Im Rausch der Dunkelheit - Guardians of Eternity 5
würde dies je fortwaschen können.
Er war so kurz davor gewesen …
Zu kurz davor.
Jagr lehnte sich gegen die Badezimmerwand und schlug mit dem Kopf so hart dagegen, dass der Marmor einen Sprung bekam.
In seiner Vorstellung quälten ihn die Bilder von blutüberströmten Gängen. Diese Stunden, in denen er Kesi und ihren Clan niedergemetzelt hatte, lagen noch immer im Nebel, aber nicht die lange Reise aus ihrem Versteck nach draußen. Oder die labilen Jahre, die darauf gefolgt waren, in denen er ohne Vorwarnung gewütet hatte und alle in der Umgebung niedergemetzelt zurückgeblieben waren.
Im Laufe der Jahrhunderte hatte er es sich allmählich selbst gestattet zu glauben, dass diese Tage hinter ihm lägen. Er hatte
seinen Zorn tief in seinem Inneren vergraben und seine Selbstbeherrschung gewissenhaft verbessert. Oh, er würde stets ein gefährliches Temperament besitzen und war immer sehr schnell bereit gewesen, Gewalt anzuwenden, wenn es notwendig gewesen war. Aber hatte es niemals zugelassen, dass seine ganze Wut entfesselt wurde.
Bis zu dieser Nacht.
Erneut durchzuckte ihn das Bild von Regan mit weit aufgerissenen Augen und geöffneten Lippen, als er ihr die Kehle zerquetscht hatte.
Nein.
Er würde niemals wieder ein solches Risiko eingehen.
Jagr ignorierte den unerwarteten Schmerz, den er allein bei dem Gedanken empfand, Regan aus dem Weg zu gehen. Er zwang sich, das Bad zu verlassen, und kehrte in das angrenzende Schlafzimmer zurück.
Dort warf er seine Tasche auf das Bett und holte seine übrigen Dolche heraus, bevor er seine getragenen Kleidungsstücke hineinlegte.
Er griff gerade nach dem sauberen Hemd, das er auf einem Beistelltisch deponiert hatte, als der unverkennbare Duft nach Jasmin ihn herumfahren ließ. Er starrte auf die Tür.
Regan betrat das Schlafzimmer und ließ ihren Blick über die geöffnete Tasche auf dem Bett gleiten, bevor sie Jagr ansah und den Blick auf seiner noch immer nackten Brust ruhen ließ.
Ein Gefühl der Hitze durchzuckte Jagr, als in ihren Smaragdaugen Verlangen aufblitzte, während sie einen langen Blick auf die Narben warf, die über seinen ganzen Bauch verliefen.
Vor der Zeit mit Regan hatte er seine Narben stets gut verborgen gehalten. Sie waren ein Zeichen der Schande, die anzusehen niemandem gestattet war. Aber als er vor seiner schönen Werwölfin stand, spürte er nichts außer brennender Begierde,
als sie seinen harten Körper so eingehend betrachtete. Es gab keinen Ekel, kein Mitleid, keine Abneigung.
Nur reine Anerkennung.
Obgleich Jagr sich nichts mehr wünschte, als die Jeans abzustreifen, das einzige Kleidungsstück, das seinen Körper bedeckte, zwang er sich, der Tasche den Rücken zuzuwenden.
Sein Verlangen nach Regan mochte eine brutale Macht sein, aber es war nichts im Vergleich zu seinem starken Drang, sie in Sicherheit zu bringen.
Zum ersten Mal seit Jahrhunderten war die Existenz einer anderen Person für ihn von größerer Bedeutung als seine eigene.
Mit einem ungeduldigen Zungenschnalzen ließ sich Regan am Ende des Bettes nieder. Ihr Gesichtsausdruck war nicht zu deuten, auch wenn es nicht möglich war, den Ärger nicht zu bemerken, der sie umgab.
»Ich dachte mir schon, dass ich dich hier finden würde, du großer Tollpatsch.«
Er blickte nicht auf. Es war schwer genug, dass sie ihm so nahe war. In ihren exotischen Duft eingehüllt zu werden und ihre Körperwärme zu spüren.
Sie tatsächlich auf dem Bett zu sehen, wo er erst vor so kurzer Zeit ihre Beine gespreizt hatte und in ihre feuchte Hitze eingetaucht war … Verdammt, das reichte aus, um die wenige Selbstbeherrschung, die ihm noch geblieben war, zersplittern zu lassen.
»Tollpatsch?«, fragte er leise.
»Das ist ein richtiges Wort.« Er spürte, wie sie ihre Position auf dem Bett veränderte. Götter. Seine Jeans wurde schmerzhaft eng um seine beginnende Erektion. »Was machst du da?«
Nicht hinsehen. Nicht. Hinsehen.
»Ich denke, es ist recht offensichtlich.«
»Das stimmt vermutlich. Es ist schwer, einen fast zwei Meter großen eingeschnappten Vampir zu übersehen. Oder schmollenden Vampir? Schwer zu sagen«, spottete sie. »Ich nehme an, du verschwindest?«
»Ich habe die Absicht, zunächst auf Koboldjagd zu gehen.«
»Und dann?«
Schmerz durchzuckte seine Brust und ließ ihn beinahe in die Knie gehen. »Dann werde ich nach Chicago zurückkehren.«
Sie stieß einen schockierend unflätigen Fluch aus. »Also fliehst du zurück in dein Gefängnis … Oh, ich
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