Im Profil des Todes
indem er damit droht, ein weiteres Mädchen zu töten. Und er wollte die zwei in meinem Bewusstsein miteinander verknüpfen.
«
»Und ist ihm das gelungen?«
»Natürlich nicht.«
Spiro sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. »
Bestimmt nicht? «
Sie senkte den Blick. » Ich würde nicht zulassen, dass er mir das antut.«
»Hoffentlich.«
»Wir müssen sie finden. Wir müssen dieses kleine
Mädchen finden. «
»Vielleicht gibt es sie gar nicht«, wandte Joe ein.
»Es gibt sie.«
»Vielleicht hat er sie schon umgebracht.«
Sie schüttelte den Kopf. Diesen Gedanken wollte sie nicht zulassen. »Das glaube ich nicht.«
»Ich werde die Analyse des Schachtelinhalts unver-züglich veranlassen und komme dann wieder her.«
Spiro wandte sich an Joe. »Ich möchte wissen, wie Dom so nah ans Haus kommen konnte. «
»Das habe ich mich auch schon unzählige Male ge
fragt. Im Grunde ist es unmöglich. Aber es ist passiert.
Eve braucht mehr Wachen. «
»Dieser See hat unendlich viele Buchten und Neben-arme. Kein Mensch kann verhindern, dass jemand von irgendeiner Bucht aus mit einem Kanu zur Hütte pad-delt. Meine Männer müssten eine zwei Meilen lange Kette bilden, um den ganzen See zu überwachen.«
»Dann bringen Sie zumindest die technische Ausrüstung her, um seine Anrufe zurückzuverfolgen.«
»Ich glaube zwar nicht, dass das viel nützt«, erwiderte Spiro, »aber ich muss zugeben, dass ...«
»Nein«, schaltete sich Eve ein.
Die beiden Männer sahen sie an.
»Wenn er merkt, dass die Anrufe zurückverfolgt
werden, ruft er vielleicht nicht mehr an. Aber ich muss mit ihm reden.«
Joe fluchte vor sich hin.
»Du weißt, dass ich es tun muss, Joe.«
»Ja, klar. Er hat dich schon im Griff, verdammt.«
»Und wenn er nicht mehr anruft?«, fragte Spiro.
»Er wird wieder anrufen. Bald.« Sie hob den Kopf. »Er will, dass ich weiß, wer dieses Mädchen ist.«
»Sie wissen doch, wer sie ist. Er hat ihren Namen und ihr Alter genannt.«
»Das war nur ein Köder. Genug, um mir Angst zu
machen, aber nicht genug, um sie zu finden. Wir müssen sie finden.«
»Dann liegt es in Ihrer Verantwortung, Dom dazu zu bringen, mehr preiszugeben«, sagte Spiro.
Ihre Verantwortung. Das war es, was Dom wollte, dass sie sich verantwortlich fühlte für das Leben dieses Mädchens. Dass sie alles tat, um ein kleines Mädchen zu retten, das sie nicht einmal kannte.
Sie heißt Jane.
Und sie war erst zehn Jahre alt. Zu jung, um sich gegen das Monster zur Wehr setzen zu können, das auf sie lauerte.
Ein kleines Mädchen. Sie würde so hilflos sein ...
Janes Faust landete mitten auf Changs Nase, sodass das Blut spritzte. » Gib ihn wieder her. «
Chang schrie auf und hielt sich die Nase. »Fay, Janie hat mich geschlagen. Ich hab nichts gemacht, trotzdem hat sie mich geschlagen. «
»Jane, hör auf damit«, rief Fay aus der Küche. »Und Chang, hör auf zu petzen.«
»Gib ihn wieder her«, fauchte Jane mit zusammen-
gebissenen Zähnen.
»Diebin. Miststück.« Chang wich zurück. »Ich erzähl es Fay und sie lässt dich ins Gefängnis werfen.«
» Gib ihn her. « Sie boxte ihm in den Magen und fing den Apfel auf, der ihm aus der Hand fiel. Sie wollte gerade das Zimmer verlassen, als Fay rief: »Einen Moment, Jane.« Sie seufzte und verharrte auf der Stelle.
Pech gehabt. Fast wäre sie draußen gewesen.
»Sie hat einen Apfel aus dem Kühlschrank geklaut.
Seit Tagen klaut sie Sachen. « Chang setzte ein
gehässiges Lächeln auf. »Du lässt sie doch
einsperren, oder, Fay? «
»Was für Sachen?«
»Zum Essen. Gestern hab ich gesehen, wie sie ein
Sandwich in die Schultasche gepackt hat. « » Stimmt das, Jane? «
Jane gab keine Antwort.
»Und sie hat mich geschlagen.«
»Sei still, Chang. Herrgott noch mal, du bist fünf Zentimeter größer als sie.«
»Du hast aber gesagt, ich soll mich nicht prügeln«, erwiderte er schmollend.
»Ich habe dir auch gesagt, du sollst nicht petzen, und trotzdem tust du es.« Fay wühlte in ihrer Tasche und gab ihm ein Papiertaschentuch. »So, jetzt geh. Sonst kommst du noch zu spät zur Schule.«
Chang putzte sich die Nase. »Jane ist gestern zu spät gekommen. «
»Jane kommt nie zu spät zur Schule. «
» Gestern ist sie aber ... « Er bemerkte Janes drohen den Blick und schlich sich zur Haustür. »Frag sie selbst. « Er machte sich davon.
Fay verschränkte die Arme vor der Brust. »Also fra ge ich dich. «
»Ich bin zu spät gekommen.«
»Warum?«
»Ich hatte was
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