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Im Rachen des Alligators

Im Rachen des Alligators

Titel: Im Rachen des Alligators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Moore
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lief vom Gartenweg in die geballte Hitze. Die Härchen auf seinen Handrücken kräuselten sich und verschwanden, und seine Handrücken juckten. Durchs Fenster sah er, dass das Klavier von einem gelben Hitzefilm umgeben war. Er sah, wie die Noten sich einrollten und verschwanden. Er erinnerte sich daran, mit welch besessenem Gesichtsausdruck Isobel Klavier gespielt hatte und wie sie ihm immer zugenickt hatte, wenn er umblättern sollte, wie gebieterisch und getrieben sie dreingeschaut hatte und wie wichtig es gewesen war, dass er genau im richtigen Moment umblätterte, wie sehr er sich konzentriert hatte, um ihrer Forderung gerecht zu werden, doch auch die Noten verschwanden, sobald die Flammen sie berührten, so wie jegliches Papier. Der Armsessel war eine Sonnenblume.
    Der Junge schlug nach den Flammen auf seinem Rücken, er drehte sich hektisch um die eigene Achse, buckelte und zappelte und schlug wild auf sich herum. Flammen züngelten auf seinen rudernden Armen, umspielten seine Köchel, und er versuchte, sich aus ihnen herauszuwinden. Er schien sich selbst zu Boden zu ringen, wälzte sich auf dem Rasen. Die Flammen waren eine wabernde Zwangsjacke, aus der sich der Junge nicht befreien konnte.
    Dann verlor er wieder das Bewusstsein. Ohne darüber nachzudenken, schleifte Valentin ihn zum Pick-up. Alles dauerte, schien in der Zeit, die es erforderte, festzustecken wie in einem Sumpf.
    Er hatte die Schaufel von der Ladefläche des Pick-ups genommen. Er wollte dem Jungen eins überziehen und ihn wieder ins Feuer werfen, wo er hingehörte, und dem Ganzen ein Ende setzen. Er wusste, dass das mit der Schaufel nicht gehen würde, aber es würde gehen müssen.
    Dann sah er die Frau, sie stand auf der anderen Straßenseite unter einer Straßenlampe. Sie hatte einen Hund an der Leine. Valentin ließ die Schaufel fallen und schleifte den Jungen an der Rückseite seiner Jacke über den Rasen, doch die Jacke löste sich in seinen Händen auf. Er wusste, dass die Frau ihn beobachtete und jetzt musste er nachdenken, ehe er den Jungen umbrachte. Es gelang ihm, den Jungen zum Pick-up zu schleifen und in die Fahrerkabine zu hieven. Er knallte die Beifahrertür zu, doch die Tür sprang zurück, er knallte sie wieder zu, und sie sprang wieder zurück, er knallte sie mit aller Kraft ein weiteres Mal zu, so heftig, dass ihm Speicheltröpfchen aus dem Mund flogen, und wieder sprang die Tür zurück. Die Frau auf der anderen Straßenseite beobachtete ihn, und Valentin wurde klar, dass es vorbei war. Er würde Isobel nicht mit hineinziehen. Das beschloss er ganz unvermittelt. Er liebte sie nicht, nein er hasste sie, aber er würde sie nicht mit hineinziehen. Er würde sagen, er habe ohne ihr Wissen gehandelt. Würde sich als eifersüchtigen Liebhaber ausgeben. Er würde ewig dafür einsitzen, aber er würde sie außen vor lassen. Sie konnte das Geld von der Versicherung haben, beschloss er. Er würde loyal sein. Es schien ihm die ehrenhafte Variante.
    Die Beifahrertür machte ihn rasend. Der Junge hatte in dem Feuer verbrennen sollen. Er sollte ohnmächtig werden, vielleicht wäre er auch noch ein Stück über den Boden gekrochen, hätte den Rauch eingeatmet und womöglich sogar noch die Tür erreicht, aber die war verrammelt, und wenn er es bis zur Tür geschafft hätte, wäre er vor ihr zu Boden gesunken, und dort hätten die Feuerwehrleute dann seine Überreste gefunden.
    Valentin gab auf. Er fand sich damit ab, dass er die Tür des Pick-ups nicht zubekam und dass der Junge noch am Leben war, da gellten schon die Sirenen der Feuerwehr- und Polizeiwagen, es war vorbei; und dann sah er, dass der Schuh des Jungen im Weg war.
    Er schob Franks Fuß in den Wagen und knallte die Tür zu. Aus dem Haus ertönte ein weiteres dumpfes, tiefes Dröhnen, und schwarzer Rauch zog über den Rasen, wechselte die Richtung, erhob sich über die brennenden Bäume. Zwei Leute kamen auf Valentins Pick-up zugerannt, er setzte sich ans Steuer, und der eine Mann schwenkte seine Baseballkappe, um ihn zu stoppen.
    Valentin schoss aus der Einfahrt und raste die Morris Avenue hinunter. Er überfuhr eine rote Ampel und hätte fast den Feuerwehrwagen gestreift, aus dem ihm ein Feuerwehrmann in gelber Montur beim Vorbeifahren ins Gesicht schaute. Sie sahen einander.
    Er hielt auf dem Parkplatz des Bannerman Parks an, weil er so zitterte. Am ganzen Körper, doch am stärksten zitterten seine Hände. Er saß bei laufendem Motor da und schaute ein paar Teenagern zu, die

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