Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Reich der Feuergöttin

Im Reich der Feuergöttin

Titel: Im Reich der Feuergöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
Vom Netzwerk:
Oniaks Körper. Er hob ihn auf und trug ihn auf den Armen aus der Lichtung. Vielleicht beging er jetzt einen Fehler, aber sein Weg sollte nicht über die Leichen Unschuldiger führen. Von dem Moment an, in dem er vom teuflischen Schicksal gehört hatte, das dem kleinen Mann zugedacht war, hatte er Zuneigung zu Oniak gefaßt. Wenn es eine Möglichkeit gab, ihn zu retten, so sollte er leben.
    Mythors Gesicht war eine steinerne Maske, als er sich durch das Dickicht schob, den Weg zurück, den er gekommen war. Und doch war er aufmerksam. Nichts entging seinen Blicken und seinem Gehör, und als er den Schatten zwischen den Zweigen zu seiner Rechten wahrnahm, legte er Oniak blitzschnell ab und packte den Arm der Frau.
    „Honga!“ rief sie erleichtert aus. Dann blickte sie ihn irritiert an, als er sie unsanft aus ihrem Versteck zerrte und auf den Grünhäutigen deutete. „Wir suchten dich, aber… Was fällt dir ein? Laß mich los!“
    „Heb ihn auf!“ befahl Mythor. Er stieß sie auf Oniak zu, als sie sich entsetzt seinem Griff entwinden wollte. „Du sollst ihn aufheben, oder bei Quyl, du stirbst mit ihm!“
    „Honga! Du hast den Verstand verloren! Du vergißt, wer du bist!“
    „Ich wußte es selten so gut wie jetzt!“
    „Aber er ist… vom Kriechenden Tod geschlagen! Es ist kein wirkliches Leben mehr in ihm!“
    Sie sah von Mythor zu Oniak und wieder zurück. Noch nie mochte ein Mann so zu ihr gesprochen haben wie Mythor in diesen Augenblicken. Kauna war vollkommen verwirrt. Wieder wollte sie sich losreißen. Mythor sah das Messer in ihrer Hand, schwach nur in der Dunkelheit, und schlug es ihr aus der Faust.
    „Heb ihn auf und trage ihn!“
    Sie widersprach nicht mehr. Ihr Widerstand brach zusammen. Zögernd hob sie den Grünhäutigen auf ihre Arme, gab einen erstickten Laut von sich, als sie die pulsierenden Blasen sah, und ging mit ihm wie eine Puppe vor Mythor her, bis sie den Pfad erreichten.
    Mythor war vorbereitet, als sie beim Anblick Nuras und der Krieger Oniak fallen ließ und davonrennen wollte. Blitzschnell hatte er sie am Handgelenk gepackt, zog sie an sich und setzte ihr die Klinge an die Kehle.
    „Jetzt werdet ihr ihn heilen“, forderte er unerbittlich. „Ich weiß, daß ihr es könnt! Loana gab euch uns mit, um uns gegen dämonisches Leben abzuschirmen mit eurer Magie, damit wir lebend den Drachenfelsen erreichen. Jetzt gebraucht eure Fähigkeiten, oder keiner von uns steigt in den Vulkan!“
    „Du bist nicht mehr Honga“, sagte Nura leise. Sie richtete sich mit Hilfe zweier Krieger auf und ließ sich von ihnen stützen. „Ich ahnte es, als ich dich kämpfen sah. Wer bist du wirklich?“
    Mythor war nahe daran, seinen Namen zu schreien und dem unwürdigen Verstellspiel ein Ende zu machen. Doch er beherrschte sich auch jetzt noch. Nach einer Weile mochten die Frauen und die Krieger sich eine für sie einleuchtende Erklärung für sein Verhalten zurechtlegen. Er half ihnen dabei, denn noch konnte es sich trotz allem als vorteilhaft erweisen, daß sie den wiedergeborenen Helden in ihm sahen.
    „Ich bin Honga“, knurrte er. „Honga, dessen Geist für kurze Zeit in einem Reich weilte, wo die Götter mehr zu sagen haben als die Göttinnen.“
     
     
    *
     
    „Es gab noch keinen, der den Kriechenden Tod überlebte“, sagte Kauna, ohne sich umzuwenden. Sie und Nura hockten vor Oniak. Mythor konnte nicht sehen, daß sie irgend etwas taten, das ihm helfen konnte. Nur ab und an schlossen sie die Augen und berührten Oniaks Haut mit den Fingerspitzen. Sie hatten den Grünhäutigen entkleidet und die letzten Reste der schwarzen, trockenen Substanz von ihm abgekratzt. Jetzt, als Mythor sah, wie sehr sie sich quälten, wie das Grauen an ihnen rüttelte, bereute er die Heftigkeit, mit der er sie gezwungen hatte, ihr Werk zu tun. Die Krieger umstanden sie im Kreis, nachdem sie Platz für sich und die Frauen geschaffen hatten. Manchmal sahen sie Mythor scheu an. Keiner von ihnen hatte sich ihm jedoch entgegengestellt, als sie ihre Anführerinnen bedrängt sahen.
    Aus Hongas Erinnerungen wußte Mythor, daß Kauna und Nura zu jenen Weisen Frauen der Tau gehörten, die der Magie in Grenzen kundig waren. Sie verstanden sich aufs Heilen. Mythor war dennoch alles andere als überzeugt davon, daß sie Oniak wirklich helfen konnten. Aber sie sollten es versuchen! Wer von dem, was sie den Kriechenden Tod nannten, einmal befallen worden war, galt als unrettbar verloren. Honga aber wußte auch, daß noch niemals

Weitere Kostenlose Bücher