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Im Reich des Vampirs

Im Reich des Vampirs

Titel: Im Reich des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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Schrecken, die dich jeden Tag erwarten. Versuch zu schlafen. Rätsele, was dich wecken wird. Träume. Das ist alles, was dir jetzt noch bleibt. Deine Realität gehört mir. Willkommen in meiner.«

    Ich lag auf meiner Matte und starrte an die Felsendecke. Ich suchte den Sidhe -Seher-Ort in meinem Bewusstsein auf und machte eine Entdeckung: Ich konnte Illusionen schaffen. Nicht dieselben Illusionen wie Feenwesen, die andere beeinflussen können, sondern Illusionen, die nur ich sehen konnte. Das genügte mir. Im Geiste malte ich Wolken und blauen Himmel an die Felsendecke in meiner Grotte und konnte wieder frei atmen.
    War es wirklich erst drei Monate her, seit ich im gepunkteten pinkfarbenen Bikini am Pool im Haus meiner Eltern gelegen, süßen Eistee getrunken und Louis Armstrongs »Wonderful World« gelauscht hatte?
    Der Song, der im Moment aus meinem mentalen iPod dröhnte, war »Highway to Hell«. Ich befand mich auf dem Highway zur Hölle und kein Mensch wusste davon. Es war eine Schnellstraße, neben der die Autobahn aussah wie ein Schneckenpfad – drei Monate vom unbeschwerten Leben in die Gruft und einen Monat davon hatte ich an einem Strand im Feenreich mit einer Nachbildung von meiner Schwester vergeudet.
    Â»V’lane?«, sagte ich leise, aber eindringlich. Ich beschwor einen leichten Wind herauf, der meine Wattewolken an der Decke vor sich hertrieb. »Bist du da? Irgendwo? Ich könnte gerade jetzt wirklich Hilfe gebrauchen.« Eine ganze Weile – hier unten hatte ich kein Zeitgefühl – flehte ich das Tod-durch-Sex-Feenwesen mit Inbrunst herbei. Ich versprachihm Dinge, die ich später ganz sicher bereuen würde. Aber Sterben war schlimmer.
    Vergeblich.
    Wo immer V’lane steckte, er hörte mich nicht.
    Was, um alles in der Welt, war mit Mallucé geschehen? Was hatte er gemeint, als er sagte, dass Teile von ihm feenartig seien? Wie konnten Teile einer Person – in diesem Fall eines Vampirs – von Feenwesen stammen? Entweder war man ein Feenwesen oder man war es nicht, oder? Konnten Feen und Menschen Nachkommen zeugen und waren die dann halbe Feenwesen?
    Aber diesen Eindruck hatte ich nicht von Mallucé gehabt. Bei unseren Begegnungen hatte ich mich auf ihn konzentriert, um herauszufinden, was er war. Immer war es verwirrend gewesen und jetzt war das Rätsel noch größer. Wie auch immer er teilweise zum Feenwesen mutiert sein mochte, er war nicht als eines auf die Welt gekommen. Er war es geworden. Aber wie? War das so etwas wie Vampirismus? Hatten sie ihn gebissen? Hatte er Sex mit ihnen gehabt?
    Meine Wolken waren verschwunden. Eine Illusion aufrechtzuerhalten war anstrengend, und die Schmerzen sowie die Nachwirkungen der Drogen, die er mir verabreicht hatte, um mich bewusstlos von Dublin hierherschaffen zu können, raubten mir viel Energie. Ich fror, hatte Angst und Hunger.
    Ich rollte mich auf die Seite und spähte durch das Gitter.
    Ich war in einer Zelle am Ende einer langen, ovalen Höhle gefangen, die von Wandfackeln erleuchtet wurde. In die Höhle gelangte man durch eine Stahltür.
    In der Mitte befand sich eine niedrige Steinplatte, die an einen Opferaltar erinnerte. Ich sah Messer, Flaschen undeine Kette auf dem Altar. Drei reich verzierte, mit Brokat bezogene viktorianische Stühle standen darum herum. Mallucé hatte ein paar Stücke seiner Vergangenheit mit in die Höhlen gebracht.
    In den feuchten Wänden der Grotte befanden sich Zugänge zu weiteren Zellen, einige waren so schmal und klein, dass eine Person nur aufrecht stehend darin Platz hatte, andere könnten ein Dutzend beherbergen. Meine Zelle lag zwischen zwei anderen, von denen mich Gitter trennten – sie waren leer. In einigen anderen hingegen rührte sich etwas. Ich rief nach den anderen Gefangenen, erhielt jedoch keine Antwort. Hatte Mallucé diesen unterirdischen Ort geschaffen oder war es ein längst vergessener Kerker, ein Überbleibsel aus barbarischen Zeiten?
    Wolken. Ich legte mich auf den Rücken und malte sie wieder an die Decke. Ich zitterte. Die Vorstellung, tief unter der Erde zu sein, war schrecklich für mich. Einige meiner Freunde waren Hobbyhöhlenforscher und ich hatte sie immer für verrückt gehalten. Warum sollte man früher als nötig unter die Erde gehen?
    Ich beschwor eine Sonne, einen blendend weißen Strand herauf und gewandete mich in Pink. Und ich brachte

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