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Im Reich der Feuergöttin

Im Reich der Feuergöttin

Titel: Im Reich der Feuergöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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durcheinanderschrien.
    Und von irgendwo vor ihm drang ein Stöhnen an seine Ohren.
    Mythor bückte sich und strich mit den Fingern über den Boden. Endlich fand er eine Stelle, an der das Moos plattgedrückt worden war.
    „Oniak! Wenn du mich hörst, so mach dich bemerkbar!“
    Wieder das Stöhnen. Mythor sprang auf und lief geduckt in die Richtung, aus der es kam. Ein wahres Dach aus Laub und Zweigen kam auf ihn herab, als er wieder im Weg liegende Lianen durchtrennte. Faustgroße runde Früchte rollten über den Boden, platzten auf und verbreiteten furchtbaren Gestank. Mythor hielt den Atem an und sprang über sie hinweg. Oniak mußte den Verstand verloren haben, daß er sich so weit ins Ungewisse wagte.
    Mythor fand ihn auf einer laubüberspannten Lichtung. Nur an einer Stelle befand sich eine Lücke im grauen Pflanzendach, gerade groß genug, um Mythor das fahle Licht zu spenden, das er brauchte, um etwas zu erkennen.
    Er blieb stehen wie vom Blitz getroffen. Ein heiserer Laut des Entsetzens kam über seine Lippen. Plötzlich lag Alton schwer in seiner Hand, machtlos und unnütz geworden. Denn das Schwert vermochte Oniak nicht mehr zu retten.
    Der Grünhäutige lag auf dem Rücken, inmitten dreier knollenförmiger Gebilde, die weder Pflanze noch Tier waren. Grau wie das Moos, über das sich ihre schleimige Spur zog, schickten sie unzählige Tentakel über den Körper des Unglücklichen, die sich wie kleine Schlangen bewegten und mit den Spitzen in Oniaks Haut bohrten. Viele verschwanden unter Oniaks Bekleidung, die sich unter ihre zuckenden Bewegungen gespenstisch hob und senkte. Oniaks Blick war gebrochen. Seine Augen starrten Mythor an, aber da war kein wirkliches Leben mehr in ihnen. Und doch stöhnte und wimmerte er.
    „Bei Quyl!“ schrie Mythor. „Nein!“
    Alton konnte Oniaks Leben vielleicht nicht mehr retten, doch unter Mythors Hieben zerfetzte es die Knollen, trennte die Tentakel ab und schlug tief in den Schleim, aus dem neue Knollen zu wachsen begannen.
    Mythor wütete wie ein Berserker und kam erst zur Ruhe, als die letzte zerschlagen war. Ekelerregender Geruch stieg ihm in die Nase - und er kannte ihn.
    Ein schleifendes Geräusch ließ ihn herumfahren. Seine Augen weiteten sich in namenlosem Entsetzen, als sich weitere Schleimgebilde auf ihn zuschoben und schon die ersten Tentakel nach ihm ausschickten. Er sprang zurück und sah, daß sie von dort kamen, wo die runden Früchte zu Boden gefallen und aufgeplatzt waren. Schwindel erfaßte ihn. Die Welt schien sich um ihn herum zu drehen. Das Grauen war überall. Dieser ganze Wald aus entarteten Pflanzen war verzaubert. Aus den leuchtenden Blüten wurden riesige Augen, aus Ästen und Blättern Gesichter, dämonische Fratzen, die ihn hämisch grinsend anstarrten und sich an seinen Qualen zu ergötzen schienen. Ein Rauschen erfüllte die Luft, und weitere Früchte fielen herab, zerplatzten und gaben ihren schleimigen Inhalt frei.
    „Nein!“ schrie Mythor. Wenn er sich jetzt aufgab, war er verloren. Nichts und niemand war da, um ihm beizustehen. Er schwang das Gläserne Schwert, drehte sich um die eigene Achse und ließ die Klinge die Luft zerschneiden. Doch selbst der klagende Laut schreckte die Chimären nicht. Mythor ließ es auf sie herabschmettern wie ein Besessener. Unheimliche Laute drangen aus dem Dickicht, und die schreckliche Armee kam näher, immer näher, kreiste ihn ein und…
    Etwas fiel vom Himmel. Ein grelles Licht durchschlug das Laubdach und blendete Mythor. Der Sohn des Kometen taumelte zurück und fiel schreiend zu Boden, die Arme instinktiv von sich gestreckt. Seine Hände berührten etwas Feuchtes, etwas, das sich zäh unter ihm bewegte.
    Es war das letzte, das er wahrnahm. Sein Geist versank in einem Meer aus Helligkeit, aus der die Klauen von tausend Dämonen tauchten und nach ihm griffen.
     
     
    *
     
    „Geht! Geht und sucht ihn! Wagt nicht, ohne ihn zurückzukommen!“
    Kauna kniete neben der Gefährtin und schlug nach den Kriegern, die nur zögernd gehorchten und sich zurückzogen. Hilflos liefen sie umher und behinderten sich gegenseitig. Erst als die Tau das Steinbeil nach ihnen warf, wagten sie sich dort ins Dickicht, wo Oniak und nach ihm Honga verschwunden war.
    Kauna hörte sie nach ihnen rufen. Grimmig wandte sie sich Nura zu, die mit halb geschlossenen Augen am Boden lag und schwer atmete. Die Krallen der beiden Kreaturen hatten ihr tiefe Wunden in Rücken und die Schultern gerissen.
    „Du wirst leben“, sagte

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