Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Reich der Feuergöttin

Im Reich der Feuergöttin

Titel: Im Reich der Feuergöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
Vom Netzwerk:
der Versuch gemacht worden war, dies zu tun. Die Befallenen galten als Träger des Bösen. Was unter ihrer Haut heranwuchs, fraß zuerst den Wirtskörper völlig auf, um dann aus der Haut zu sickern. Wo es in den Boden eindrang, wuchsen wenig später jene Pflanzen, die einmal die schrecklichen Früchte tragen würden.
    Das Warten wurde zur Qual. Der Wind hatte sich nun vollkommen gelegt, und unerträgliche Hitze breitete sich aus. Dann und wann bebte der Boden leicht, und rotes Glühen am Himmel kündete von Ramoas Wirken im Vulkan.
    So sehr Mythor die auf diesen Inseln betriebene Magie auch verwirrte, so grundverschieden sie von der Magie zu sein schien, die er bisher kennengelernt hatte - er konnte sich kaum vorstellen, daß eine Sterbliche Macht über die Elemente besaß. Und Ramoa war eine Sterbliche, eine Tau, die zur Göttin gemacht worden war. Natürlich war die Voraussetzung dafür das Beherrschen der Magie. Aber in diesen Breiten schienen zumindest alle Frauen mehr oder weniger magische Fähigkeiten zu besitzen.
    Bevor er sich dadurch weiter verunsichern lassen konnte, wie wenig er doch von diesen Menschen wußte, konzentrierte er sich wieder voll und ganz auf die beiden Frauen. Nun hockten sie beide mit geschlossenen Augen da und hatten jeweils eine Hand auf der Brust des wie leblos Daliegenden, während sie sich mit den Fingerspitzen der anderen gegenseitig berührten. Mythor glaubte förmlich spüren zu können, wie sich zwischen ihnen eine Kraft aufbaute, die auf Oniak überfloß. Doch das mochte pure Einbildung sein.
    Dann aber hörten die Blasen auf zu pulsieren. Oniak schlug die Augen zu. Sein Gesicht verzog sich vor Schmerzen. Kauna und Nura erhoben sich und wischten sich den Schweiß von der Stirn. Nura, noch schwach auf den Beinen, nickte Mythor zu.
    „Wir haben getan, was wir konnten“, sagte sie leise. „Nun liegt sein Leben in den Händen der Götter.“
    Manches an ihren Bewegungen, ihren übertrieben wirkenden Gesten und Redensarten erinnerte Mythor unwillkürlich an Sadagars Benehmen, wenn er Leichtgläubige zum Narren halten wollte. Prompt kam ihm die Frage in den Sinn, was aus den Gefährten geworden war, die er zurückgelassen hatte - irgendwo in einer anderen Welt.
    Die Blasen schienen zu schrumpfen, wurden porös und faltig. Dann platzten sie auf. Schwarzer Staub stob in die Luft. Die Krieger wichen schnell zurück und hielten sich die Hände vor die Nasen. Kauna und Nura schienen nicht fassen zu können, was sie bewirkt hatten.
    Mythor wartete atemlos, bis auch die letzte Blase ihren abgetöteten Inhalt freigegeben hatte. Dann riß er ein Stück aus Oniaks Sackkleid heraus und schickte sich an, die Wunden zu säubern. Unerwartet nahm ihm Nura den Fetzen aus der Hand und tat diese Arbeit für ihn, während Kauna das Säckchen an ihrem Gürtel öffnete und Kräuter herausnahm, die sie um die Wunden herum über den ganzen Körper des Grünhäutigen streute. Kurz darauf begannen die offenen Stellen zu bluten, und mit dem Blut wurde das letzte Gift aus Oniak herausgespült.
    Mythors Achtung vor den Heilkünsten der Tau-Frauen wuchs in gleichem Maß wie die Hoffnung, daß Oniak leben würde. Und noch hatte die Wirkung der Kräuter sich nicht erschöpft. Die Wunden schlossen sich. Geronnenes Blut bildete schnell eine feste Kruste darüber, und Oniak begann schwach zu atmen.
    Kauna schüttelte stumm den Kopf und starrte auf ihre Hände, die das Wunder vollbracht hatten.
    „Können wir ihn tragen?“ fragte Mythor.
    Nura wies die Krieger an, aus zwei dicken Ästen, einer Menge Zweige und dicken Blättern eine Trage für Oniak zu fertigen. Sie beeilten sich, der Aufforderung nachzukommen. Jeder von ihnen mochte froh sein, wenn er diesen Ort endlich verlassen konnte. Abergläubisch, wie sie alle waren, hatten sie ihre Toten nicht begraben, sondern unters Dickicht geschoben - Opfer für die angriffslustigen Kreaturen des Dschungels.
    Nura und Kauna brachen die Zähne aus den Rachen der Riesenfledermäuse und verstauten sie in einem Beutel. Falls sie lebend in ihr Dorf zurückkehrten, würde sie sie irgendwann an einer Kette einem neuen Helden umhängen.
    Das Grollen des Vulkans erinnerte sie nachhaltig daran, warum sie hier waren. Sobald die Trage fertig war, legten sie Oniak darauf und bedeuteten den Kriegern, ihnen zu folgen. Mythor setzte sich wieder an die Spitze des Zuges. Es ging weiter, und vielleicht hatte der Dschungel seine Opfer angenommen. Denn unangefochten erreichte man das Ende

Weitere Kostenlose Bücher