Im Rausch der Ballnacht
Schwester. “Ich bin gefangen in einem Strudel der Gefühle.”
“Was ist denn los?”, fragte Georgie und senkte ihre Stimme zu einem Flüstern. “Tyrell weiß doch offensichtlich, dass du nicht Neds Mutter bist, und trotzdem behauptet er, Ned sei sein Sohn.”
“Nein, er glaubt, ich sei Neds Mutter, aber er erkennt nicht, dass er der Vater ist”, erklärte Lizzie.
Georgie stand da und sah verständnislos drein. “Aber warum erkennt er dann Ned als seinen Sohn an?”, fragte sie schließlich.
“Er spielt ein Spiel, Georgie. Als Gegenleistung für sein Schweigen und um mit Ned zusammenbleiben zu können, soll ich seine Mätresse werden. Morgen reisen wir nach Wicklow ab.”
“Er erpresst dich?”, fragte Georgie ungläubig.
Lizzie zuckte zusammen. “Ja.”
“Aber was ist mit seiner Verlobung? Gestern Abend wurde sie offiziell verkündet.”
“Er lässt mir keine Wahl. Ich kann Ned nicht verlassen.”
“Oh Lizzie”, flüsterte Georgie und drückte die Hand ihrer Schwester. “Ich weiß, wie sehr du ihn liebst. Niemand weiß das besser als ich. Ich wünschte, er hätte dich ausgelacht und uns alle hinausgeworfen, so wie wir es erwartet hatten.”
Langsam sagte Lizzie: “Mein ganzes Leben lang kannte ich ihn – aber nur aus der Ferne. Alles, was ich über ihn weiß, beruht auf Hörensagen. Georgie, langsam beginne ich zu glauben, dass ich ihn gar nicht so gut kenne – oder vielleicht überhaupt nicht!”
“Das liegt daran, dass du ihn zu einem Helden gemacht hast. Du hast ihn glorifiziert, Lizzie, und er ist nur ein Mann.”
“Er wird so leicht wütend! Und wie diktatorisch er auftritt!” Lizzie erschauerte. “Ich fürchte, er ist nicht einmal halb so liebenswürdig, wie ich geglaubt habe. Er ist so überheblich wie ein echter Prinz.”
“Liebst du ihn noch?”, fragte Georgie.
Lizzie nickte. “Mehr denn je, wie es scheint.”
Dem folgte eine lange Pause. “Ich glaube, du solltest wissen, dass Rory uns gestern beide auf Raven Hall besuchen wollte. Ich musste mich allein mit ihm unterhalten”, fügte Georgie hinzu. “Das war sehr schwierig, denn wie du weißt, kann ich ihn einfach nicht ertragen. Er hat mich über dich ausgefragt.” Georgie hob beide Hände. “Es tut mir leid. Er hat mich so durcheinandergebracht. Ich habe ihm gesagt, dass du hierhergezogen bist.”
Lizzies Herz schlug schneller. “Hast du ihm von Ned erzählt?”
“Nein.” Jetzt wirkte Georgie unglücklich. “Ich sagte ihm, man hätte dich als Gast eingeladen. Er schien sehr misstrauisch, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis ihn der Klatsch über dich, Ned und Tyrell erreicht.”
Lizzie hatte plötzlich Kopfschmerzen. Sie war fest davon überzeugt, dass Rory nach Adare kommen würde, um sie zu sehen. Was sollte sie ihm sagen? “Es ist nicht deine Schuld”, sagte sie. “Er ist ein Freund von Tyrell, und ich denke, früher oder später wird er von mir hören.”
“Was passiert, wenn er dem Earl oder der Countess die Wahrheit sagt? Dann ist es aus mit Tyrells Spiel, und du wirst von hier fortgehen müssen. Sie würden dir niemals erlauben zu bleiben, nicht nach so einer tollkühnen Behauptung, und ganz gewiss werden sie Ned hierbehalten.”
“Wie lange wird Rory in Limerick bleiben?”, fragte Lizzie. Wenn Rory behauptete, sie hätte niemals ein Kind erwartet, dann würde ihr Wort gegen seines stehen.
“Ich glaube, nicht sehr lange. Soweit ich es verstanden habe, befindet er sich auf dem Rückweg nach Dublin. Vielleicht ist er bereits abgereist?”
“Das wäre wirklich ein Glücksfall.” Lizzie blickte hinweg über die Wiesen bis hin zu den sanft geschwungenen Hügeln. “Ich muss ihn davon überzeugen, Stillschweigen zu wahren”, sagte sie.
“Er bewundert dich sehr”, sagte Georgie, und ihre Stimme klang plötzlich sehr angespannt. “Vielleicht hättest du es ihm von Anfang an sagen sollen.”
Lizzie erhob sich. “Georgie? Ich weiß, du bist gekommen, um mich zu besuchen, aber ich bin so müde. Diese Ereignisse sind zu viel für mich. Ich muss mich hinlegen.”
Georgie stand ebenfalls auf. “Das ist in Ordnung. Ich wollte nur wissen, ob es dir gut geht, und hören, warum Tyrell sich so verhalten hat. Noch immer kann ich nicht glauben, dass er dich dazu zwingt, seine Mätresse zu werden. Ich glaube, ich schätze ihn jetzt nicht mehr sehr.”
Sofort wollte Lizzie Tyrell verteidigen. “Wie es scheint, rufe ich seine schlechtesten Eigenschaften hervor, aber du solltest ihn jetzt nicht
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