Im Paradies der Suende
waren die Grundbegriffe“, verkündete Becky. „Bitte, nehmen Sie wieder die Anfangspositionen ein. Sie stehen Ihrem Partner gegenüber und reichen ihm die rechte Hand.“
Idiotisch. Da stand er und hielt die behandschuhte Hand einer Frau, die er kaum kannte.
Becky ging an der Reihe entlang und musterte alle Paare, so wie Rob in der Anrichtekammer die Livreen seiner Jungs nach Fettflecken, schmutzigen Handschuhen und schlampig geknoteten Krawattentüchern absuchte.
Bei Rob und Lou blieb sie stehen. „Und das Wichtigste: Blickkontakt! Und die Berührung der Hände! Das war das Äußerste an Sex, was in jener Epoche in der Öffentlichkeit erlaubt war. Tanz bedeutete seinerzeit Partnertausch, Flirten und andere Unartigkeiten.“
Pflichtbewusst suchte Rob den Blick von Lou.
„Gut“, sagte Becky. „Los geht‘s! Verbeugen und Knicksen…“
Charlie packte seine Geige aus, spielte zwei oder drei einleitende Takte. Die Paare begannen zu tanzen, während Becky ihnen Instruktionen zurief und einzelne Paare in die richtige Position schubste.
So übel war es gar nicht. Bisher hatte er nur in Clubs getanzt, meistens mit einer Bierflasche in der Hand. Das hier war anders, gelinde gesagt. Es erinnerte ihn in gewisser Weise an Fußball: Viel Beinarbeit, nicht allzu schwierig, aber es kam darauf an, wie man mit seinen Teamkameraden zusammenspielte. In einer Hinsicht war es sogar noch besser. Man näherte sich einer Frau auf eine Weise, bei der schon eine Berührung von Ellbogen und Schultern unglaublich sexy wirkte. Das bloße Lächeln einer Dame schien pure Verführung. Manchmal musste man auch die Hand eines Mannes festhalten, in seine Augen schauen und herumhopsen. Rob fand das gar nicht so schwul, wie er befürchtet hatte. Es war so ähnlich wie die Umarmungen, die Teamgefährten austauschten, wenn sie sich über ein Tor freuten.
Lou lächelte ihn an. Er lächelte zurück. Ihre Blicke glühten, wenn sie nach den kurzen Trennungen wieder zueinanderfanden, wenn sich ihre Hände erneut vereinten. „Wie gut Sie tanzen …“, sagte sie, und ihr Rock streifte seine Schienbeine.
Dann mussten sie stehen bleiben, weil sich Cathy, die mit ihrem Mann Alan neben ihnen tanzte, in die falsche Richtung drehte. „Das werde ich nie begreifen“, klagte sie. Becky schob sie an den richtigen Platz.
„Hören Sie auf die Musik“, riet Rob ihr und war von seinen Worten selbst überrascht. „Die erklärt Ihnen, was Sie tun müssen.“
„Wo sollen wir denn sein?“, fragte Alan. „Komm zurück, Cathy!“
„Nein, hier entlang!“
„Sie müssen an der Reihe vorbei zurückgehen“, erklärte Lou. „Tun Sie, was die anderen vorher getan haben. Jetzt sind Sie das erste Paar.“ Zusammen mit Rob versuchte sie die Paare neu zu positionieren, bis Becky merkte, dass alle ihre Schüler und Schülerinnen durcheinander geraten waren.
„Halt!“, rief sie.
„Gut gemacht, Partner“, sagte Lou zu Rob, und er strahlte vor Stolz. Ihre Wangen waren leicht gerötet. Während er sie zu dem kleinen Tisch mit den Getränken führte, bemerkte er ihren Duft. Er war reif und sexy, weiblicher Schweiß mischte sich mit Lavendel.
Die Gruppe entspannte sich. Es wurde gelacht, alle tauschten freundliche Beleidigungen aus und machten sich über ihre Unfähigkeit lustig.
„Irgendwie ist das wie Fußball, Mrs Connolly“, bemerkte Rob.
„Wirklich?“
„Ja.“
„Ein interessanter Vergleich.“
„Hauptsächlich geht‘s um Sie und mich, um unsere Zusammenspiel. Doch wir müssen auch auf die anderen achten. Wenn wir einen falschen Schritt machen, bringen wir die anderen durcheinander, aber wir können in die richtige Position zurückkehren. Sicher hat unsere Lehrerin einen sehr einfachen Tanz für die erste Unterrichtsstunde ausgesucht. Möchten Sie ein Glas Limonade, Ma‘am?“
„Da haben Sie völlig recht, junger Mann.“ Becky klopfte ihm auf die Schulter. „Bald werden Sie sich alle so geschmeidig bewegen wie Beckham. Und ich möchte auch ein Glas Limonade.“
7. KAPITEL
Mac
Er wanderte durch den Wald zu Vivs Pförtnerhaus, wütend auf sich selbst, auf Lou und alle anderen. Fliegen surrten um ihn herum, und er versuchte, sie mit seinem Hut verscheuchen. Die englischen Sommer waren nicht halb so schlimm wie die in Michigan, aber hier gab es erstaunlich viele lästige Insekten, denen es offenbar Spaß machte, in seine Nasenlöcher zu kriechen. Und es gab keine Fliegengitter an den Fenstern.
Verdammt wollte er sein, wenn er seine
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