Im Palast der Liebe
bisschen Glamour für ihr Geld!
Davon einmal abgesehen, war Caterina froh darüber, an diesem Abend so elegant auszusehen. Als Schwester des Herzogs wurde sie von allen Gästen hofiert, und wie immer bei solchen Anlässen fühlte sie sich wie eine Schauspielerin, die eine Rolle spielte. Normalerweise hasste sie es, doch diesmal erleichterte es ihr einiges.
Matthew Allenby gegenüber würde sie nämlich eine ganz besondere Rolle spielen, die auch zu ihrem Plan 'ge hörte.
An diesem Abend musste sie die liebenswürdige Begleiterin mimen, indem sie ihm ihre ganze Aufmerksamkeit schenkte und ihn ständig anlächelte. Es durfte kein hartes Wort fallen, und auch von dem Ultimatum, das sie ihm gestellt -hatte, durfte sie nichts sagen. Kurzum, sie musste so tun, als würde sie sich amüsieren.
Bis jetzt hatte sie ihre Rolle perfekt gespielt.
„Ich möchte Sie mit Signor Gherardi, unserem Oberbürgermeister, bekannt machen", erklärte sie, während sie Matthew weiterführte, um ihn einigen Honoratioren von San Rinaldo vorzustellen. Dabei warf sie ihm einen vielsagenden Blick zu. Sie beide wussten nämlich, dass er ganz scharf darauf war, sich unter die Reichen und Mächtigen zu mischen, um dadurch weiter aufzusteigen. Caterina wusste, dass er spürte, wie sehr sie ihn verachtete, obwohl sie es sich den anderen Gasten gegenüber nicht anmerken ließ.
„Und hier ist jemand, den Sie sicher sehr gern kennenlernen möchten", erklärte sie leise, bevor sie in normalem Tonfall weitersprach: „Graf Riccardo, dem das wunderschöne Schloss vor der Stadt gehört."
„Graf Riccardo und ich kennen uns bereits." Mit dem gewohnt charmanten Lächeln schüttelte Matthew dem Grafen die Hand. „Wir sind nämlich beide leidenschaftliche Segler. Übrigens", fügte er demonstrativ hinzu, „hatte ich kürzlich das Vergnügen, ein herrliches Wochenende auf seiner Yacht zu verbringen."
Leidenschaftliche Segler! Was für ein passender Zeitvertreib für einen Emporkömmling! Matthew hat wirklich ein Händchen dafür, sich die richtigen Hobbys auszusuchen, dachte sie. Vermutlich spielte er auch ein bisschen Polo.
Und tatsächlich stellte sie schon bald fest, dass er einige der Honoratioren des Landes kannte.
„Wie ich sehe, haben Sie sich mächtig ins Zeug gelegt, um die richtigen Kontakte zu knüpfen", meinte sie trocken, als sie schließlich mit ihm zusammen darauf wartete, dass das Essen eröffnet wurde.
„Ich habe einige zaghafte Vorstöße gemacht." Matthew warf ihr einen amüsierten Blick zu. Es störte ihn nicht im geringsten, wenn sie solche Bemerkungen machte.
„Aber das ist nichts im Vergleich zu den großen Fortschritten, die ich heute abend gemacht habe. Die letzte halbe Stunde mit Ihnen war wirklich Goldwert."
„Ich bin überaus erfreut, dass ich Ihnen so nützlich sein konnte", entgegnete sie ironisch. „Jetzt können Sie sie bearbeiten, ihnen um den Bart gehen und noch mehr Einladungen für irgendwelche Wochenenden auf irgendwelchen Yachten sammeln."
„Was für eine tolle Idee!" erwiderte er ungerührt. „Sie haben recht, man darf nichts auf die lange Bank schieben." Als die Türen zum Sitzungssaal geöffnet wurden, wollte Caterina sich abwenden, doch er hielt sie zurück. „Haben wir nicht etwas vergessen?" Er hielt ihr den Arm hin, damit sie sich bei ihm unterhaken konnte. „Es ist nicht persönlich, aber ich glaube, es gehört zum Protokoll."
Natürlich hatte er recht. Sie warf ihm einen Blick von der Seite zu, bevor sie sich widerstrebend bei ihm unterhakte. Da seine Nähe sie nervös machte, sagte sie: „Mit der Etikette sind Sie also vertraut."
„Das muss man schließlich", erwiderte er lächelnd. „Die Kenntnis der Etikette ist ein absolutes Muss für jeden Emporkömmling."
Zusammen gingen sie vorweg in den großen Sitzungssaal, der noch prunkvoller war als das Foyer. Von der vergoldeten Decke hingen riesige Kronleuchter, die Wände waren mit kostbaren Gemälden bedeckt, und die wunderschön gedeckten Tische spiegelten sich unendlich oft in den hohen venezianischen Spiegeln an den schmalen Seiten des Raums.
Obwohl Caterina vermutlich mehr als alle anderen Gäste daran gewöhnt war, sich in einem so prächtigen Ambiente zu bewegen - der Palazzo Verde war nämlich einer der schönsten Paläste in Europa -, ließ auch sie für einen Moment den Blick anerkennend umherschweifen. Jeder muss von einem solchen Anblick beeindruckt sein, dachte sie. Außer Matthew natürlich. So zu tun, als hätte man alles
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