Im Profil des Todes
wollte ihren Tod.« Sie schüttelte den Kopf. »Das macht mir am meisten Angst. Man kann noch so ein
gutes Leben führen, so anständig wie möglich, es
spielt keine Rolle. Ein Verrückter wählt dich nach dem Zufallsprinzip aus und nimmt dir alles. Das ist nicht fair.«
»Deshalb ist es so wichtig, dass wir jeden Tag so leben, als wäre es unser letzter, dass wir uns nicht verschließen.«
Offensichtlich ging es nicht mehr um Debby Jordan.
»Ich verschließe mich nicht. Aber ich entscheide
selbst,
was ich von meinem Leben erwarte«, gab Eve zurück.
»Dann solltest du deine Ansprüche endlich hoch
schrauben. Du führst ein reichlich armseliges Leben.«
»Ich bin zufrieden, wie die Dinge sind.«
»Schwachsinn.«
»Himmel Herrgott, warum willst du alles verändern? «
»Ich bin egoistisch. Ich will mehr.«
»Ich kann nicht ... ich will nicht ...«
»Sex? «
Eve erstarrte. Das war genau das Thema, über das
sie nicht mit ihm sprechen wollte. Sie hatte es unzählige Male von sich weggeschoben, als sie vergangene Nacht im Bett gelegen hatte.
»Ich glaube, du willst es.« Er sah sie nicht an. »Du hattest nur wenige sexuelle Beziehungen, seit Bonnie gestorben ist. Nichts Ernstes. Du hast nicht
zugelassen, dass es ernst wird. Es hätte deiner Arbeit geschadet. «
Joe hatte nie zuvor mit ihr über diese flüchtigen Beziehungen gesprochen. Sie hatte nicht einmal gewusst, dass er sie überhaupt registriert hatte. »Es würde auch jetzt meiner Arbeit schaden. «
»Dann wirst du einen Weg finden müssen, es zu ver-einbaren.« Er sprach mit ruhiger Stimme. »Weil ich nämlich hier bin und es mir verdammt ernst ist. Ich ha-be dich beobachtet und abgewartet. Ich habe gelernt, meine Eifersucht zu beherrschen, meine Wut und
meine Verzweiflung. Ich habe dich nie davon
abgehalten, zu anderen Männern zu gehen, weil ich wusste, dass das zu deinem Heilungsprozess gehörte.
Von mir brauchtest du etwas anderes. Und du hast es bekommen. «
»Joe ...«
»Mein ganzes Leben dreht sich um dich, seit ich dich kenne. Du bist mein Mittelpunkt geworden. Ich weiß nicht, warum. Ich habe es mir nicht ausgesucht.«
Schließlich sah er sie an. »Aber wenn du einmal über Bonnie und alle anderen verlorenen Kindern hinaus-denkst, dann wirst du feststellen, dass ich für dich genauso zum Lebensmittelpunkt geworden bin. «
»Du bist mein Freund, Joe.«
»Für alle Zeiten. Aber ich kann mehr sein. Ich kann deinem Körper gut tun. « Er schwieg einen Augenblick.
»Und ich kann dir ein Kind schenken.«
» Nein. «
»Habe ich dir einen Schrecken eingejagt? Schon der Gedanke macht dir Angst, dabei wäre es genau das, was dich wieder gesund machen würde. Und es wäre
doch weiß Gott kein Verrat an Bonnie.«
»Nein. «
Er zuckte die Achseln. »Ich werde dich nicht bedrängen. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns, bis wir so weit sind. «
Gequält und verwirrt starrte sie ihn an. »Joe, es würde nicht funktionieren.«
»Es wird funktionieren. Ich werde dafür sorgen, dass es funktioniert.« Er lächelte. »Zuallererst werde ich dich dazu bringen, mich als Sexobjekt zu betrachten statt als Bruder. Möchtest du hören, wie gut ich im Bett bin? «
Ein Scherz. Oder etwa nicht? Sie war derart verwirrt, dass sie nicht mehr wusste, was sie von ihm halten sollte.
»Nein, lieber würde ich es dir zeigen.« Sein Lächeln schwand. »Mir ist klar, dass es weder die richtige Zeit noch der passende Ort ist. Obwohl es mir vorkommt, als hätten wir den Großteil unserer gemeinsamen Jahre damit verbracht, am Rande irgendwelcher Gräber zu balancieren. « Er streckte die Hand aus und berührte ihre Wange. »Du solltest wissen, dass ich dich die meiste Zeit nicht so sehr als gute Freundin betrachte.
Wenn ich dich ansehe, stelle ich mir uns beide im Bett vor, wie du auf mir liegst oder deine Hände auf ... « Er warf seinen Kopf in den Nacken und lachte. »Wie weit du die Augen aufreißen kannst.«
»Herrgott noch mal, Joe.« Sie hatte das Gefühl,
knallrot geworden zu sein. »Ich will nicht daran denken. « Aber sie würde es tun. Sie würde gar nicht verhindern können, sich an seine Worte zu erinnern.
Und er wusste das.
»Schon gut.« Lächelnd legte er den Arm um sie.
»Entspann dich. Ich habe nichts dagegen, dir hin und wieder als Schulter zum Anlehnen zu dienen. Ich eröff-ne unserer Beziehung lediglich interessantere
Perspektiven. «
Sie sollte keinen Trost bei ihm suchen. Es war nicht fair. Außerdem lenkte es nur vom
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