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Im Profil des Todes

Im Profil des Todes

Titel: Im Profil des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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zu erledigen.«
    »Und was?« Jane schwieg.
    »Hast du Lebensmittel gestohlen?«
    »Nicht viel.«
    »Du weißt doch genau, dass ich mit dem Essensgeld für euch drei kaum über die Runden komme.«
    »Ich werd dafür morgen nichts essen.«
    »Du isst schon jetzt nicht genug. Chang und Raoul sind diejenigen, die ständig Hunger haben. Und des halb frage ich mich, wieso du Lebensmittel stiehlst, wo du mein Abendessen meistens nicht anrührst.«
    Jane antwortete nicht.
    »Als ich in der vierten Klasse war, gab es einen Schlä ger, dem ich jeden Tag meine Brote geben musste. Ich würde es verstehen, wenn du ... «
    »Ich muss sie niemandem geben.«
    Fay lächelte matt. »Und wenn es einer versuchen
    würde, würdest du ihm eins auf die Nase geben.«
    Jane nickte.
    »Vielleicht kann ich dir helfen, wenn du ein Problem hast. «
    »Ich habe kein Problem.«
    »Und du würdest es mir auch nicht sagen, wenn es so wäre. Warum frage ich überhaupt?« Fay strich sich müde eine Haarsträhne aus der Stirn. »Nun mach
    schon. Du kommst noch zu spät.«
    Jane zögerte. Ab jetzt würde es schwieriger sein, etwas Essbares aufzutreiben. Ob sie Fay vertrauen
    konnte? »Kann ich den Apfel behalten?«
    »Wenn du mir sagst, wofür. «
    »Jemand braucht ihn.«
    » Wer? «
    » Er kann nicht nach Hause. Sein Vater ist da. «
    »Wer ist es? «
    »Kann ich ihn mit hierher bringen?«
    »Ein Kind? Jane, du weißt doch, dass ich nicht noch mehr Kinder aufnehmen kann. Aber wenn er zu Hause Probleme hat, können wir die Familienfürsorge anrufen und sie bitten, mit den Eltern zu reden.«
    Sie hätte wissen müssen, dass Fay sie nicht verstehen würde. »Die können auch nichts machen. Die gehen
    bloß hin, verschwinden wieder und schreiben einen Bericht. Das würde alles nur noch schlimmer machen.«
    »Wer ist es denn? Nun sag's mir doch.«
    Jane ging zur Tür.
    »Jane, ich möchte dir helfen. Vertrau mir doch. Du wirst noch Ärger bekommen.«
    »Mit mir ist alles in Ordnung. Ich werd nicht mehr zu spät zur Schule kommen. «
    »Das meine ich nicht.« Fay sah sie hilflos an. »Ich möchte deine Freundin sein. Warum lässt du mich
    nicht an dich heran? Warum verschließt du dich vor mir? «
    »Kann ich den Apfel jetzt haben?«
    »Eigentlich sollte ich dir nicht ... Also von mir aus, behalt ihn. Aber ich möchte nicht, dass du Chang noch einmal schlägst. «
    »Okay.« Jane öffnete die Tür und rannte die Stufen hinunter. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil Fay ihretwegen unglücklich war. Einen Moment lang hatte sie gehofft, Fay würde sie verstehen und ihr helfen, aber sie hätte es besser wissen müssen. Man durfte sich nicht darauf verlassen, dass andere einem halfen.
    Man musste sich selbst helfen.
    Zumindest hatte Fay nicht verlangt, dass sie den Apfel daließ, was viele Erwachsene getan hätten. Aber ab jetzt würde Fays Kühlschrank für Mike verschlossen bleiben. Sie musste woanders etwas für ihn auftreiben.
    Sie legte die Stirn in Falten, als sie darüber nachdachte, wie sie das anstellen sollte.

Kapitel 6
    Dom ließ Eve achtundvierzig Stunden warten, bevor er wieder anrief.
    »Hat Ihnen mein Geschenk gefallen?«, fragte er. »Ich fand es fürchterlich. Das haben Sie doch gewusst. «
    »Aber wie können Sie Ihr eigenes Fleisch und Blut fürchterlich finden? Oh, ist mir nur so rausgerutscht.
    Kein Fleisch, kein Blut, bloß Knochen.«
    »Wer ist sie? «
    »Hab ich Ihnen doch gesagt, es ist Ihre Bonnie.«
    »Nein, Sie wissen genau, wen ich meine. Wer ist diese Jane? «
    »Nun, sie könnte ebenfalls Ihre Bonnie sein. Haben Sie über die Möglichkeit von ... « »Wie ist ihr
    Familienname?«
    »Sie ist zwar nicht so hübsch, aber sie hat die gleichen roten Haare. Leider hat sie diesmal ein härteres Leben als damals, als sie noch Ihre Bonnie war. Vier
    Pflegefamilien.« Er kicherte. »Sehr traurig.«
    »Wo ist sie?«
    » Sie würden den Ort wiedererkennen. «
    Plötzlich lief es ihr eiskalt den Rücken hinunter. Ein Grab? »Ist sie am Leben?«
    »Natürlich.«
    »Haben Sie sie in Ihrer Gewalt?«
    »Nein, bisher beobachte ich sie lediglich. Ich finde sie äußerst interessant. Sie wird Ihnen auch gefallen.«
    »Sagen Sie mir ihren Nachnamen. Verdammt, Sie
    wollen doch, dass ich es weiß. «
    »Aber Sie müssen es sich verdienen. Das gehört zum Spiel. Versuchen Sie nicht, die Polizei einzuschalten, das würde mich sehr unglücklich machen. Ihr Mutter-instinkt wird Sie zu der kleinen Jane führen, da bin ich ganz sicher. Suchen Sie sie, Eve.

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