Im Pfahlbau
brauchte. Da er aber kein Gold in Tausch geben wollte, wartete Eva auf eine Gelegenheit, sich heimlich zu holen, was er ihr vorenthielt. Die wenigen Goldkörner, die sie gefunden hatte, brachte sie ins Heiligtum und flehte um Kraft und Gesundheit. Bald fühlte sie sich genesen und hatte wieder Freude an ihrer Arbeit. Peter gegenüber behielt sie das hochmütige Wesen bei, das ihm ihre Gesellschaft verleidete.
Durch die Schlacken mit den seltsamen roten Metallkörnchen,die er beim Abräumen der geborstenen Mauern seines ersten Brennofens gefunden hatte, war er einer neuen Sache auf die Spur gekommen. Das rote Metall ließ sich in kaltem Zustande hämmern wie Gold! Er kannte nun die blauen und grünen Steine, aus denen er es durch Erhitzen gewinnen konnte.
Seit Eva Kochgeschirr hatte, erfand sie leckere Kräutersuppen, würzige Tunken und vorzügliche Breie, von denen man angenehm satt wurde. Die Fruchtfladen, die sie aus Beeren, Nüssen, Schwaden- oder Kastanienschrot bereiten lernte und meist auf Tonscherben in heißer Asche buk, fanden Peters unausgesprochenen Beifall. Er entlohnte sie dafür mit dem, was sie brauchte. Die Erntegänge zur Zeit der Nuß- und Kastanienreife, der Bau einer größeren Vorratshütte brachten sie einander wieder näher.
Die Vorratshütte wurde größer als Evas Behausung und bekam einen steilen, nach zwei Seiten abfallenden Dachstuhl, dessen durchbohrte Sparren mit Holznägeln befestigte Längshölzer trugen. Diese deckten sie mit festgebundenem Schilfstroh. Eingetriebene, niedere Pfähle ermöglichten es, zwischen allen drei Pfahlbauten einen großen Werkplatz im Freien zu schaffen. Ein Holzgeländer sollte die ganze Siedlung einfrieden und zum Aufhängen von Fellen, Netzen und gewaschenen Geweben dienen. Kaum war das Gröbste am neuen Bau geschafft, da ging Peter auf die Herbstjagd und überließ Eva das Flechten und Verstreichen der Wände. Und weil sie schon bei der Lehmarbeit war, verstärkte sie auch gleich die Wände der alten Wohnhütten. Sie gab ihnen einen Außenbelag aus Lehm und Schilf, dessen Halme sie mit angeschnürten Querstäben niederzwang. Die Rispen waren nach unten gerichtet, so daß das Regenwasser daran ablaufen konnte. An der Wetterseite verbreiterte sie die Schilfdächer, um die dort aufgestapelten Holzvorräte vor Nässe zu schützen.
Während Eva Kiefernzapfen und Holz sammelte, kehrte Peter nach einigen beutereichen Jagdtagen zu seinem lange vernachlässigten Brennofen zurück. Als er die Schlacken ausräumte, die sich aus Feldspat und Metallverbindungen gebildet hatten, begann es sachte zu regnen. Die metallisch oder glasig glänzenden Oberflächen der Schlackenbrocken fesselten ihn. Er hämmerte an den Schlacken herum und legte die muschelig gebrochenen, scharfkantigen Splitter als künftige Werkzeuge auf einen Haufen. Auf ein zweites Häufchen kamen die metallischen Tropfgebilde, deren Gewicht ihm auffiel. Aus zerkleinerten Schlacken, den verschiedensten Stellen des Ofens entnommen, löste er rötliche, ungleich geformte Metallkörner. Einige, deren roter Glanz an der Luft lange unverändert blieb, ließen sich in kaltem Zustand leicht hämmern. Andere, die bräunlich anliefen, fielen unter dem Schlagstein auseinander. Ohne es zu wissen, hatte Peter Kupfer und Bronze gewonnen. Er wußte nur, daß diese Tropfgebilde aus blauen, grünen und jenen gelbbraunen und schwärzlichen Steinen entstanden waren, die er beim Erzsammeln aufgelesen hatte, weil ihm damals ihr Gewicht aufgefallen war. Er beschloß, solche Steine mit Bedacht zu sammeln und zu erhitzen. Wenn es ihm gelänge, sie feuerflüssig zu machen, dann mußte sich das Rot- und Braunzeug lösen und an der tiefsten Stelle des Ofenbodens zusammenfließen! Grübelnd kniete er vor seinem rätselhaften, in dunklen Metallfarben schimmernden Schatz, ohne sich um den stärker werdenden Regen zu kümmern.
Ein ätzendes Brennen an den Schienbeinen ließ ihn zusammenfahren. Eine milchige, rauchende Flüssigkeit rann die Böschung herab, sie kam vom gebrannten Kalk des Ofengemäuers, den der Regen gelöscht und zu Kalkmilch aufgelöst hatte. Peter sprang auf, wusch sich in einer Lehmpfütze die Ätzwunden und wandte sich verwundertden dampfenden Kalksteinen zu, die im Regen qualmend auseinanderbrachen und im Innern blendend weiß leuchteten. Dann holte er aus dem Ofeninneren einen trockenen Brocken Brandkalk, hüllte ihn sorgfältig in Blätter und brachte ihn heim. Aufgeregt hielt er Eva den rußigen, an der
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