Im Rausch der Freiheit
erfordert lediglich, dass Sie für ein, zwei Tage die Stadt verlassen – dass Sie sich eine kleine Ruhepause gönnen, fernab aller geschäftlichen Verpflichtungen, an einem Ort, an dem Sie telegraphisch nicht erreichbar sind. Das ist alles.« Er lächelte beschwichtigend. »Mit einem Wort: einen sorglosen Urlaub.« Er wandte sich zu Sean. »Ist es nicht so?«
»So ist es«, sagte Sean. »Flussaufwärts.«
»Morgen ist Samstag«, fuhr Gabriel Love fort. »Die Aktienmärkte haben bis Mittag noch geöffnet, um dann für den Rest des Wochenendes zu schließen. Und morgen Vormittag, unmittelbar vor Börsenschluss, werde ich im Namen mehrerer Anleger einige Aktienpakete im Gesamtwert von einem halben Prozent der Hudson Ohio Railroad kaufen. Ich weiß, dass ich sie bekomme, weil sie sich bereits im Besitz meiner Makler befinden, die so liebenswürdig sein werden, sie mir zu überlassen. Diese Transaktionen dürften keinerlei Unruhe auslösen, an der Börse aber durchaus zur Kenntnis genommen werden. Mr Cyrus MacDuff ist derzeit in Boston. Er wird morgen bei der Hochzeit seiner Enkelin zugegen sein. Im unwahrscheinlichen Fall, dass sein Bevollmächtigter ihn über den erfolgten Aktienkauf informieren sollte, besteht die Möglichkeit, dass er versuchen wird, Ihnen ein Kabel zu schicken. Wenn er das tut, werden Sie nicht antworten. Wahrscheinlicher ist es jedoch, dass er von diesen Vorgängen überhaupt nichts mitbekommt.
Am Sonntag speist ein gewisser mit mir bekannter Richter mit Mr MacDuff zu Abend. Er wird ihn darüber informieren, dass ich heimlich über sechsunddreißig Prozent seiner Eisenbahn gekauft habe und meine Agenten Gerüchten zufolge am Samstagvormittag noch weitere Anteile erworben haben sollen. Währenddessen werde ich dafür sorgen, dass das Gerücht in New York in Umlauf gesetzt wird.« Er nickte weise. »Und da, meine Freunde, wird Cyrus MacDuff seiner eigenen Schlechtigkeit zum Opfer fallen. Der Teufel wird diesen Mann fest in den Klauen haben.
Er wird versuchen, sich mit Ihnen in Verbindung zu setzen, damit Sie ihm versichern, dass Sie Ihre zehn Prozent nicht zu verkaufen gedenken. Oder aber, dass Sie sie ihm und nicht mir verkaufen. Zuerst wird er versuchen, Sie telegraphisch zu erreichen. Oder sich sogar in einen Zug nach New York setzen, falls es so spät noch einen gibt. Aber es wird ihm nicht gelingen, mit Ihnen in Kontakt zu treten, denn Sie werden schon abgereist sein. Alle seine Bemühungen, Sie zu erreichen, werden scheitern. Er wird nicht wissen, ob Sie halten oder verkaufen und sich in einem Zustand größter Besorgnis befinden. Und warum? Alles nur, weil er mich hasst und nicht will, dass ich an seiner Eisenbahn beteiligt bin. Da wird Heulen sein, Gentlemen, und Zähneklappern.
Am Montagmorgen werden Cyrus MacDuff oder seine Agenten versuchen, Anteile der Hudson Ohio Railroad zu kaufen, es dringend machen, den Preis der Aktie in die Höhe treiben. Aber es wird kaum Aktien zu kaufen geben.
Tatsächlich werden meine Agenten ihnen ein paar meiner Anteile überlassen, damit die Sache nicht einschläft. Allerdings nicht annähernd so viele, wie sie brauchen. Der Markt wird es merken und sich aufheizen. Und dann wird er sich an etwas anderes erinnern. An etwas, worauf meine Agenten darauf hinweisen werden. ›Wenn Gabriel Love die Hudson-Ohio unter seine Kontrolle bringt‹, werden sie sagen, ›dann kann er die Niagara damit vereinigen, und der Wert der Niagara Railroad wird auf ein Vielfaches steigen.‹ Während MacDuffs Männer den Markt nach Hudson-Ohio-Aktien abgrasen, wird der Kurs der Niagara wie eine Rakete in die Höhe schießen. Es ist schließlich eine ziemlich sichere Wette. Und während dieser Zeit werde ich meine Niagaraanteile verkaufen und bis Börsenschluss voraussichtlich draußen sein.«
»Und während dieser Zeit soll ich nichts unternehmen?«, sagte Master.
»Sie werden nicht da sein, Sie werden nichts von alledem wissen. Aber schon im Anschluss an unser erstes Treffen haben Sie Ihrem Makler geheime Instruktionen gegeben.«
»Wenn der Kurs der Hudson Ohio über Einszwanzig steigen sollte, soll er die Hälfte meines Pakets zum besten Preis verkaufen, den er realisieren kann.«
»Vernünftige Instruktionen, wie sie jeder Investor geben könnte. Und ich glaube, dass der Kurs noch weit höher steigen wird. Denn bis dahin wird der ganze Markt hinter dieser Aktie her sein. Ohne dass jemand weiß, was sich da abspielt. Ich plane meine Anteile ebenfalls zu verkaufen. Wir
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