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Im Pfahlbau

Im Pfahlbau

Titel: Im Pfahlbau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alois Theodor Sonnleitner
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trocknen.
    Ihr Selbstgefühl stieg mit der neuen Erfindung, nur Peters Anerkennung blieb aus.
    Er war mit Tonarbeiten für neue Gießversuche beschäftigt. Mit besonderer Sorgfalt widmete er sich der Herstellung tönerner Gußhüllen für Äxte. Durch den ersten Fehlschlag gewitzt, brachte er außer dem Einfließloch am einen Ende jeder Gußform ein Auspuffloch für die Heißluft am anderen an und begnügte sich nicht damit, die Gußformen durch Beschmauchen zu härten, sondern brannte sie hart. Eva beeilte sich, neues Geschirr zu kneten, um die Gelegenheit auszunützen, wenn er den Töpferofen wieder heizte.
     

Die Fuchshündin
    Eva kam nicht gleich dazu, mit Peter über die seltsamen Flämmchen zu sprechen. Eines Morgens hatte Peter schon vor Tau und Tag sein Floß mit Gußformen für Beile und Messer sowie mit einem für mehrere Tage berechnetenVorrat von Rauchfleisch und Fruchtfladen beladen und war weggefahren, ehe Eva ihm ihre Töpfe und Schüsseln zum Brennen mitgeben konnte. Sie fuhr ihm ungesäumt nach. Mit sichtlichem Wohlgefallen betrachtete er jedes Stück, das von Evas zunehmender Geschicklichkeit zeugte: Da war eine Salzschale auf drei Beinen, ein Kessel mit durchlochten, außen angebrachten Wülsten zum Einziehen von Hängeschnüren; ein schöner großer Vorratstopf war da, ein Henkeltopf, ein Schöpflöffel mit hohlem Stiel, in den sich ein Holzgriff schäften ließ, einige Ampeln mit Dochtrohr, Eingußöffnung und drei seitlichen Henkelchen zum Aufhängen und manches andere. Und keines der Gefäße war ohne Schmuck: Klümpchen-Reihen mit Nagelabdrücken und Strichbänder, die mit einem spitzen Knochensplitter ausgestichelt waren.
    Kaum hatte Peter das im Feuerungsraum aufgehäufte Holz angezündet, überließ er den Töpferofen sich selbst und ging zu seinem Gußofen, der knapp einen Pfeilschuß weit oberhalb des Brennofens stand. Hier gab es noch viel Maurerarbeit.
    Das Ausräumen des erst nach fünf Tagen abgekühlten Töpferofens war ein freudiges Ereignis: Keines der Gefäße war zersprungen. Wohl waren die Schüsseln ein wenig verbogen – aber brauchbar waren sie alle.
    Es kamen Arbeitstage am Schmelzofen und neue, erfolgreiche Gießversuche. Durch Hintereinanderschalten der eng aneinandergeschlossenen, mit Steinen beschwerten und umbauten Gußformen gelang Peter außer einer Lappenaxt auch eine Keilaxt, die ein Öhr zum Festbinden am Schafthaken hatte. Keines der Gußstücke war glatt und fehlerfrei; jedes hatte dort, wo die Hälften der Gußhüllen aneinandergestoßen waren, unregelmäßig geformte Leisten, und ihre Oberfläche war von den Sandkörnern narbig. Aber das Abraspeln und Glattschleifen war eine vergnügliche Arbeit, denn was Peter dann in Händen hielt, war brauchbar und schön. Der Metallkuchen aus dem Sammelnapf des Schmelzofens reichte für mancherlei Waffen und Geräte: eine Klemme, einen Hammer sowie Meißel und Spaten. Peters Augen glänzten vor Erfinderstolz, während er Eva die neuen Geräte zeigte.
    Und doch war seine Klemme nichts anderes als die Nachahmung eines Fingers mit dem dagegendrückenden Daumen, sein Hammer eine metallene Faust, der Stiel ein Holzarm, der Meißel mit seiner Schneide ein metallener Finger mit dem schabenden Nagel daran, der erste Spaten nicht etwa eine Nachbildung des oft gebrauchten Schulterblattes, sondern eine Nachahmung der grabenden Hand. Mit seinen Keilen und Beilen konnte Peter jetzt nicht nur Baumstämme zerklieben, sondern auch Bretter abspalten, die sich mit einem glühend gemachten, rübenförmigen Eisenstäbchen leicht durchlochen und mit Holznägeln zu Geräten fest verbinden ließen. Das erste, was er auf Evas Wunsch daraus fertigte, war eine dicke, durch Querhölzer verbundene, glattgeschabte Holzscheibe, die beim Sitzen auf dem Erdboden zum Auflegen von Speisen dienen sollte. Bald versah er diese erste fußlose Tischplatte mit drei kniehohen schräg eingesetzten Beinen und verwandelte sie in ein tragbares, dreibeiniges Tischchen, das sich immerdort aufstellen ließ, wo das beste Licht war. Gelegentlich diente es auch zum Sitzen. Der nächste Schritt war nicht schwer; bald darauf baute Peter einen fast hüfthohen Werk- und Eßtisch und einen richtigen Hocker. Die neuen Geräte aus Metall, die Möglichkeiten, die sie versprachen, öffneten ihm die Augen für die Mängel des Pfahlbaues. Dieses Flechtwerk aus Zweigen, Ästen und Stämmen, die vielen Bindungen, auf die doch kein Verlaß war – alles das erschien ihm nun so

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