Im Profil des Todes
wilde rote Locken. Aber neben der Büste wirkte sie kleiner als sonst.
»Ich habe jetzt Wichtigeres zu tun. «
Bonnie kräuselte die Nase und betrachtete Eve über die Schulter hinweg. »Ja, du glaubst, du hättest mich gefunden. Ich habe es dir schon so oft gesagt: Ich bin nicht mehr da. Es ist nur noch ein Haufen Knochen. «
»Deine Knochen?«
»Woher soll ich das wissen? Ich kann mich daran nicht erinnern. Du würdest bestimmt nicht wollen, dass ich mich daran erinnere. «
» Um Himmels willen, nein. Aber ich glaube, dass du weißt, wo er dich vergraben hat. Warum sagst du es mir nicht? Ich will dich doch nur nach Hause holen. «
» Weil ich möchte, dass du vergisst, wie ich gestorben bin. « Bonnie trat ans Fenster und blickte aufs Meer hinaus. »Ich möchte, dass du dich nur daran erinnerst, wie ich war, als ich noch bei dir war, und wie ich jetzt bin.«
»Ein Traum.«
»Ein Geist«, verbesserte Bonnie sie. »Irgendwann gelingt es mir, dich zu überzeugen. «
» Und dann werden sie mich in die Klapsmühle
stecken. «
Bonnie kicherte. »Ach was. Das würde Joe nie
zulassen. «
Eve lächelte und nickte. »Er würde ordentlich Rabatz machen. Dieses Theater würde ich mir gern ersparen, wenn du nichts dagegen hast. «
»Mir egal. Wahrscheinlich ist es sogar besser so, dass du niemandem von mir erzählst. « Sie neigte den Kopf.
»Ich finde es sehr schön, dass wir immer wieder solche Augenblicke für unsallein haben. Unser ganz besonderes Geheimnis. Weißt du noch, was wir alles für Geheimnisse hatten? Wie wir Oma einmal zu ihrem Geburtstag mit diesem Ausflug in die Callaway Gardens überrascht haben? Wir haben sie ins Auto gepackt und sind losgefahren. Die Blumen waren so schön, es war Frühling. Bist du seitdem noch mal da gewesen?«
Bonnie, wie sie durch die Callaway Gardens rannte und wie sie strahlte vor Freude und vor Aufregung ...
»Nein. «
»Hör auf damit.« Bonnie runzelte die Stirn. »Die Blumen sind immer noch wunderschön und der Himmel ist immer noch blau. Freu dich doch darüber. «
»Jawohl, Ma'am. «
»Du sagst es, aber du meinst es nicht wirklich. « Sie sah wieder aufs Meer hinaus. »Du freust dich darauf, von der Insel wegzukommen, stimmt's?«
»Ich habe einen Auftrag. «
»Du hättest die Insel sowieso bald verlassen. « »Nicht unbedingt. Es ist so friedlich hier. Ich mag das Licht und die Ruhe. «
» Und du magst Logan und willst ihm nicht wehtun. «
»Ich habe ihm wehgetan.«
»Er wird traurig sein, wenn du gehst, aber er wird es verkraften. « Sie schwieg einen Augenblick. »Ich wusste, dass Joe dich holen würde, aber ich wusste nicht ...
Mir gefällt das nicht, Mama. «
»Dir hat es noch nie gefallen, dass ich dich suche. «
»Nein, ich meine ... ich habe so ein Gefühl ... da ist eine Dunkelheit. «
»Du hast Angst, ich könnte es nicht überleben, an deinem Schädel zu arbeiten. «
»Es wird dir schaden, aber das ist es nicht, was ... «
Sie zuckte die Achseln. »Du wirst ja sowieso fahren.
Du bist so ein Dickschädel. « Sie lehnte sich an die Wand. »Schlaf jetzt wieder. Du musst noch packen.
Übrigens, die Alterssimulation hast du sehr gut hin-gekriegt. «
»Danke«, erwiderte sie spöttisch. »Eigenlob stinkt. «
»Nie kann ich dir ein Kompliment machen«, be-
schwerte sich Bonnie. »Du glaubst immer, du machst es dir selbst. «
»Na ja, wenn du ein Traum bist, ist das ja wohl die logische Schlussfolgerung.« Sie schwieg einen Augenblick. »Libbys Vater muss ein gewalttätiger Mensch sein. Er hat sie aus Rache entführt. Lebt Libby noch?
Sie ist nicht zufällig bei dir?«
Bonnie hob die Augenbrauen. »In deinen Träumen oder auf der anderen Seite? Du kannst nicht beides haben, Mama. «
» Vergiss es. «
Ein Lächeln huschte über Bonnies Gesicht. »Sie ist nicht hier bei mir. Du hast die Möglichkeit, sie nach Hause zu bringen. «
»Das wusste ich. « Eve drehte sich wieder auf die Seite und schloss die Augen. »Ich hätte diese ganze Arbeit nicht auf mich genommen, wenn ich nicht gewusst hätte, dass die Chancen gut stehen. «
»Ist das eine logische Schlussfolgerung?«
Genau. «
»Und nicht vielleicht Instinkt?«
»Tut mir Leid, wenn ich deine Illusionen zerstören muss, aber diese Träume sind die einzige Dummheit, die ich mir erlaube ... Wirst du mich begleiten?«
»Ich bin immer bei dir.« Nach kurzem Schweigen fuhr sie zögernd fort. »Aber vielleicht wird es für mich schwieriger durchzukommen. Die Dunkelheit ... «
»Bist du
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