Im Profil des Todes
bin zwar hin und wieder einsam, aber ich kann ganz gut auf mich aufpassen.« Sie schaute den Retriever an. »Und ich habe einen großartigen Wachhund.
Sieht man das nicht?«
Der Wachhund hatte sich mittlerweile auf den Rücken in die unterwürfigste Position gerollt und umklammerte Janes Hand mit den Vorderpfoten. Er gab ein
jaulendes Geräusch von sich und streckte den Hals, um an Janes Handgelenk zu knabbern.
»Aber sicher«, erwiderte Eve mit leisem Zweifel.
Sarah musste lachen. »Ich sehe schon, Sie haben kein großes Vertrauen in mein Trainingsprogramm. Monty ist allerdings kein besonders gutes Beispiel. Er hat einige psychische Macken. Er weiß nicht immer genau, wer von uns beiden der Hund ist. «
»Er ist hinreißend.«
Sarahs Gesicht bekam einen verträumten Ausdruck.
»Das können Sie laut sagen.« Sie setzte ihr Glas ab.
»Wer hat mich Ihnen empfohlen?«
»Ich habe Sie im Internet gefunden.«
» Stimmt, ich hatte ganz vergessen, dass ich Werbung ins Netz gestellt hatte. Das ist schon Jahre her und nie hat jemand darauf reagiert. Vermutlich ist die Fahrt hier heraus ziemlich abschreckend.« Sie musterte Eve.
»Warum haben Sie sich nicht abschrecken lassen?«
»Ich brauche Sie.«
»Es muss doch einen Hundeabrichter in Ihrer Nähe
geben.«
»Ich brauche einen Hund, der Leichen aufspüren kann.
«
Sarah erstarrte. »Das hätte ich mir denken können.
Sind Sie vom Drogendezernat? Hat Madden Sie ge-
schickt?«
»Weder Drogendezernat noch Finanzbehörde. Ich
kenne keinen Madden. «
»Seien Sie froh. Das ist schon mal ein Pluspunkt für Sie. « Sie schüttelte den Kopf. » Ich bin nicht
interessiert. Arbeiten Sie bei der Kripo? Ich kann Ihnen die Namen einiger Abrichter geben, die für die Polizei arbeiten. «
»Ich will Sie. Die Zeitungen sagen, dass Sie auf Ihrem Gebiet die Beste sind.«
»Ich bin nicht die Beste. Monty ist der Beste.« »Nun, ich glaube nicht, dass er sich auf Verhandlungen mit mir einlässt. «
»Ich auch nicht.«
»Bitte. Es wird nur wenige Tage in Anspruch nehmen.
«
Sarah schüttelte den Kopf.
»Ich habe nicht den Eindruck, dass Sie übermäßig
beschäftigt sind. Ich zahle mehr als das übliche Hono-rar. «
»Ich habe nein gesagt.«
»Warum?«
»Ich habe keine Lust, Leichen zu suchen.«
»Aber Sie tun es doch sonst auch. « Sie wandte sich ab. »Ja, das stimmt.« »Dann tun Sie es auch für
mich.« »Ich denke, Sie sollten jetzt gehen. «
Eve erhob sich. »Lassen Sie es sich bitte noch einmal durch den Kopf gehen. Ich brauche Sie.«
»Aber ich brauche diesen Job nicht. « Sie wandte sich zu Jane und dem Hund um. »Komm, Monty. Es wird
Zeit, dass du aufhörst, dich zum Idioten zu machen.«
Sie schnippte mit den Fingern.
Montys Reaktion war erstaunlich. Er rollte sich herum, sprang auf die Füße und war blitzschnell neben Sarah.
Sein ganzes Verhalten war verändert. Er war
wachsam, energiegeladen und blickte Sarah völlig
konzentriert an.
»Er gehorcht aufs Wort«, bemerkte Eve. »Ich glaube nicht, dass es irgendeinen Zweifel gibt, wer hier der Hund und wer der Boss ist. «
»Ich bin nicht sein Boss. Wir sind Partner. Monty gehorcht, weil er genau weiß, dass es Situationen gibt, in denen wir beide umkommen können, wenn er mir
nicht vertraut.« Sie ging zur Tür, Monty folgte ihr auf dem Fuß. »Bitte gehen Sie. Es gibt nichts mehr zu be-reden. «
»Tut mir Leid, dass Sie es so sehen. Komm, Jane.«
Jane sah Sarah stirnrunzelnd an. »Sie sollten ihn nicht rennen lassen, wenn es so heiß ist. Das ist nicht gut für ihn.«
»Es ist gut für ihn. Wir laufen zweimal am Tag fünf Meilen, ob es regnet oder die Sonne scheint. Wir müssen in Form bleiben und jedem Wetter trotzen. Das ist wichtig. «
»Er ist müde.« Jane streckte die Hand aus, um ihn zu tätscheln. » Sie sollten nicht ... « Monty wich ihrer Be-rührung aus. »Warum macht er das? Ich dachte, er
mag mich. «
»Er mag dich, aber er ist jetzt bei der Arbeit.«
»Komm, Jane, lass uns gehen.« Eve ging zum Wagen.
Jane folgte ihr widerstrebend und schaute über die Schulter nach Monty und Sarah Patrick. »So gefällt er mir aber gar nicht. Vorher war er anders. «
Beide waren anders gewesen bis zu dem Augenblick, als Eve von der Leichensuche gesprochen hatte. Die Frau und der Hund, die dort im Türrahmen standen, waren nicht die Gleichen, die sie in die Hütte gebeten hatten. Kein Anzeichen von Humor oder Wärme war
auf Sarahs Gesicht zu sehen. Sie wirkte hart und kalt und Monty
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