Im Rachen des Alligators
und stellte ihn mit einem leisen Klacken zwischen ihnen auf den Tisch.
Sehen Sie diesen Salzstreuer?, fragte Mr. John Harvey. Sie schauten alle hin. Es war ein ganz normaler Salzstreuer mit einem perforierten Schraubdeckel aus Edelstahl und einem geriffelten Glasgefäß. Das Salz sah sehr weiß aus.
Sehen Sie diesen Salzstreuer?, fragte Mr. John Harvey abermals. So viel Heroin hat uns die CIA in Vietnam jeden Tag gegeben, damit wir den Mund halten über das, was wir dort gesehen haben.
Was haben Sie denn gesehen?, fragte Beverly.
Die Bestie, sagte Mr. John Harvey. Der Polizist trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen, dann nahm er den Salzstreuer, sprenkelte ein wenig Salz auf seine Handfläche und berührte es vorsichtig mit der Zungenspitze.
Ermuntern Sie ihn nicht auch noch, sagte der Polizist und stellte den Salzstreuer wieder auf den Tisch. Er hat seinen Kaffee getrunken, und jetzt muss er einen kleinen Spaziergang in der Sonne machen.
Ich bringe Sie an die Tür, Mr. Harvey, sagte der Polizeibeamte. Im Hafen liegt ein Kreuzschiff.
Frank
Frank hatte gespart, um seine Mutter in die Mayo-Klinik schicken zu können, doch sie war gestorben, bevor er das Geld beisammen hatte. Im Telegram hatte er von einem Millionär aus der Stadt gelesen, den man mit dem Hubschrauber in die Mayo-Klinik gebracht hatte und der wieder gesund geworden war. Frank wollte, dass seine Mutter auch mit dem Hubschrauber transportiert wurde. Manchmal saß er an ihrem Bett, den Kopf auf den Metallrahmen gestützt, und wartete, bis ihn irgendwann eine überwältigende Ungeduld erfasste und aus dem Zimmer trieb.
Er wollte auf keinen Fall, dass sie schneller starb, auch wenn es durch nichts zu rechtfertigen war, solch furchtbares Leid andauern zu lassen.
Er fürchtete sich davor, ohne sie zu sein. Er war noch nicht bereit. Aber er wollte die Angst loswerden. Die Angst war seine ständige Begleiterin. Seine Mutter hatte sich mit dem Sterben abgefunden. Manchmal war sie erregt, aber nicht, weil sie wieder gesund werden wollte, sondern weil sie wollte, dass es endlich vorbei war.
Einmal hatte sie nach einer Dosis Morphium mit erstaunlicher Kraft seine Hand umklammert. Sie hatte seit drei Tagen nicht mehr gesprochen, und er wollte, dass sie etwas sagte. Er sehnte sich danach, dass sie ihm einen Rat erteilte oder von früher erzählte oder auch nur einen matten Kommentar zu einer der Krankenschwestern abgab. Er sah, wie ihre Lider zitterten und sich schließlich öffneten. Ihre Augen waren trübe, doch mit einiger Anstrengung richtete sie den Blick auf ihn, und er sah, wie sie gegen die drohenden Halluzinationen ankämpfte. Ihre Stimme war heiser. Sie sagte: E. T. nach Hause telefonieren.
Kaum hatte sie es gesagt, drehten sich ihre Augen nach hinten, und die Lider schlossen sich. Er sah, wie sie tiefer ins Kissen sank. Der Druck ihrer Finger ließ nach. Doch er sah ihr Lächeln und begriff, dass das ein Witz gewesen war. Tusch!
Frank verließ das Krankenhaus, ging die LeMarchant Road entlang und wunderte sich über den Witz seiner Mutter. Sie hatten das Video in seiner Kindheit zusammen angeschaut. Ihre Augenlider mussten tonnenschwer sein.
Man sieht die Spannerraupen immer erst im letzten Moment, und zwar als etwas Verschwommenes, das in irgendeinem primitiven Teil des Gehirns als Gefahr wahrgenommen wird, sodass man unwillkürlich die Raupe vor seinem Gesicht fokussiert. Die Umrisse werden scharf, man sieht, wie die Raupe den durchsichtigen Faden hochkriecht, und dann werden die anderen, daneben hängenden Raupen sichtbar. Sie sehen aus wie kleine Zweige. Man könnte sie fälschlicherweise für leblose Gegenstände halten, doch sie bewegen sich. Sie schwanken ein wenig, als wären sie unsicher, was sie sich als nächstes vornehmen sollen. Sie sehen aus, als dächten sie nach. Sie bewegen sich ganz langsam vorwärts. Sie sind klebrig, federweich.
Und während die Raupe scharf hervortritt, werden die Straße, die Autos und Häuser dahinter unscharf. Reifen quietschten, gefolgt von einem eher kläglichen Knirschen und Krachen: Frank war vom Bürgersteig auf die Fahrbahn getreten, um der zwei Zentimeter vor seinem rechten Auge baumelnden Raupe auszuweichen.
Ein Minivan war ausgeschert und hatte einen Kombi gerammt. Die Fahrer stiegen aus und betrachteten schweigend ihre Stoßstangen. Dann streckte der ältere Mann die Hand aus, und die beiden Fahrer begannen miteinander zu reden. Der eine beugte sich hinunter und fasste an den
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