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Im Paradies der Suende

Im Paradies der Suende

Titel: Im Paradies der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Mullany
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Zeit vergeudete, indem er wie ein Idiot um Frauen herumscharwenzelte, die nicht wussten, was sie wollten und ihn auch noch beleidigten. Er lockerte sein Krawattentuch und knöpfte seine Weste auf. Zum Teufel mit all den Formalitäten. Er würde ins einundzwanzigste Jahrhundert zurückkehren. Okay, er würde dieses Jane-Austen-Theater mitmachen, wie es verlangt wurde. Aber nur aus dem Grund, der ihn ursprünglich hierher geführt hatte - um seinen Artikel schreiben zu können.
    Vor ihm tauchte das Pförtnerhaus auf, und er hörte seltsame, blecherne, disharmonische Geräusche. Vivs Radio. Wie schnell man sich an die Stille gewöhnte, an Vogelgezwitscher, das Rascheln des Windes in den Zweigen, das sanfte Tappen von Ledersohlen auf Holzböden, das feminine Rascheln von Musselinkleidern …
    Er zog seine Jacke aus und klopfte an die Haustür, bevor er sie aufstieß.
    Viv blickte nur kurz auf, als er eintrat. In einem ihrer Mundwinkel hing eine Zigarette, im anderem ein paar Stecknadeln. Sie trug enge Jeans und ein bauchfreies T-Shirt. „Hallo, mein Großer. Lass mich das nur rasch fertig machen.“ Sie zeigte auf eine Schneiderpuppe, nahm eine Nadel aus dem Mund und steckte eine Falte fest. „Hübsch, nicht wahr? Leg dein Jackett weg, aber vorsichtig.“ Nachdem sie ihre Arbeit beendet hatte, wandte sie sich wieder an Mac. „Und, was kann ich für dich tun?“ Die Beine gespreizt, die Brüste nach vorn gereckt, stützte sie ihre Ellbogen auf den Werktisch.
    „Was schon vor Tagen hätte passieren müssen.“ Er stellte einen kleinen Rekorder auf den Tisch und nahm einen Notizblock und einen Kugelschreiber aus der Hosentasche.
    „Also sind die Flitterwochen vorbei?“ Sie schaltete das Radio aus. „Danke, dass du mich darum gebeten hast. Natürlich bin ich mit dem Zeitpunkt des Interviews einverstanden“, sagte sie ironisch. „Eine Tasse Tee? Schieß los.“
    Mac stellte das Aufnahmegerät an. „Interview mit der Kostümbildnerin Viv Fairfield … Verdammt, was für ein Datum haben wir heute?“
    „Den Achtzehnten.“ Sie grinste ihn an und löffelte Teeblätter in die Kanne. Dann setzte sie sich auf einen der hohen Hocker, die vor dem Tisch standen, und schlug sittsam die Beine übereinander.
    Eine Stunde später verließ er das Pförtnerhaus. Er war begeistert von Vivs Liebe zu ihrem Beruf, beeindruckt von ihren Fachkenntnissen und leicht verärgert, weil er das Interview so lange hinausgezögert hatte. Immerhin war er hier, um zu arbeiten, genauso wie Viv. Doch sie schaffte es, ihre sexuellen Bedürfnisse zu befriedigen, ohne darüber ihre Pflichten zu vernachlässigen. Das würde ihm wohl nie gelingen.
    Er freute sich darauf, endlich mit dem Schreiben dieser Geschichte anzufangen. Aber vorher wollte er noch das Badehaus besuchen. Es war der Stolz und die Freude früherer Eigentümer des Anwesens gewesen. Wie viele georgianische Landbesitzer hatten schon das Glück gehabt, eine heiße Quelle auf ihrem Grundstück zu besitzen? Statt sie kommerziell zu nutzen, ließen die einstigen Hausherren die Quelle eindämmen und einen Badeteich anlegen, den sie nur privat nutzten. Peter und Chris hatten nach Gesprächen mit Historikern und Archäologen einen schlichten runden Holzbau mit einer Lüftung im Dach in Auftrag gegeben. Das Haus schützte die Intimsphäre der Badenden und ermöglichte die Nutzung der heißen Quelle fast das ganze Jahr über. In einem Anbau, der mit Steinen aus der Gegend errichtet worden war, befand sich ein modernes Spa. Die beiden Hausherren hatten ihm erklärt, dass die Damen in jener Epoche nicht allzu viele Möglichkeiten gehabt hätten, sich zu amüsieren. Daher ihr Zugeständnis an die Wünsche heutiger Besucher.
    Dieser Standpunkt leuchtete Mac ein. In einem kommerziellen Unternehmen konnte man die historische Authentizität nur bis zu einem gewissen Grad berücksichtigen. Und die weiblichen Gäste würden wohl kaum sticken oder Klavier spielen wollen. Er nickte zwei Spa-Betreuerinnen zu, die vor dem Eingang in der Sonne saßen und rauchten. Ihre Zigaretten bildeten einen sonderbaren Kontrast zu ihren Spitzenhäubchen und den langen Kleidern.
    Dann öffnete er die Tür des Badehauses. Feuchtes Halbdunkel erfüllte den kleinen Raum. Vom Wasser, das nach Moschus und Schwefel roch, stiegen Dampfwolken empor. Auf einer Bank stapelten sich Handtücher. Er setzte sich in eine der hölzernen Kabinen und zog seine Schuhe aus. Durch die Lüftung im Dach sah er den blauen Himmel. Vor 200 Jahren

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