Im Reich des Vampirs
Ich wollte seine Macht und war kurz davor, sie zu übernehmen â die ganze Macht â, und dann kamst du. Ich hatte schon viele seiner Helfershelfer auf meine Seite gebracht. Sie dienen mir immer noch.« Er stopfte sich noch einen zappelnden Bissen in den Mund und schloss die Augen. Für einen Moment lag der obszöne Ausdruck sinnlichen Vergnügens auf seinemscheuÃlich entstellten Gesicht. »Du hast keine Ahnung, wie sich das anfühlt«, sagte er, kaute bedächtig und lächelte dabei. Dann riss er die Augen auf und blitzte mich in blindem Hass an. »Oder wie es sich angefühlt hat, bevor du mich zerstört hast. Die ultimative Hochstimmung. Es verlieh mir die Kraft der schwarzen Magie, die Stärke von zehn ausgewachsenen Männern, es schärfte meine Sinne und heilte die Wunden so schnell, wie sie mir beigefügt wurden. Es machte mich unbesiegbar. Jetzt habe ich all die Ekstase verloren. Es macht mich kräftiger und hält mich am Leben, wenn ich ständig esse, aber mehr nicht. Und das nur deinetwegen!«
Ein Grund mehr, mich zu hassen: Ich hatte ihm seine wirksamste Droge genommen. Und zudem hatte ich ihm eine Wunde zugefügt, die kein Unseelie-Fleisch heilen konnte und die ihn langsam tötete. Ein von Feenenergie durchdrungenes Stück nach dem anderen starb ab. Diesen Aspekt verstand ich allerdings noch nicht ganz.
»Verwandelt einen diese Nahrung letztendlich in ein Feenwesen? Ist es das, was du und der Lord Master anstrebt? Esst ihr Feen, um selbst Feenwesen zu werden?«
»Zur Hölle mit dem Lord Master«, fauchte er. »Ich bin jetzt deine Welt!«
»Er hat dich im Stich gelassen, stimmtâs?«, mutmaÃte ich. »Als er dich so sah, hat er dich weggeschickt und dem Tod überlassen. Du warst ihm nicht mehr nützlich.«
Seine Wut brachte die Luft zum Knistern. Der Vampir kehrte mir den Rücken zu und schnitt noch ein Stück Fleisch ab. Als er sich bewegte, öffnete sich sein dunkles Gewand ein klein bisschen, und ich erhaschte einen kurzen Blick auf etwas, das golden und silbern glänzte; es war mit Onyxsteinen und Saphiren besetzt und hing an seinem Hals.
Mallucé hatte das Amulett! Er war uns in der Nacht im Haus des Walisers zuvorgekommen.
Aber wenn er im Besitz des Amuletts war, wieso hatte er es dann nicht benutzt, um sich zu heilen? Die Antwort präsentierte sich wie von selbst: Barrons hatte mir erzählt, dass der Unseelie-König es für seine Konkubine geschaffen hatte; sie war kein Feenwesen, und ein Mensch musste Heldentum, eine ganz besondere Kraft haben, um die Macht des Amuletts zu erwecken. Mallucé war mittlerweile zum Teil ein Feenwesen. Das hieà entweder, dass ihn die Feenenergie davon abhielt, die magischen Kräfte zu aktivieren, oder John Johnstone, Jr., war trotz seiner Machenschaften und Ränke nicht aus dem Holz geschnitzt, das ihn dazu befähigte.
Vielleicht war ich es.
Ich musste das Amulett an mich bringen.
Ein viel grimmigerer Gedanke folgte dem ersten: Mallucé hatte all die Menschen in dem Palast in Wales so brutal ermordet. Wie hatte Barrons gesagt? Wer immer, was immer die Wachleute und das Personal in dieser Nacht niedergemetzelt hat, ist entweder mit dem Sadismus eines Soziopathen oder mit unbändigem Zorn vorgegangen.
Womit hatte ich es hier zu tun? Mit einem Soziopathen oder einem jähzornigen Temperament? Ich war nicht sicher, ob ich gegen einen Soziopathen eine Chance hatte.
Mallucé richtete sich auf, drehte sich und holte ein fein besticktes Taschentuch aus den voluminösen Falten seiner Kutte und tupfte sich das Kinn ab. Dann lächelte er und zeigte seine Zähne.
»Wie gehtâs deinem Handgelenk, Miststück?«
Es tat nicht mehr so weh, bis er es mir erneut brach.
An dieser Stelle überlasse ich ein paar Dinge Ihrer Fantasie. Obwohl es anders erscheinen mag, ist dies keine Geschichte der Dunkelheit. Es ist eine über Licht. Khalil Gibran sagte: Die Freude kann dich nur so weit erfüllen, wie dich die Sorgen ausgehöhlt haben. Wenn man nie Bitterkeit gekostet hatte, ist SüÃes nur ein angenehmer Geschmack auf der Zunge. Eines Tages werde ich ganz viel Freude empfinden.
Unter dem Strich: Mallucé wollte mich nicht töten. Noch nicht. Er kannte viele originelle Möglichkeiten, Schmerz zu verursachen, ohne einem ständig schwächende Verletzungen zuzufügen. Er wollte lieber, dass ich auf die Schrecken
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