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Im Reich des Vampirs

Im Reich des Vampirs

Titel: Im Reich des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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irgendwo in der Nähe, dann hätte er sich längst blicken lassen. Er würde nicht zulassen, dass mich Mallucé folterte. Das konnte nur heißen, dass er mit anderem beschäftigt war, vielleicht Befehle seiner Königin ausführte, und in der menschlichen Welt könnten Monate vergehen, bis er wieder verfügbar war. Blieben nur noch Rowena und ihre straff organisierten Sidhe -Seherinnen. Und Rowena hatte eines ganz deutlich gemacht: Ich werde niemals zehn Leben riskieren, um eins zu retten.
    Mallucé hatte recht. Niemand würde mir zu Hilfe kommen.
    Ich würde hier in diesem elenden dunklen Höllenloch gemeinsam mit einem verwesenden Monster sterben. Ich konnte nie wieder die Sonne sehen, nie wieder Gras oder Sand unter den Füßen spüren, nie wieder Musik hören, nie mehr die süße, nach Blumen duftende Luft von Georgia einatmen oder Mutters Hühnchen und den Pfirsichkuchen kosten.
    Mallucé wollte mir, wie er sagte, ganz langsam alle Glieder lähmen. Das Leid, das er dem Rest meines Körpers zugedacht hatte, war so grauenvoll, dass mein Gehirn dem Gehörsinn verbot, die Schilderungen weiterzuleiten. Ich hörte einfach nicht mehr zu.
    Hoffnung ist das Wichtigste. Ohne Hoffnung sind wir gar nichts. Hoffnung formt den Willen. Der Wille gestaltet die Welt. Meine Hoffnungen mochten beträchtlich geschwunden sein, aber einige Dinge waren mir noch geblieben: der Wille, die unverhohlene Verzweiflung und eine Chance.
    Eine Chance aus glitzerndem Gold und Silber, Saphiren und Onyxsteinen.
    Ich hatte heute Nahrung zu mir genommen und war noch nicht zu schwer verletzt – einen Arm konnte ich gut bewegen. Wer konnte sagen, in welcher Verfassung ich morgen war? Oder übermorgen? An diesem Ort konnte ich nicht an eine Zukunft denken. Möglicherweise war ich nie wieder so stark wie gerade in diesem Moment. Wollte er mich wirklich mit psychotropen Drogen foltern, wie er mir prophezeit hatte? Der Gedanke, die Kontrolle über meinen Geist zu verlieren, war schrecklicher als der an größere Schmerzen. Dann würde ich nicht einmal mehr kämpfen wollen. Das durfte ich auf keinen Fall zulassen.
    Jetzt oder nie. Ich musste es wissen: Hatte ich die Fähigkeit, die Macht des Amuletts zu nutzen? Möglicherweise bot sich mir nie wieder die Gelegenheit, das herauszufinden.Vielleicht fesselte mich Mallucé das nächste Mal. Oder er hatte noch Grausameres vor.
    Er redete immer noch und schien sich nicht darum zu scheren, dass ich mich taub stellte und keinerlei Reaktion mehr zeigte. Dies war seine Performance, für diese Momente hatte er die letzten Wochen gelebt. In seinen gelben Augen glühte der Eifer des Irrsinns.
    Sobald er wieder die Arme ausstreckte, warf ich mich gegen ihn, als wollte ich ihn umarmen. Das erschreckte ihn. Ich schob meine gesunde Hand blitzschnell unter seine Robe, tastete nach dem Amulett und schloss die Finger fest darum. Es war, als hätte ich trockenes Eis in der Hand. Das Metall war so kalt, dass es auf der Haut brannte und sich anfühlte, als würde es sich durch mein Fleisch bis zum Knochen fressen. Ich kanalisierte all meine Sinne durch den Schmerz. Im ersten Augenblick geschah überhaupt nichts. Dann glomm ein dunkles Feuer, ein blau-schwarzes, pulsierendes Licht unter den Falten der Robe und zwischen meinen Fingern auf.
    Ich hatte meine Antwort. MacKayla Lane hatte das Potenzial, Großes zu leisten!
    Im Moment würden mir etwas Superkraft und eine Karte, die mich aus dem unterirdischen Labyrinth führte, genügen. Ich zerrte an dem Amulett, aber die Kette war aus dicken Gliedern geschmiedet. Ich konnte sie nicht zerreißen. Mir fiel wieder ein, dass der Kopf des alten Mannes fast vom Hals abgetrennt gewesen war. Waren die Glieder durch Magie verstärkt? Ich konzentrierte meine Willenskraft und versuchte die Kette mit einem Ruck durch den halb verwesten Hals zu zerren. Der durchsichtige Stein in der Mitte des Amuletts blitzte auf und tauchte die Grotte in düsteres Licht.
    Â»Du Hexe!« Der Vampir war fassungslos.
    Ich hatte richtig vermutet. Er konnte nichts mit dem Amulett anfangen. Ich grinste höhnisch. »Ich schätze, du hast einfach nicht das Zeug dazu.«
    Â»Unmöglich! Du bist ein Niemand, ein Nichts!«
    Â»Dieses Nichts wird dir kräftig in den Arsch treten, Vampir.« Bluffen, bluffen, bluffen. Und hoffen, dass ein Körnchen Wahrheit in allem steckte. Als die Kette abrupt

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