Im Rausch der Dunkelheit - Guardians of Eternity 5
großen, sehr ärgerlichen Vampir, der stumm hinter ihr hermarschierte.
Aber sie würde sich nicht entschuldigen.
Sie hatte ihn verdammt noch mal nicht um seine Einmischung gebeten. Und ganz sicher hatte sie ihn nicht gebeten, sie wie ein hilfloses Dummchen zu behandeln, das an einem sicheren Ort versteckt werden musste, während Jagr den Superhelden spielte.
Sie war diejenige, die von Culligan drei Jahrzehnte lang gequält und gefoltert worden war. Sie war diejenige, die Nacht für Nacht davon geträumt hatte, dem Kobold die Kehle herauszureißen. Sie war diejenige, die diesen Scheißkerl nach Hannibal verfolgt hatte.
Das hier war ihre Schlacht, und bei Gott, sie würde sie bis zum bitteren Ende schlagen.
Und ihre störrische Reaktion auf seinen Beschützerinstinkt hatte überhaupt nichts mit der Angst zu tun, dass der überwältigende Genuss, den sie in Jagrs Armen empfunden hatte, ihm eine Macht verliehen hatte, die so unbarmherzig und ewig war wie Jagr selbst.
Sie zitterte wieder.
Gott, sie brauchte eine Ablenkung.
Und eine Jacke.
»Was ist das für ein Ort?«, fragte sie und sah sich auf dem großen Stück Land um, das von ein paar großen, eleganten Häusern umgeben war. »Ein Park?«
Jagr beschleunigte seine Schritte, damit er neben ihr gehen konnte statt finster blickend hinter ihr herzulaufen, und nahm bewusst seine Macht zurück, wodurch die Kälte in der Luft gemildert wurde.
»Ein Golfplatz«, korrigierte er sie.
»Ah.« Sie verzog die Lippen. Kein Wunder, dass sie diesen Ort nicht erkannte. Culligan hatte nicht gerade viel Zeit auf der Country-Club-Anlage verbracht. »Das erklärt den Mangel an Spielplatzgeräten.«
»Und das gepflegte Grün mit den Löchern darin.«
Sie warf ihm einen erstaunten Blick zu. »Du golfst?«
»Es gibt nur wenige Dinge, die ich im Laufe der Jahrhunderte nicht ausprobiert habe.«
»Ja, kann ich mir vorstellen«, meinte sie trocken.
Hitze flackerte in seinen Augen auf und verbrannte das Eis, das noch immer zurückgeblieben war. »Ich würde mich freuen, dir später einige davon zu zeigen.«
Hastig drehte Regan den Kopf zur anderen Seite und folgte der nach Pfirsich duftenden Spur, die zu einer Reihe von Bäumen am hinteren Ende des Golfplatzes führte. Allerdings hoffte sie keinen Moment lang, dass dieser verdammte Vampir die Röte nicht sehen konnte, die in ihren Wangen aufstieg.
»Was macht bloß ein Kobold hier draußen?«, fragte sie sich leise.
Nachdem Regan sich schon darauf eingestellt hatte, dass Jagr über ihre offensichtliche Verletzlichkeit herfallen würde, atmete
sie erleichtert aus, als er stattdessen seine Aufmerksamkeit auf die tiefe Schwärze richtete, die vor ihnen lag.
»Meine erste Vermutung besteht darin, dass er sich versteckt.«
»Vor uns?«
Jagr legte den Kopf in den Nacken, wie um in der Nachtluft zu wittern. »Seine Fährte ist frisch. Und er befindet sich in der Nähe.«
Regan blieb abrupt stehen, als sie merkte, dass der Pfirsichgeruch beträchtlich stärker geworden war. Sie zeigte auf die Baumreihe entlang einem Stacheldrahtzaun.
»Ich schleiche mich von rechts an ihn heran«, flüsterte sie so leise, dass nur ein Vampir ihre Worte verstehen konnte. »Ich möchte ihn lieber nicht durch die Bäume verfolgen müssen. «
»Regan.«
Sie versteifte sich, als sie Jagrs bittere Frustration spürte.
»Was ist denn?«
Er murmelte einen leisen Fluch vor sich hin. »Sei einfach vorsichtig.«
Regan zog die Augenbrauen hoch.
Keine grimmige Erklärung, dass es zu gefährlich wäre?
Kein Gezeter, dass er der Einzige wäre, der mit dem versteckten Dämon fertig werden würde?
Kein Knurren, Fauchen oder Brustgetrommel?
Da Regan ihr Glück nicht auf die Probe stellen wollte, schlich sie lautlos einen Zementweg hinunter, von dem sie annahm, dass er für die Golfwagen gedacht war.
Sie glaubte keinen Augenblick, dass ein alter Vampir tatsächlich neue Tricks lernen konnte. Wenigstens nicht dieser alte Vampir.
Entweder glaubte er nicht, dass der Kobold so eine große Bedrohung darstellte, dass er deswegen ein großes Theater
machen musste, oder, was wahrscheinlicher war, er vertraute darauf, dass er sie beschützen konnte, selbst wenn sie halsstarrig genug war, sich in Gefahr zu bringen.
Kaum waren ihr diese Gedanken durch den Kopf geschossen, da hörte sie auch schon ein Rascheln, und eine schlanke Gestalt schoss über den kurz gemähten Rasen direkt auf die nahe stehenden Büsche zu.
»O nein, so nicht«, murmelte Regan und
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