Im Palast des Wuestenprinzen
Zelte da drüben?“ Sie wies mit der Hand in die Richtung. „Sie gehören den Stammesführern und ihrem Gefolge.“
Während Morgan die vielen Zelte staunend betrachtete, hellte sich ihre Stimmung auf. Ein eigenartiges Glücksgefühl durchströmte sie. Dutzende von riesigen runden Zelten waren aufgeschlagen. Die bunten Flaggen, mit denen sie geschmückt waren, kündeten von der bevorstehenden großen Feier.
Plötzlich stutzte sie. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass man das alles praktisch über Nacht organisiert hatte. Selbst Kamil mit seinem Organisationstalent war nicht imstande, eine so große Feier mit so vielen Gästen innerhalb von vierundzwanzig Stunden zu organisieren. Also musste Tajik sich schon früher entschlossen haben, sie zu heiraten, vielleicht schon nach der ersten Begegnung.
Ihr fiel Nobilahs Bemerkung ein, er sei seinem Vater sehr ähnlich. Und Tajik hatte behauptet, er habe von Anfang an gewusst, dass sie für ihn die perfekte Frau sei. Zwar hatte er keinen Zweifel daran gelassen, dass es keine Liebesheirat war. Aber war es nicht trotzdem möglich, dass sich im Laufe der Zeit zwischen ihnen echte Zuneigung oder mehr entwickelte, so wie bei seinen Eltern? Vielleicht würde er sie eines Tages wirklich lieben.
Derlei romantische Vorstellungen passten eigentlich gar nicht in ihre jetzige Situation. Lieber sollte sie sich Gedanken darüber machen, wie sie von hier flüchten konnte. Dennoch schmeichelte es ihrem Ego, dass Tajik ausgerechnet sie zu seiner Frau machen wollte, und mit einem Mal war sie ganz aufgeregt.
Ging es ihr wirklich nur um ihr Ego? Oder hatte sie sich gefühlsmäßig schon viel zu sehr engagiert?
Wie auch immer, sie freute sich auf den vor ihr liegenden Abend, und die Spannung wuchs, je näher der Beginn der Feier rückte.
In dieser Nacht würde Tajik sie lieben. Sekundenlang schloss sie die Augen, als die Erinnerungen an seine Zärtlichkeiten über sie hereinbrachen. Sehnsucht erfüllte sie, und sie blickte aus dem Fenster, ohne etwas wahrzunehmen. Wie war es möglich, dass sie auf diesen ihr völlig fremden Mann so heftig reagierte? Sie verstand sich selbst nicht mehr. Allzu rasch war sie bereit gewesen, mit ihm zu schlafen, obwohl sie keine Frau war, die sich leichtfertig und unüberlegt in eine Affäre stürzte.
Bei der Ankunft in dem märchenhaft schönen Palast hatte sie kaum Zeit, die vielen Säle und luxuriös ausgestatteten Räume mit den geschmackvollen Dekorationen zu bewundern, denn man führte sie und Nobilah sogleich in die Frauengemächer.
Die nächsten Stunden vergingen wie im Flug mit einem exotisch duftenden Bad, sanften Massagen und anderer Körperpflege. Zuletzt kümmerte sich eine Haarstylistin um ihr Haar, das ihr schließlich in weichen Wellen über die Schultern fiel. Dann zog Morgan die beinah durchsichtigen Seidendessous an, die man ihr bereitlegte, und ließ sich in ein mit Goldfäden durchwirktes Gewand hüllen, das am Hals und an den Ärmeln mit kleinen Edelsteinen besetzt war. Es war so traumhaft schön, dass ihr Tränen in die Augen stiegen, als sie sich im Spiegel betrachtete.
So also musste die Frau eines Scheichs aussehen. Der Gedanke versetzte sie in Panik. Sie wusste nichts über das Land und die Menschen und sprach ihre Sprache nicht. Wie konnte sie da die Frau an der Seite des Herrschers sein?
Niemand schien ihre Bedenken und Zweifel zu teilen. Die Frauen standen um sie herum, freuten sich über das Ergebnis ihrer Bemühungen und machten ihr in gebrochenem Englisch Komplimente.
In den letzten Tagen ist eine seltsame Wandlung mit mir vor sich gegangen, gestand Morgan sich ein. Aus der steifen, zurückhaltenden Chefsekretärin mit ihrer eigensinnigen Art und der Abneigung gegen Männer war die gar nicht mehr steife oder zurückhaltende Braut des Scheichs geworden.
Schließlich führten die Frauen Nobilah in den Festsaal. Erst dann holten sie Morgan. Sie fühlte sich wie betäubt, und ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt.
Weshalb spielte sie eigentlich mit? Und weshalb ließ sie es zu, hier am anderen Ende der Welt mit einem Mann verheiratet zu werden, der sie weder gefragt noch um ihr Einverständnis zur Ehe gebeten hatte? Ich wünschte, ich wüsste die Antwort auf all die Fragen, dachte sie, während sie sich der Führung der Frauen überließ.
Plötzlich schlug ihr der Duft von am Spieß gebratenem Fleisch, Gewürzen und Kräutern entgegen, und ihr drehte sich beinah der Magen um.
Sie kämpfte gegen
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