Im Profil des Todes
dass du in Sicherheit bist. «
Jane reagierte nicht.
»Du wolltest doch ohnehin weg. Ich verspreche dir, dass wir dich an einen Ort bringen, wo sie dich nicht finden. «
»Lassen Sie mich los.«
Mark schüttelte den Kopf. »Damit du abhauen
kannst ... «
»Lassen Sie sie los, Mark. Sie soll es selbst entscheiden. «
Mark lockerte den Griff und Jane entwand sich
blitzschnell seiner Umklammerung.
Einige Sekunden lang musterte Jane Eve misstrauisch und sagte dann: »Ich komme mit Ihnen. Wo steht
Ihr Auto? «
Sie hatten kaum vier Blocks hinter sich gebracht, als Jane sagte: »Sie fahren in die falsche Richtung.«
»Wieso falsche Richtung?«
»Ich will in die Luther Street.«
Fays Haus. »Da kannst du nicht mehr hin«, sagte Eve sanft. »Fay ist nicht mehr da, Jane.«
»Das weiß ich selbst. Halten Sie mich für blöd? Sie ist tot. Sie liegt längst im Leichenhaus. Trotzdem muss ich in die Luther Street. «
»Willst du was holen? «
»Ja.«
»Die Polizei ist im Haus. Sie werden dich gar nicht erst reinlassen, sondern dich zurück ins Heim bringen.
« »Bringen Sie mich einfach hin, okay?« »Hör mir zu, Jane. Das Haus steht unter ... «
»Ich will nicht ins Haus. Lassen Sie mich einfach zwei Blocks vorher raus. «
»An der Gasse, in die du an dem Nachmittag ver-
schwunden bist, als du unser Auto entdeckt hast? «
Jane nickte.
»Warum?«
»Weil ich da hin will.«
»Hast du da was versteckt?«, fragte Mark vom Fah-
rersitz.
»Warum wollen Sie das wissen? Damit Sie's im Fernsehen bringen können?«, gab Jane trotzig zurück.
»Das geht Sie nichts an.«
»Das geht mich sehr wohl was an«, erwiderte Mark.
»Eve hat mir eine Story versprochen, wenn ich ihr helfe, dich aus dem Heim zu holen. Hast du eine Ahnung, wie hoch die Strafe für Kindesentführung ist? Man wird mich ins Gefängnis werfen und meinen Job kann ich vergessen. Ich riskiere verdammt viel. Also spar dir deine Frechheiten, Mädel.«
Jane ignorierte ihn und wandte sich an Eve. »Ge
fängnis? Warum haben Sie es dann gemacht? «
»Weil ich mir Sorgen um dich gemacht habe. Ich
dachte, du bist vielleicht in Gefahr. «
»So wie Fay?«
Gott, was sollte sie ihr erzählen? Die Wahrheit. »Ja, wie Fay. «
»Wissen Sie, wer es war?«
Eve nickte.
»Wer?«
»Ich weiß nicht, ob er wirklich so heißt. Er nennt sich Dom.«
»Warum hat er das gemacht? Fay hat nie jemandem
was getan. «
»Er ist verrückt. Es macht ihm Spaß, Leuten wehzu tun. Das ist schrecklich, aber es gibt Leute, die haben nichts anderes im Sinn, als anderen Menschen zu
schaden. «
»Solche kenne ich auch. Die Widerlinge. Davon
gibt's reichlich. «
Eve erstarrte. »Tatsächlich?« Und nach einer Weile:
»Hast du in letzter Zeit welche gesehen?« »Vielleicht.«
Jane sah zu Mark hinüber. »Ich gucke
die Nachrichten im Fernsehen. Dort werden immer
Widerlinge gezeigt. «
Mark zuckte die Achseln. »Das ist mein Job.«
»Hast du in letzter Zeit einen gesehen, der dir Angst eingejagt hat?«, fragte Eve.
»Er hat mir keine Angst eingejagt. Er war genau wie die anderen, die immer am Schulhof rumlungern. «
»Ist er dir gefolgt?«
»Manchmal.«
»Mein Gott, warum hast du denn niemandem was
davon erzählt? «
Jane sah zum Fenster hinaus. »Ich will in die Luther Street. Sofort. «
»Wie sah er aus?«, fragte Mark.
»Groß. Schnell. Ich hab ihn nicht richtig gesehen. Irgend so ein Widerling halt. Bringen Sie mich in die Luther Street oder lassen Sie mich raus. «
Mark sah Eve mit hochgezogener Augenbraue an.
»Nun? «
»Bringen Sie uns zu der Gasse, aber zur Ecke Market Street. Wir können nicht riskieren, dass man uns vom Haus aus sieht.«
»Sie meinen Quinn? « An der nächsten Ecke bog Mark links ab.
»Ja.« Wenn Joe nicht ohnehin längst ins Apartment zurückgekehrt war und festgestellt hatte, dass sie verschwunden war.
»Er wird einen Tobsuchtsanfall bekommen.«
»Ich weiß.« Sie lehnte sich im Sitz zurück. »Ich hatte keine andere Wahl.«
»Ich beschwere mich ja nicht. Wenn Sie Quinn ein-
geweiht hätten, hätten Sie es nicht nötig gehabt, mich um Hilfe zu bitten. «
»Schneller«, fauchte Jane. Ihre Stimme klang so gepresst, dass Eve ihr einen überraschten Blick zuwarf.
Jane saß aufgerichtet auf dem Sitz und hatte die Hän-de zu Fäusten geballt. »Wir sind bald da, Jane.«
»Was ist denn da in der Gasse?«, fragte Mark sanft.
Jane antwortete nicht, aber Eve bemerkte, wie sich Janes Knöchel weiß abzeichneten, und es lief ihr
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