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Im Reich der Feuergöttin

Im Reich der Feuergöttin

Titel: Im Reich der Feuergöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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redete sich ein, daß der Krieger etwas anderes gesehen hatte, denn sollte Honga…
    „Dort“, flüsterte der Krieger. Er blieb stehen. Kauna trat an ihm vorbei. Furchtbarer Gestank erfüllte die Luft. Sie sah die aufgebrochenen Schalen der Früchte am Boden - und eine schwarze, gekräuselte Masse dazwischen.
    Der Krieger schüttelte fassungslos den Kopf.
    „Es hat sich verwandelt“, brachte er heiser hervor. „Der Kriechende Tod ist besiegt worden!“ Er fiel auf die Knie und reckte die Hände gen Himmel, dankte den Göttern für das Wunder.
    Kauna achtete nicht weiter auf ihn. Sie bahnte sich ihren Weg, fand die Spuren der Krieger, und wo diese aufhörten, die Spur des Helden.
    „Honga!“ rief sie, doch nur das Geschnatter aufgescheuchter Tiere antwortete ihr. Vorsichtig schlich sie weiter, wobei sie darauf achtete, daß sie nicht zu nahe an die schwarzen Fladen auf dem Boden kam,
    „Honga! Oniak!“
    Sie war dafür verantwortlich, daß der Held den Vulkan erreichte, sie und Nura. Nun trieb die Angst vor der Strafe für ihr Versagen sie vorwärts. Hinter jeder Ranke, jeder laubbehangenen Liane, die sie zur Seite schob, glaubte sie Honga finden zu müssen, tot oder dem Tod geweiht.
    Etwas brach durch das Dickicht. Kauna erstarrte, duckte sich zum Sprung und versuchte, das Dunkel mit Blicken zu durchdringen. Ein mächtiger Schatten tauchte vor ihr auf, noch zu weit weg, um seine Umrisse genau erkennen zu lassen. Aber so sah kein Mensch aus.
    Kauna drückte sich zwischen Zweige und Lianen, bis sie mit dem Rücken an einen Stamm stieß. Sie atmete nicht. Schwere Schritte kamen näher.
     
     
    6.
     
    Mythor schlug die Augen auf. Wieder brauchte es eine Weile, bis sie sich an die Dunkelheit gewöhnt hatte. Es war, als erwachte er aus einem tiefen und langen Schlaf. Dann setzte die Erinnerung ein, plötzlich und ungestüm. Mit einem Satz kam er auf die Beine und schlug um sich, als er Alton in seiner Hand fühlte.
    Kein Gegner bedrängte ihn. Keine glühenden Augen beobachteten ihn aus dem Dickicht, keine Dämonenfratzen grinsten ihn an.
    Es war ruhig. Irgend jemand rief nach ihm, doch das war weit weg. Hier, wo Mythor geglaubt hatte, die Welt ringsum müßte sich zusammenziehen und ihn ersticken, bewegte sich nichts mehr.
    Wo die schleimigen Klumpen auf ihn zugekrochen waren, war der Boden von tiefschwarzen Fladen übersät. Die gleiche harte, krustige Substanz bröckelte von Mythors Händen und Armen ab, als er sich darüberfuhr. Und Oniak…
    Er lag still zwischen dem schwarzen Etwas, die Augen geöffnet und auf Mythor gerichtet. Ein Muskel zuckte in seinem Gesicht, aus dem namenloses Grauen sprach. Dort, wo sich die Schlangenausläufer der Schleimgebilde über seinen Körper geschoben hatten, sah Mythor dunkle Linien wie aus grobem Staub. Vorsichtig trat er näher heran, ging neben dem Grünhäutigen in die Hocke und kratzte die schwarzen Bahnen mit Altons Spitze ab. Dann aber sah er die Wölbungen überall dort, wo sich die Tentakel mit ihren Spitzen unter Oniaks Haut gebohrt hatten. Mythor stieß einen dünnen Schrei aus und sprang zurück.
    Dort lebte etwas! Oniaks Körper war von vogeleigroßen Blasen übersät, die heftig pulsierten. Mythor bekam eine vage Ahnung davon, was wirklich geschehen war. Und wer immer ihm das seltsame Licht geschickt hatte, hatte zwar ihn, nicht aber Oniak noch retten können. Der Schleim war ausgetrocknet worden. Keine weiteren Früchte fielen mehr zu Boden und platzten auf. In Oniaks Körper aber existierte das entartete Leben weiter, breitete sich aus, fraß sich in ihn hinein. Und Oniak erlebte das bei vollem Bewußtsein! Zwar war er unfähig zu sprechen oder nur einen Finger zu rühren, aber die Bewegungen seiner Augen waren unmißverständlich, und seine Züge kündeten von dem Grauen, das ihn erfüllte.
    Tu es! schienen die stummen Blicke zu flehen. Töte mich! Mach meinen Qualen ein Ende!
    Mythor zögerte. Er fühlte sich elend. Langsam näherte er sich dem Unglücklichen wieder. Langsam hob er das Gläserne Schwert, nahm es in beide Hände. Langsam spannte er die Muskeln, holte aus und…
    Er sah, wie Oniaks Blick sich auf die leuchtende Klinge richtete, die plötzlich zu zittern begann.
    „Nein!“ Mythor steckte Alton wild entschlossen in die Scheide zurück. Wieder erfaßte ihn Zorn, auf die Tau, auf die dämonischen Kräfte, die überall zu spüren waren, auf sein eigenes rätselhaftes Schicksal. Er bückte sich, überwand seinen Ekel und schob beide Hände unter

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