Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Reich des Wolfes

Im Reich des Wolfes

Titel: Im Reich des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
Vom Netzwerk:
dem Wind nicht die beißende Kälte zu nehmen. Er zog seinen pelzgefütterten Umhang fester um die Schultern.
    Die Sathuli würden sich an die Jagd erinnern, wenn sie das Lied des Scheidens für die Krieger sangen, die nicht zurückkehrten. Waylander dachte an den Jungen, der zuerst versucht hatte, ihn aus dem Hinterhalt zu überfallen, und freute sich, daß er ihn nicht getötet hatte. Was die anderen betraf... nun, sie hatten ihre Wahl getroffen, und er bedauerte ihren Tod nicht im mindesten.
    Er sah, wie sich Menschen unten im Dorf bewegten: einen Schäfer mit langem Krummstab, der den Berg hinaufschritt, neben sich ein Hund; ein paar Frauen am Dorfbrunnen, die in Eimern das kalte Wasser heraufzogen; Kinder, die an der Pferdeweide spielten. Es war ein friedliches Bild.
    Er folgte weiter dem Pfad, der sich zwischen zwei riesigen Felsblöcken hindurchschlängelte, die aus der Erde ragten. In der Ferne wieherte ein Pferd. Er hielt inne. Das Geräusch war von Osten gekommen. Er drehte sich um und warf einen Blick auf den spärlichen Baumbestand des Berghangs. Dort wuchsen auch Büsche, und er konnte kein Pferd sehen. Er warf seinen Umhang über die Schulter zurück, nahm seine Armbrust, spannte sie und legte zwei Bolzen ein. Hier kann es nichts mehr geben, was du fürchten mußt, tadelte er sich. Es war unwahrscheinlich, daß die Sathuli sich so weit nach Norden wagten. Doch er wartete.
    Wo war Scar?
    Waylander bewegte sich mit erhöhter Vorsicht und näherte sich den Felsen. Eine Gestalt kam in Sicht; ihr grüner Umhang flatterte im Wind, und in den Händen hielt sie einen Bogen. Waylander warf sich nach rechts, als der Pfeil die Sehne verließ und an seinem Gesicht vorbeischoß. Er traf mit der Schulter auf dem Boden auf, und durch den Aufprall ballte er die Hand, so daß er die Armbrust auslöste. Die Bolzen bohrten sich in die weiche Erde. Er rollte sich auf die Füße und zog seinen Säbel.
    Der Mann im grünen Umhang warf seinen Bogen beiseite und zog sein eigenes Schwert. »So sollte es sein, Schwert gegen Schwert«, sagte er lächelnd.
    Waylander löste die Bänder, die seinen Umhang hielten, so daß er zu Boden glitt. »Du mußt Morak sein«, sagte er leise.
    »Wie erfreulich, wenn man erkannt wird«, antwortete der Schwertkämpfer und bewegte sich auf den wartenden Waylander zu. »Soviel ich weiß, ist der Säbel nicht deine beste Waffe. Deshalb werde ich dir eine kurze Lektion erteilen, ehe ich dich töte.«
    Waylander sprang vor und griff an. Morak parierte und konterte. Das Klirren von Stahl auf Stahl hallte in den Bergen wider; die beiden Schwerter glitzerten in der Sonne. Morak wehrte mit perfekter Balance jeden Angriff ab. Seine Klinge ritzte Waylander die Wange auf. Waylander warf sich zurück und holte zu einem gewaltigen Stoß auf Moraks Bauch aus. Der Grüne wich gewandt aus.
    »Ich würde sagen, du bist besser als der Durchschnitt«, sagte er. »Deine Balance ist gut, aber du bist ein bißchen steif im unteren Teil des Rückens. Das beeinträchtigt den Stoß.«
    Waylanders Hand zuckte nach vorn; ein schwarzes Wurfmesser sirrte auf Moraks Kehle zu. Der Säbel des Kopfgeldjägers fuhr hoch und lenkte die Klinge ab, die gegen einen der Felsen klirrte. »Sehr gut«, sagte Morak. »Aber jetzt hast du es mit einem Meister zu tun, Waylander.«
    »Wo ist mein Hund?«
    »Dein Hund? Wie rührend! Du stehst auf der Schwelle des Todes und sorgst dich um einen flohzerfressenen Hund? Ich habe ihn selbstverständlich getötet.«
    Waylander erwiderte nichts. Er wich auf etwas ebeneren Grund zurück und beobachtete, wie der Schwertkämpfer ihm folgte. Morak lächelte, aber das Lächeln reichte nicht bis zu den grün glitzernden Augen. »Ich werde dich sehr, sehr langsam töten«, sagte er. »Ein paar Schnitte hier und ein paar dort. In dem Maße, wie du Blut verlierst, versagen auch deine Kräfte. Glaubst du, daß du um dein Leben betteln wirst?«
    »Das bezweifle ich«, sagte Waylander.
    »Alle Männer betteln, weißt du. Selbst die stärksten. Es kommt nur darauf an, an welcher Stelle das Messer eindringt.« Morak sprang vor. Waylanders Säbel parierte den Stoß. Wieder und wieder klirrten die Klingen gegeneinander. Ein zweiter Schnitt erschien auf Waylanders Unterarm. Morak lachte. »Du bist nicht in Panik - noch nicht. Das gefällt mir. Was ist mit deiner Tochter passiert? Beim Himmel, ich werde noch meinen Spaß mit ihr haben. Lange Beine, festes Fleisch. Ich werde sie zum Schreien bringen. Dann schlitze ich

Weitere Kostenlose Bücher