Im Profil des Todes
werde dort sein.«
Eve sah Grunard nach, wie er zum Aufzug ging, dann folgte sie Joe in die Wohnung. »Er wirkt ...«, sie suchte nach dem passenden Wort, »vertrauenswürdig auf
mich. «
»Deshalb ist er auch so beliebt.« Er verschloss die Tür.
Eve ließ den Blick durch das Apartment schweifen.
»Meine Güte, du hast dir aber nicht besonders viel Mühe gegeben. Sieht ja aus wie ein Hotelzimmer.«
Er zuckte die Achseln. »Ich sagte doch, dass ich mich hier nur zum Schlafen aufhalte.« Er ging in die Küche.
»Ich mache uns Kaffee und Sandwiches. Ich glaube
kaum, dass wir bei diesem Treffen mit Barbara Eisley groß zum Essen kommen werden.«
Sie folgte ihm in die Küche. Sie bezweifelte zwar, dass sie einen Bissen herunterbekommen würde, aber sie musste etwas essen. Sie würde viel Kraft brauchen.
»Ich glaube, ich bin Miss Eisley schon einmal
begegnet. «
»Wann war das?«
»Vor vielen Jahren. Als ich noch ein Kind war. Es gab da eine Sozialarbeiterin ... « Sie schüttelte den Kopf.
»Vielleicht irre ich mich auch.«
»Erinnerst du dich nicht mehr?«
»Ich habe eine Menge Dinge aus jener Zeit verdrängt.«
Sie verzog das Gesicht. »Es war nicht gerade ein
angenehmer Lebensabschnitt. Mom und ich sind
dauernd umgezogen und jeden Monat drohte die Für-
sorge, mich meiner Mutter wegzunehmen und in eine Pflegefamilie zu stecken, wenn sie nicht endlich vom Crack loskam.« Sie öffnete die Kühlschranktür. »Puh, das ist ja alles vergammelt.«
»Dann mache ich einen Toast.«
»Wenn das Brot mal nicht verschimmelt ist.«
»Sei nicht so pessimistisch.« Er öffnete die Brotkiste.
»Nur ein bisschen pappig.« Er steckte zwei Scheiben in den Toaster. »Wenn man bedenkt, was du als Kind mitgemacht hast, wärst du in einer Pflegefamilie vielleicht besser aufgehoben gewesen.«
»Vielleicht. Aber ich wollte nicht weg. Es gab Zeiten, da habe ich Mom gehasst, aber sie war meine Mutter.
Ein Kind findet die eigene Familie immer besser als irgendwelche Fremden.« Sie holte die Butter aus dem Kühlschrank. »Deshalb ist es auch so schwierig, misshandelte Kinder aus ihren Familien herauszuholen. Sie haben immer die Hoffnung, dass alles wieder gut wird.
«
»Nur ist das leider nicht oft der Fall.«
»Bei der kleinen Jane anscheinend auch nicht. Sie ist schon bei der vierten Pflegefamilie. « Sie trat ans Fenster und blickte auf die Straße hinunter. » Du machst dir keine Vorstellung, wie hart es da draußen ist für ein Kind. «
»0 doch. Ich bin Polizist. Ich erlebe es ständig.«
»Aber du bist nicht auf der Straße aufgewachsen. «
Sie lächelte ihn über die Schulter an. »Reicher
Schnösel. «
»Mal nicht so hochnäsig. Ich kann schließlich nichts dafür. Ich habe alles versucht, damit meine Eltern mich verstoßen, aber sie wollten einfach nicht. Stattdessen haben sie mich nach Harvard geschickt.« Er stöpselte die Kaffeemaschine ein. »Hätte schlimmer kommen
können, zuerst wollten sie mich nach Oxford
schicken.«
»Hartes Brot. « Sie sah wieder aus dem Fenster. »Du sprichst nie über deine Eltern. Sie sind gestorben, als du im College warst, stimmt's? «
Er nickte. »Ein Bootsunglück vor der Küste von
Newport. «
»Warum willst du nicht über sie sprechen?«
»Da gibt's nicht viel zu sagen.«
Sie wandte sich ihm zu. »Verdammt, Joe, du bist doch auch nicht als Erwachsener in Atlanta vom Himmel
gefallen. Wie oft wollte ich schon mit dir über deine Familie sprechen und über deine Kindheit. Warum
weichst du immer aus? «
»Weil es nicht wichtig ist.«
»Es ist ebenso wichtig wie meine Kindheit.«
Er lächelte. »Nicht für mich.«
»Du machst aber nur fünfzig Prozent dieser Freundschaft aus. Und du weißt alles über mich. Hör endlich auf, mich auszuschließen.«
»Ich halte nichts von dieser Wühlerei in der Vergangenheit. «
»Wie zum Teufel soll ich dich wirklich kennen lernen, wenn du nicht mit mir redest? «
»Sei nicht albern. Du kennst mich.« Er lachte in sich hinein. »Himmel, wir sind seit mehr als zehn Jahren eng befreundet. «
Er wich schon wieder aus. »Joe.«
Er zuckte die Achseln. »Okay, du willst also etwas über meine Eltern erfahren. Ich habe sie nicht besonders gut gekannt. Sie haben aufgehört, sich für mich zu interessieren, als ich aufhörte, ein niedlicher kleiner Junge zu sein.« Er holte Tassen aus dem Küchen-schrank. »Ich kann es ihnen nicht vorwerfen, ich war kein einfaches Kind. Zu fordernd.«
»Du und fordernd? Kann ich mir gar nicht
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