Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Profil des Todes

Im Profil des Todes

Titel: Im Profil des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
Vom Netzwerk:
hatte nur schweigend neben ihr
    gesessen und vielleicht gemerkt ...
    Blödsinn. Sie hatten bloß ein paar Minuten da gesessen. Wenn sie Eve kennen lernen würde, würde sie
    wahrscheinlich schnell feststellen, dass sie genauso war wie die anderen.
    »Kann ich irgendetwas für dich tun?«, fragte Mrs
    Morse.
    Lassen Sie mich hier raus.
    Doch im Grunde wusste sie es besser. Sie war schon einmal hier gewesen. Hier würde sie in Sicherheit sein, bis sie ein neues Zuhause gefunden hatte.
    Aber Mike war nicht in Sicherheit. Er war allein da draußen in der Dunkelheit und ahnte noch nicht, dass ihm jetzt niemand mehr etwas zu essen bringen und auf ihn aufpassen würde.
    Und sie war hier eingesperrt und konnte ihm nicht helfen.
    Blut.
    Fays Augen, die sie anstarrten, als sie versucht hatte, die Blutung zu stoppen.
    Übel. So viel Übel da draußen.
    Mike.
    »Du zitterst ja«, sagte Mrs Morse. »Mein armes Kind, warum willst du nicht ... «
    »Ich zittere nicht«, gab Jane trotzig zurück. Sie stand auf. »Mir ist kalt. Sie heizen diese Scheißhütte nicht richtig. «
    » Wir benutzen hier nicht solche Ausdrücke, Liebes. «
    »Dann schmeißen Sie mich doch raus, blöde Kuh.«
    Jane starrte sie wutentbrannt an. »Ich finde es zum Kotzen hier. Und Sie finde ich auch zum Kotzen. Ich schleich mich in Ihr Zimmer und schneid Ihnen die Kehle durch, genau wie dieser Scheißkerl es mit Fay gemacht hat. «
    Die Frau stand verschreckt auf, genau wie Jane es erwartet hatte. Mittlerweile wurden solche Drohungen sehr ernst genommen, selbst wenn sie von einem Kind wie Jane kamen.
    »Das war wirklich nicht nötig«, sagte Mrs Morse. »Geh schlafen, Liebes. Wir werden morgen über dein
    Problem reden. «
    Jane rannte aus dem Aufenthaltsraum, die Treppe
    hinauf an dem Polizisten vorbei, der vor ihrem Zimmer Wache hielt, und schlug die Tür hinter sich zu. Sie hatte eines der winzigen Zimmer für sich allein, doch sie würde es wahrscheinlich bald mit jemandem teilen müssen, wenn die Erwachsenen zu dem Schluss kamen, dass sie den Schock über Fays Tod überwunden hatte. Meistens waren die Zimmer mit drei, manchmal sogar vier Kindern belegt.
    Außerdem hatte man ihr nie zuvor einen Wachposten vor die Tür gestellt. Musste daran liegen, was mit Fay passiert war.
    Es schnürte ihr die Kehle zu. Sie trat ans Fenster und blickte hinunter in den Garten. Die Rosensträucher müssten beschnitten werden. Im Herbst hatte Fay
    Jane beauftragt, die Rosen zu beschneiden. Sie hatte gesagt, dann würden sie im Frühjahr dichter wachsen und schöner blühen. Jane hatte ihr nicht geglaubt, aber sie war bereit gewesen, geduldig abzuwarten, ob ...
    Fay.
    Bloß nicht an sie denken. Sie war weg. Sie konnte ihr nicht mehr helfen. Vergiss sie.
    Stattdessen sollte sie lieber an Mike denken und an die Straßen und die Fieslinge, die ihm wehtun konnten.
    Sie konnte Mike helfen.
    Aber nicht, wenn sie hier blieb.

    Das zweistöckige Ziegelgebäude in der Delaney Street lag von der Straße zurück inmitten von ungepflegten Gärten und halb verdorrten Rasenflächen. Es war in den zwanziger Jahren gebaut worden und die Jahre
    waren ihm anzusehen.
    »Darf ich fragen, was Sie vorhaben?«, fragte Mark höflich, als er den Wagen in einer Seitenstraße
    abstellte. »Es ist fast Mitternacht und das Haus ist mit Sicherheit verriegelt und verrammelt. Angenommen, Sie finden heraus, wo sie steckt, wie wollen Sie
    hineinkommen und das Kind rausholen, ohne
    niedergeschossen zu werden? Der Wachmann dreht
    regelmäßig seine Runden.«
    Das wüsste ich auch gern, dachte Eve. »Haben Sie ei-ne Ahnung, wo sie untergebracht ist? «
    »Also, der Junge aus dem Gerichtsprozess war im
    ersten Stock untergebracht. In einem Zimmer auf der Südseite, das erste Fenster nach hinten raus. «
    »Allein?«
    Mark nickte. »Er war ein besonderer Fall.«
    Ob Jane auch als besonderer Fall galt? Sie konnte nur hoffen und beten, dass sie Glück hatte.
    »Ich versuche, von hinten in das Haus zu kommen.«
    Sie stieg aus dem Wagen. »Sie versuchen es auf der anderen Seite, und wenn Sie dem Wachposten in die Arme laufen, lenken Sie ihn ab.«
    »Nichts leichter als das«, erwiderte Mark sarkastisch.
    »Geben Sie mir doch lieber eine schwierige Aufgabe.
    Es ist nicht ... «
    »Runter.« Sie kletterte hastig zurück in den Wagen und zog Mark herunter auf den Sitz. »Ein Streifenwagen.«
    Das Fahrzeug der Kriminalpolizei Atlanta fuhr langsam an das Heim der Fürsorge heran, die Scheinwerfer
    tauchten das Haus und

Weitere Kostenlose Bücher