Im Reich der Feuergöttin
des Jägerpfades. Von nun an mußte Alton wieder den Weg freischlagen. Immer häufiger teilten sich die Bäume, und der Kegel des Vulkans war in seiner ganzen schrecklichen Schönheit zu sehen.
Glühende Lava wälzte sich an seinen Hängen herab und versank zischend im Wasser. Und es wurde heißer, die Luft stickiger.
Nach langem Fußmarsch hörte der Wald auf. Mythor erwartete mit einer Mischung aus Erleichterung und Unbehagen, den Drachenfelsen zu sehen. Statt dessen blickte er hinab in eine Schlucht, auf deren gegenüberliegendem Ende weitere blasse Pflanzenungetüme wuchsen. Eine Hängebrücke führte hinüber. Moose und Gräser wichen nacktem, heißem Fels.
„Über die Schlucht“, sagte Kauna. „Dann ist es nicht mehr weit.“
Mythor betrachtete argwöhnisch die nur aus einfachen Holzplanken und Halteseilen bestehende, bei jedem leichten Erdstoß schwankende Brücke; Der Grund der Schlucht war nicht auszumachen. Nur die aufsteigende Hitze, der beißende Schwefelgeruch und das vage Glühen unter ihm in der Dunkelheit ließen ihn ahnen, daß dort flüssige Lava aus Erdspalten quoll.
Die Frauen sahen ihn abwartend an. Er war der Held. Er mußte als erster die morschen Planken betreten.
Mythor biß die Zähne aufeinander, steckte Alton in die Scheide und hielt sich an den Seilen fest. Die ersten Schritte waren unsicher. Dann gewöhnte er sich an die schwankenden Bretter. Einer nach dem anderen, folgten die Krieger ihm und den Frauen. Sie husteten in den aufsteigenden Dämpfen, und ihre Augen tränten.
Mythor hatte etwa die Mitte der Brücke erreicht, als hinter ihm ein Schrei ertönte: „Ramoa!“
Er blieb stehen und sah Feuer und Asche in den dunklen Himmel spritzen. Im nächsten Moment drang mächtiger Donner an sein Ohr, und die Felsen zu beiden Seiten der Schlucht schienen sich unter den Gewalten, die an ihnen rüttelten, aufzubäumen. Große Steine lösten sich aus den Wänden und fielen polternd in die Tiefe. Die Brücke schwankte, als zerrten Titanen an ihr.
„Sie wird einstürzen!“ schrie Mythor. „Lauft um euer Leben!“
Das andere Ende schien plötzlich unerreichbar fern. Mythor begann zu rennen, rutschte aus, kam auf die Beine und lief weiter. Die Schwefeldämpfe drangen in seine Lungen. Er hustete. Tränen rannen ihm über die Wangen. Beißender Schmerz wollte ihn zwingen, die Augen zu schließen. Die Schreie abstürzender Krieger vermischten sich mit dem Donner des Vulkans. Mythor hielt sich an den Seilen fest, so gut er konnte.
Dann rissen sie.
*
Im Dorf der Tau war man auf den Ausbruch vorbereitet. Manea hatte ihn vorausgesagt, kurz nachdem Honga mit Oniak, den Kriegern und den beiden Frauen aufgebrochen waren - zu spät, um diesen eine Warnung zu schicken. Aber Loana und die Weisen Frauen hatten schnell veranlaßt, daß alle Kinder aus den Hütten und zum Strand gebracht wurden. Sie und die Frauen stiegen als erste in die Boote. Viele Männer mußten zurückbleiben, als sie vollbesetzt waren und aufs Meer hinausgerudert wurden.
Als die beiden Hälften des Tages sich die Waage hielten, schleuderte Ramoa ihr Feuer aus dem Berg. Der Himmel im Westen färbte sich blutrot, dann gelblich. Wolken aus Asche und Staub trieben über die Insel. Flüssige Glut wurde weit übers Land geschleudert, und wo sie herniederkam, entflammten Brände. Große Gesteinsbrocken klatschten zwischen den Booten ins Wasser. Der Schein von Feuern drang von der Siedlung herüber. Die Tau lagen eng zusammengedrängt flach in den Booten. Viele ließen ihr Leben oder stürzten sich in panischer Angst in die Fluten, um nicht wieder aufzutauchen. Fische, Kraken und andere Kreaturen tummelten sich und hielten ein grausiges Mahl. Donner rollte über das Meer, und Blitze rissen den Nebel auf. Loana stand als einzige aufrecht in ihrem Boot, verzweifelt und hilflos. Sie sah das Sterben und konnte nichts tun. Als der Berg endlich zur Ruhe kam, hatten Dutzende von Tau ihr nasses Grab gefunden, und noch ließ sich nicht abschätzen, wie viele Männer auf der Insel verbrannt oder erschlagen worden waren.
Einige Boote waren gekentert. Loana ließ sie mit Seilen wieder an Land ziehen. Die Luft war kaum atembar und so heiß, daß die Lungen bei jedem Luftholen schmerzten. Die Hälfte der Hütten waren niedergebrannt, und noch wüteten Feuer. Ein Männerhaus stand in Flammen. Krieger kämpften gegen Tiere, die aus dem Dschungel geflohen waren.
In ohnmächtigem Zorn stand Loana vor den Trümmern. Artea kam an ihre
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