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Im Rachen des Alligators

Im Rachen des Alligators

Titel: Im Rachen des Alligators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Moore
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Lippen.
    Auch mein Mann war fragwürdig. Es klang nach Bauch, Bifokalbrille und Strickjacke.
    Es gab ein paar Dinge, die sie niemals tun würde: Sie würde ihm nicht seine Hemden bügeln, sie würde keinen Rasen mähen und nie, aber auch nie einen Orgasmus vortäuschen, sie würde ihre Kinder nicht im Tennis- oder Segelklub anmelden und nicht zulassen, dass Martin sich ein Motorrad kaufte, denn sie hatte Angst, dass er sich den Hals brechen würde, dabei war ein Motorrad sein größter Wunsch, sie würde nicht fett werden oder auf dem Sofa einschlafen oder einen Streit in den nächsten Tag verschleppen, würde nie abtreiben und niemals Hackbraten machen, wobei ihr da kürzlich ein Rezept mit Orangenschale und braunem Zucker ins Auge gefallen war.
    Sie würde ihm das Motorrad nicht verbieten – wie könnte sie –, aber sie würde es zu verhindern versuchen.
    Sie würde niemals sieben Mahlzeiten für ihn einfrieren, damit er nicht kochen musste, wenn sie auf Reisen war.
    Es machte ihr Angst, in was sie da hineingeraten war. Im Tiefkühlschrank ihrer Mutter lagen der Kranz aus Rosenblüten, den sie getragen hatte, und ein in Alufolie gepacktes Stück Hochzeitstorte. Ihr Kleid war cremefarben gewesen, voll dezenter Volants, es hatte früher ihrer Großmutter gehört. Sie hatte bei der Schneiderin mit ausgestreckten Armen auf einem Hocker gestanden und den Reißverschluss versetzen lassen, damit sie noch Luft bekam, wenn sie das Kleid trug.
    Sie hatte fest damit gerechnet, an dem Abend, als sie seinen Eltern beim Essen ihre Heiratspläne eröffneten, zu hören zu bekommen, sie seien doch noch so jung, ihr ganzes Leben liege noch vor ihnen, außerdem seien sie erst ein halbes Jahr zusammen, und wenn sie nicht schwanger sei, warum die Eile? Sie wusste damals schon, dass sie Filme drehen wollte, und sie wusste, dass die Heirat das erschweren würde, ohne dass sie allerdings hätte sagen können, wie und warum, also dachte sie einfach nicht darüber nach.
    Sie trug an dem Abend einen schwarzen Rolli, einen rostfarbenen Rock und biedere Schuhe, und sie sieht immer noch vor sich, wie seine Eltern von ihren Tellern aufschauten, wie verblüfft sie waren. Wie ihre Blicke sich trafen und sie gleichzeitig und einhellig entschieden, was von dieser Neuigkeit zu halten war. Sie aßen beide noch eine Gabelvoll, bevor sie etwas sagten.
    Einmal hatte sie bei seinen Eltern angerufen, als sie auf der Suche nach ihm war, und da hatten sie nicht richtig aufgelegt, sodass sie hörte, wie die beiden sich über die Lebensmittel unterhielten, die sie gerade verstauten. Die Erbsen seien teurer geworden, hörte sie, und dann, wie eine Büchse, vermutlich besagte Erbsen, auf ein Schrankbrett geschoben wurde. Sie hörte seine Mutter über ihren Rücken klagen, seinen Vater ein Kartenspiel kommentieren. Sie klebte am Hörer. Die beiden lachten vergnügt darüber, wie sich das Blatt wenden konnte – bei einem Bridge-Spiel hatte Father Hearn das As auf die Hand bekommen, als gerade alles verloren war. Sie lachten miteinander, ein entspanntes, vertrauliches Lachen, und dann brach die Verbindung ab, doch dieser kurze Einblick in eine so erfüllte Vertrautheit machte sie ganz benommen.
    Ihre Messer und Gabeln, die kurz über den Tellern innegehalten hatten, bewegten sich weiter, und sie sah, dass die beiden sich über den Entschluss freuten, und konnte es nicht fassen.
    Die Toiletten waren verstopft, die Böden bestanden manchmal nur aus gestampfter Erde und Stroh, manchmal war die Scheiße darübergelaufen, Hühner rannten rein und raus, und sie konnten ihr Glück kaum fassen. Sie waren in Europa.
    Sie trampten nach Madrid, und in einem Lastwagen schliefen sie unterwegs ein, der Fahrer hielt auf einem Hügel an, um unter dem Sternenhimmel zu rauchen, und kam mit einem blühenden Mandelbaumzweig zurück, der von kaltem Tau benetzt war. Sie wachte auf, weil es von dem Zweig auf ihre Wange tropfte. Sie war desorientiert, die Blüten erfüllten die Fahrerkabine mit einem intensiven, zuckrig-frischen Geruch, und der Zigarettenrauch erinnerte sie an ihren Vater, der damals schon seit Jahren tot war.
    Vom Schlaf noch ganz benommen, spürte sie, wie die Blüten und der kalte Nachtwind eine mächtige Angst in ihr aufkommen ließen. Sie war ganz entschieden zu verliebt.
    Riecht an den Blüten, sagte der Spanier.
    Ich bin zu verliebt, sagte sie.
    Riecht an den Blüten, verlangte er. Sie hielt sich den Zweig an die Nase, und Tautropfen fielen ihr aufs Gesicht. Sie

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