Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Profil des Todes

Im Profil des Todes

Titel: Im Profil des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
Vom Netzwerk:
denen sie gerecht
    werden musste. Hör auf, dich zu bemitleiden.
    Zumindest war Bewegung in die Sache gekommen.
    »Schlafen Sie schon?«
    Sie öffnete die Augen. Jane stand mit einem Tablett in der Hand vor ihr. »Nein, ich ruhe nur meine Augen aus. Ich habe letzte Nacht nicht viel geschlafen.«
    Jane stellte das Tablett auf den Couchtisch. »Ich habe mein Sandwich auch mitgebracht, aber vielleicht
    wollen Sie lieber allein sein.«
    Eigentlich war es Jane, die ihr Bedürfnis nach Gesellschaft niemals eingestand. »Gerade fing ich an, mich ein wenig einsam zu fühlen. Setz dich. «
    Jane kauerte sich in die andere Ecke der Couch.
    »Isst du nichts?«, fragte Eve.
    »Doch, doch.« Sie nahm ihr Sandwich und mümmelte
    daran herum. »Sie sind oft einsam, stimmt's? «
    »Hin und wieder.«
    »Aber Sie haben Ihre Mutter und Joe und Mr Logan. «
    »Das stimmt.« Sie biss von ihrem Sandwich ab. »Bist du manchmal einsam, Jane? «
    Sie reckte das Kinn vor. »Nein, natürlich nicht.«
    »Ist mir nur so in den Sinn gekommen. Du hast dich in letzter Zeit gar nicht mehr nach Mike erkundigt. «
    »Sie haben doch gesagt, dass Ihre Mutter dafür sorgen will, dass er von seinem Vater wegkommt. Wenn das klappt, wird's ihm auch gut gehen.« Plötzlich wirkte sie besorgt. »Warum? Stimmt was nicht? Hat dieser
    Anwalt ihn rausgeschmissen und ... «
    »Nein, Mom erzählt sogar, dass sie sich anfreunden.
    Alles in Ordnung. « Zumindest mit Mike, aber sie hatte zunehmend den Eindruck, dass irgendetwas mit

    Jane nicht stimmte. »Es ist hart, von seinen Freunden getrennt zu sein, und ich weiß, dass du Mike gern hast.
    Ich habe schon oft gedacht, dass du dich auch manchmal einsam fühlen musst.«
    »Ich doch nicht.«
    Sie musste einen anderen Weg versuchen. »Ich wun-
    dere mich, dass du nicht bei Monty bist. Er braucht dich. «
    Schweigen. »Er braucht mich nicht. Sarah meint zwar, es tut ihm gut, wenn ich da bin, aber er braucht nur sie.
    Er merkt kaum, dass ich da bin. «
    Aha, da lag der Hase im Pfeffer. »Das glaube ich aber schon. «
    Jane schüttelte den Kopf. »Es ist ihr Hund. Er gehört zu ihr.« Sie wich Eves Blick aus. »Ich wollte, dass er zu mir gehört. Ich habe gedacht, wenn ich ihn nur genug lieb habe, wird er mich mehr mögen als Sarah.«
    Und mit trotziger Miene fügte sie hinzu: »Am liebsten würde ich ihn ihr wegnehmen. «
    »Ich verstehe. «
    »Wollen Sie mir jetzt nicht sagen, wie böse das ist?«
    »Nein.«
    »Es ist böse. Ich ... mag Sarah. Aber ich liebe Monty.
    Ich wünschte, er würde zu mir gehören. « Sie ballte ihre Hände zu Fäusten. »Ich wünschte, irgendetwas würde zu mir gehören.«
    »Aber er gehört doch zu dir. Er gehört einfach noch mehr zu Sarah. Das ist nur natürlich. Sie war zuerst in seinem Leben.«
    »So wie Bonnie zuerst in Ihrem war?«
    Diese Frage erwischte Eve eiskalt. »Ich dachte, wir reden über Monty. Was hat das jetzt mit Bonnie zu tun?«
    »Sie hat zu Ihnen gehört. Deshalb helfen Sie mir
    doch, oder? Das ist alles wegen Bonnie, nicht wegen mir. «
    »Bonnie ist tot, Jane.«
    »Aber sie gehört immer noch zu Ihnen. Sie nimmt
    immer noch die erste Stelle ein. « Sie biss ein Stück von Ihrem Sandwich ab. »Nicht, dass es mir was aus-macht. Warum auch? Es geht mich nichts an. Ich finde es nur merkwürdig.«
    O Gott, jetzt fing sie auch noch an zu weinen. »Jane. «
    »Es macht mir nichts aus. Es macht mir überhaupt
    nichts aus. «
    »Mir schon.« Sie rutschte auf der Couch zu Jane hin-
    über und nahm sie in die Arme. »Ich helfe dir, weil du ein ganz besonderer Mensch bist, nur aus diesem
    Grund. «
    Jane war steif wie ein Brett in Eves Armen. »Und Sie mögen mich?«
    »Ja.« Gott, sie hatte schon fast vergessen, wie klein und zierlich sich der Körper eines Kindes anfühlte. »Ich mag dich sehr.«
    »Ich ... mag Sie auch.« Langsam entspannte sich Jane wieder. »Ist schon in Ordnung. Ich weiß, dass ich bei Ihnen nicht an erster Stelle stehen kann, aber vielleicht können wir ja Freunde sein. Sie gehören zu niemand so, wie Monty zu jemand gehört. Ich würde gerne ... «
    Sie beendete den Satz nicht.
    »Klar geht das«, erwiderte Eve. Jane brach ihr das Herz. Sie war so abweisend, so widerspenstig und
    doch so hilflos. »Ich wüsste nicht, warum es nicht gehen sollte, du etwa?«
    »Nein.« Jane lag eine Weile still an sie geschmiegt, dann schob sie Eve weg. »Okay. Abgemacht.« Sie
    stand auf und lief eilig zur Tür. »Ich bringe Monty jetzt was zu fressen und dann gehe ich

Weitere Kostenlose Bücher