geln. Heute abend beim Essen wollte sie den ersten Schritt machen.
Beim Gedanken daran fühlte sie sich noch besser. Langsam stand sie auf, und das warme Wasser rann an ihrem Körper herunter, als sie eines der blauen Handtücher von dem Stapel hinter sich nahm. Wie sie so dastand, sah sie genauso schön aus wie die Nixen an der Decke - schlank, aber mit weiblichen Rundungen.
Jeder normale Mann wäre bei ihrem Anblick in Versuchung geraten. Als sie das Handtuch um sich schlang, dachte sie jedoch an etwas ganz anderes.
Was hatte Matthew Allenby noch zu ihr gesagt? Dass jeder, der sich mit ihm anlegte, es unweigerlich bereuen würde? Das wollen wir doch mal sehen, ging es ihr durch den Kopf. Er würde ziemlich schnell merken, dass er sie unterschätzt hatte.
Und dann würde er es bedauern, sich mit ihr angelegt zu haben.
Als sie mit diesen kämpferischen Gedanken aus der Wanne stieg, verspürte sie genau wie vorher ein starkes Prickeln, und ein Schauer rann ihr über den Rücken.
3. KAPITEL
„Willkommen, Mr. Allenby! Setzen Sie sich zu uns. Ich möchte Sie einigen Leuten vorstellen, die Sie sicher noch nicht kennen."
Als Matthew in einem tadellos sitzenden Smoking das Foyer des Rathauses von Rino betrat, in dem bereits zahlreiche Prominente versammelt waren, ging Caterina lächelnd auf ihn zu, um ihn zu begrüßen. Keiner der Anwesenden hätte in diesem Moment vermutet, wie sehr sie sich zusammenreißen musste.
Matthew wüsste es natürlich. Und der kalte Ausdruck in ihren Augen bewies ihm, dass sie seine Warnung in den Wind geschlagen hatte. Das überraschte Matthew allerdings nicht, denn er hatte damit gerechnet. Also gut, dachte er. Gegen einen guten Kampf hatte er nichts einzuwenden, zumal seine Gegnerin so schön war.
Er lächelte ebenfalls. „Guten Abend, Lady Caterina." Dann nickte er respektvoll und schaffte es wie immer, dabei eher respektlos zu wirken. Als ihre Blicke sich begegneten, war ihm klar, dass es ein sehr unterhaltsamer Abend werden würde.
Das prächtige Rathaus von Rino war genau der richtige Rahmen für das große Ereignis. Das Gebäude stammte aus dem 18. Jahrhundert und war früher Wohnsitz eines reichen Adligen gewesen. Die breite Treppe, die hohen, gewölbten Decken und die wunderschönen Fresken an den Wänden zeugten noch immer von dem Glanz vergangener Zeiten. An diesem Abend wirkten die Räume allerdings noch prachtvoller, was unter anderem auch an den elegant gekleideten Gästen lag.
Caterina trug ein atemberaubendes aquamarinblaues Ballkleid von Versace, das die Farbe ihrer Augen noch intensiver erscheinen ließ, und dazu ihren Lieblingsschmuck - eine Kette, die ihrer verstorbenen Mutter gehört hatte, und Diamantohrringe, die sie zu ihrem einundzwanzigsten Geburtstag bekommen hatte. Es waren exquisite Stücke, und obwohl sie sich normalerweise in lässiger Kleidung und ohne Schmuck wohler fühlte, trug sie sie sehr gern.
Außerdem war es gewissermaßen ihre Pflicht, sich derart zu kleiden. Wenn ein Mitglied der herzoglichen Familie bei einem so festlichen Anlass wie diesem erschien, erwarteten die Leute ein
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