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Im Pfahlbau

Im Pfahlbau

Titel: Im Pfahlbau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alois Theodor Sonnleitner
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und des schwärzlichen Steins (Zinnsteins), von dem er schon lange vermutete, daß er etwas mit der Entstehung des Braunmetalls zu tun habe. Wie schade, daß diese Steine nur in ganz geringen Mengen als Einsprengsel im Granit an den Südwänden zu finden waren! An glasigen Schlacken war deutlich zu sehen, daß sie sich dort gebildet hatten, wo der Kalk mit Quarz und Glimmerschiefer in Berührung gekommen war. Diese vielsagenden Steine verrieten Peter, womit er den Schacht des Schmelzofens beschicken mußte, wenn sich aus dem schmelzbaren Gemengsel Braunmetall oder gar das hämmerbare Rotzeug ausscheiden sollte – Bronze und Kupfer. Damit er während des Brennens von oben Erz und Brennstoff nachschütten konnte, baute er aus zwei noch grünen, armstarken Lärchenstämmen, in deren Astwinkel er Querhölzer festband, eine schräge, tragfähige Leiter zur Schachtöffnung.
    Noch während er mit dem Bau der Schachtleiter beschäftigt war, setzte kühles Wetter ein. Die Sonne, die an der Henne vorübergekommen war, verriet, daß die herbstliche Tagundnachtgleiche vorbei war und der Winter nicht mehr weit sein konnte. Um den Schmelzofen bangte Peter nicht, der Mörtel war bereits auffallend hart geworden, die Mauerung konnte dem Winter trotzen. Aber den gebrannten Kalk aus dem halboffenen Töpferofen mußte er vor Nässeretten. Er kroch in die Ofenhöhlung und begann, allen Kalk abzuklopfen und auszuräumen. Da es ein regnerischer Tag war, benützte Peter ein Rehfell zum Schutz des gebrannten Kalkes, den er vorläufig in seiner runden Pfahlhütte unterbringen wollte. Dabei machte er eine sonderbare Entdeckung. Der in die Haarseite des Felles geratene Kalkstaub ätzte, als er vom Regen getroffen wurde, die Haare weg. Kalk war also auch ein verläßliches Mittel zum Enthaaren der Bälge!
    Der Überfluß an gebranntem Kalk reizte Peter. Er ersetzte den vom Regen verwaschenen äußeren Lehmbelag der drei Hütten durch einen dicken Mörtelverputz, der den Wänden mehr Festigkeit gab. Als Kelle diente ihm das Schulterblatt eines Rehes. Um beim Tünchen bis unter den Dachrand gelangen zu können, befestigte er Evas Borstenpinsel an einem langen Asthaken. Das neue geräumige, wohlverputzte Vorratshaus gefiel ihm so sehr, daß er eine Feuerstelle pflasterte, kleine Lichtlöcher in die Wände brach und die Hütte zu einem Wohnhaus machte. Seit der Überschwemmung zog er nun zum fünften – und wie er glaubte, zum letzten Male um.
    Da er bemerkt hatte, daß der Fellbelag des Hüttenbodens schimmelte, baute er aus Quer- und Längshölzern in der linken, von der Tür entfernten Ecke seiner Behausung eine erhöhte Bettstatt. Sie bekam eine Lage Reisig, Laub und Moos, dann einen moosgefüllten Sack als Kopfpolster, das Bärenfell diente als Unterlage und eine mit Rehfellen benähte Binsenmatte als Decke. Die schräg gegenüberliegende Ecke rechts von der Türöffnung, wo die Feuerstelle war, wurde durch eine kniehohe Mauer als Herdraum ausgebaut, und unmittelbar darüber brach er in das Dach ein Loch, durch das der Rauch abziehen konnte. Doch der erste Schneesturm wirbelte die Flocken durch die Rauchluken in die Stuben, fuhr in Asche und Feuer, so daß diePfahlbauer die Glut in gedeckten Töpfen bergen und die Rauchluken schließen mußten, weil es so kalt wurde. Mochte der Qualm sich den Ausweg durch die Türfugen suchen!
    Peters neue Wohnstube verwandelte sich in wenigen Tagen in eine Werkstatt. Wohin man trat, bedeckten Knochen, Hartsteine, Tonvorräte, Schlacken, Holz und Felle den Fußboden. Die unzähligen Arbeitsgeräte, Waffen und Jagdandenken an den Wänden verrieten, daß sich alles Sinnen und Trachten des Bewohners nur um Arbeit und Jagd drehte.
    Nach sonnigen Spätherbstwochen kamen die ersten starken Fröste. Auf dem Moorbachsee lag eine blinkende, dicke Eisschicht, auf der die Pfahlbauer sicher gehen und in Gebiete des Moores vordringen konnten, die sie früher nie betreten hatten. Die Fellkleider eng um den Leib geschnürt, Arme und Beine mit breiten Fellstreifen umwickelt, so schritten und glitten sie über die Eisfläche. Peter schob einen schmalen Schlitten vor sich her, dessen Kufen er im Feuer gebogen hatte. Als Eva ihm nicht folgen konnte, riet er ihr, sich auf die Schlittenkufen zu stellen und sich an den hochgebogenen Vorderenden festzuhalten.
    Zum oberen Ufergelände des Moorgrundes vordringend, stieß sie auf einige alte Pappeln, deren Kronen von unzähligen Krähen und Wasservögeln besiedelt waren. Auf dem vom

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