Im Rausch der Dunkelheit - Guardians of Eternity 5
wir gekommen sind? Ich würde lieber zu Fuß gehen, als in diesem Ding durchgeschüttelt zu werden.«
»Die Wolfstölen werden nicht nach einem roten Lieferwagen Ausschau halten«, betonte Jagr. »Und wir könnten ihn brauchen, falls jemand von uns verletzt wird.«
»Spielverderber«, murmelte sie und griff widerwillig nach dem Türgriff, um in das hohe Führerhaus zu steigen.
»Das habe ich schon einmal gehört.«
Jagr wartete, bis sie sich auf den abgenutzten Ledersitz gesetzt hatte, schloss die Tür hinter ihr und umrundete die Motorhaube, um seinen Platz hinter dem Steuer einzunehmen. Er beachtete den Schlüssel im Zündschloss nicht weiter, sondern nutzte seine Kräfte, um den kraftvollen Motor zu starten, und steuerte auf den Tunnel zu, der aus dem unterirdischen Komplex herausführte.
Sie tauchten aus dem Tunnel auf und fanden sich inmitten eines Dickichtes aus Bäumen und Unterholz wieder, das die Öffnung vor neugierigen Blicken schützte. Oder zumindest vor den neugierigen Blicken von Menschen. Der Wolfsanteil in Regan war so groß, dass sie die zahlreichen Kameras entdeckte, die zwischen den Ästen versteckt waren, sowie hin und wieder einen Vampir, der durch die Dunkelheit glitt.
»Scheiße.« Ihr Blick blieb an den Hitzedetektoren hängen, die in einer Gruppe von wilden Gänseblümchen verborgen
waren. »Und was passiert, wenn jemand zufällig auf diese kleine Area 51 stößt?«
Jagr zuckte die Achseln. »Sie werden fortgeschafft, und ihre Erinnerungen werden verändert.«
»Genau wie bei der anderen Area 51.«
Seine Lippen zuckten. »Nicht so ganz.«
Er nahm den schmalen Weg durch die Felder der Umgebung, wobei er die Scheinwerfer nicht einschaltete, bis sie auf eine befestigte Straße kamen, die nach Süden führte. Dann ignorierte er jede Intelligenz, die er besaß, und jagte den Motor hoch, sodass sie in einem atemberaubenden Tempo nach Hannibal rasten.
Lange Minuten herrschte Schweigen. Jagr grübelte über seinen Absturz in den Wahnsinn nach, und Regan beobachtete die vorbeiziehende Landschaft mit einer merkwürdigen Neugierde.
Schließlich schrieb Jagr sein sonderbares Verhalten einem Ausbruch von Demenz zu und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Frau an seiner Seite.
»Du bist beängstigend ruhig. Planst du ein allgemeines Chaos oder nur mein eigenes Ableben?«
»Ich genieße den Ausblick auf die Landschaft.«
Sein Blick ruhte auf den Feldern, die irgendwann mit Mais, Sojabohnen und stellenweise auch mit Sorghumhirse bepflanzt werden würden. Die kürzlich bestellten Felder waren zweifellos ein hübscher Anblick für die örtlichen Farmer, gehörten aber wohl kaum zu den sieben Weltwundern.
»Den Ausblick auf die Landschaft?«
Ihre Lippen kräuselten sich zu einem wehmütigen Lächeln. »Culligan hat immer die Nebenstraßen genommen, wenn wir von Stadt zu Stadt gefahren sind. Ich habe immer die Menschen beneidet, die gemütlich in ihren Betten lagen und keine Ahnung
von den Monstern hatten, die in der Dunkelheit lauerten. «
Jagr verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Er hatte keine Erinnerung an die Zeit als Mensch, aber die Gerüchte über seine brutalen Ausschreitungen waren legendär. Es waren nicht viele Tränen vergossen worden, als er auf mysteriöse Weise verschwunden war.
»Bei den Menschen gibt es durchaus auch Monstren.«
»Vielleicht, aber die Landschaft sieht immer so friedlich aus. Vor allem nachts.«
»Offensichtlich hast du nicht das Buch Kaltblütig gelesen. In dieser wahren Geschichte wird eine vierköpfige Farmerfamilie grausam ermordet.«
Sie rollte mit den Augen. »Gesprochen wie ein wahrer Stadtvampir. «
»Ich habe nicht immer in Städten gelebt, weißt du«, erwiderte er langsam. »Ich habe Jahrhunderte verborgen in Verstecken gelebt, die so abgelegen waren, dass ich Stunden brauchte, um zu meiner Nahrung zu gelangen.«
»Jahrhunderte in Einsamkeit?« Sie holte tief Luft. »Das klingt paradiesisch.«
»Manchmal.« Er drosselte die Geschwindigkeit, als er sich zu Regan umdrehte, um die glatte Perfektion ihres Profils zu studieren. »Doch es gibt auch Zeiten, in denen es einsam, langweilig und beängstigend ist.«
Sie wandte sich zu ihm um und begegnete seinem intensiven Blick. »Beängstigend?«
»Ohne Verbindung zur Welt wird es allzu einfach, den Sinn darin anzuzweifeln, weiterhin zu existieren.«
Selbst in der Finsternis hatte Jagr keine Mühe, Schock und Entsetzen zu erkennen, die sich auf ihrem Gesicht abzeichneten.
»Hast du
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