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Im Ruecken steckt das Messer - Geschichten aus der Gerichtsmedizin

Titel: Im Ruecken steckt das Messer - Geschichten aus der Gerichtsmedizin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Bankl
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Tote handle, so würde die Grande Nation auf der Errichtung einer Gedenkstätte bestehen.
    SP-Landesrätin Prammer macht sich wieder mit einer Historiker-Gruppe auf dem Baugelände auf die Suche nach Weltkriegs-Gräbern - schließlich weisen unzählige Zeitzeugen-Berichte auf deren Existenz hin....

Freitag, 16. Februar 1996, Kurier
    ...Wieder neue Toten-Theorie in Lambach: Es sind Flößer.
    Zuerst waren es KZ-Opfer, dann Kriegsgefangene, schließlich Tote aus den fast 200 Jahre zurückliegenden Franzosenkriegen. Jetzt, wieder einige Tage später, glaubt Archäologe Manfred Pertlwieser das Rätsel um die Skelette am Traunufer von Lambach etwas besser gelüftet zu haben: Seiner Meinung nach handelt es sich bei den Toten »mit hoher Wahrscheinlichkeit« um Salzflößer. Aus welcher Zeit die Opfer stammen, darauf wollte Pertlwieser sich nicht festlegen. Es könnten jedoch Tote über einen längeren Zeitraum in einem Schiffer-Friedhof begraben worden sein. … Die meisten Schiffer waren Nichtschwimmer. Damit sollte verhindert werden, dass sie bei Gefahr die Boote verließen und mit dem »weißen Gold« ans Ufer schwammen. Immer wieder kamen daher Flößer und Schiffer bei der Arbeit ums Leben. Pertlwieser erklärte auch, warum die Ertrunkenen nicht in Ortsfriedhöfen beerdigt wurden. Die Toten seien meistens unbekannt gewesen. Man wusste nicht, ob sie katholisch waren....
Samstag, 17. Februar 1996, Kurier
    ... Lambach: Schiffleute glauben nicht an Flößerfriedhof-Theorie
    Zu 80 Prozent ist der Linzer Archäologe Manfred Pertlwieser überzeugt, dass es sich bei den Toten an der Kraftwerksbaustelle Lambach um einen Flößerfriedhof handelt. Gegenteiliger Meinung sind »Experten« des Schiffleutevereins in Stadl-Paura. »Flößerfriedhof? Völlig unmöglich«, erklärt Johann Meggeneder, Obmann des Schiffleutemuseums. »Die Flößerei und die Salzschifffahrt auf der Traun waren ja sozusagen verstaatlicht. Der Kaiser erteilte das Recht zu diesem Beruf. Das war streng reglementiert«, erklärt Meggeneder, der sich seit Jahrzehnten mit Schifffahrt und Flößerei auf der Traun beschäftigt. Die Strecken waren genau eingeteilt. So fuhren die Gmundner nur bis Stadl-Paura. Dort übernahmen die Stadlinger die Ladung und
brachten sie nach Linz. »Das konnte gar nicht anders gehen, die mussten ja wieder zu Fuß zurückgehen«, erklärt der Obmann. »Wenn es dabei zu einem Unglück gekommen und jemand angeschwemmt worden wäre, hätte man gewusst, wo die herkommen und sie zurückgebracht.« Schwere Kritik an der Politik im Zusammenhang mit den Skelettfunden in Lambach übte der Chef der Expertenkommission, Manfred Pertlwieser. Der Archäologe bezeichnet das Hickhack um die Gräberfunde als »politische Leichenfledderei und schamloses Possenspiel«. Seine Praxis habe gezeigt, dass niemand ein bleibendes Recht auf »seine letzte Ruhestätte« hätte. »Der Pharao in seiner für die vermeintliche Ewigkeit errichteten Grabpyramide wird zum Opfer der Wissenschaft. Der gläubige Christ wird von seinem geweihten Gottesacker delogiert, sobald kein Nachkomme mehr die Miete bezahlt.« Pertlwieser betont, dass er sich nicht gegen Glaubensrichtungen stelle, sondern nur die Realität aufzeige....
Des Rätsels Lösung, März 1996
    Historische, archäologische und anthropologische Indizien lieferten schließlich ein Ergebnis: Es wurden etwa 100 Skelette entdeckt, darunter Frauen und Kinder. Sie stammen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von einer Schlacht aus den Bauernkriegen, wo zwischen dem 12. und 16. Oktober 1626 ein paar tausend junge protestantische Bauern gegen die kaiserlichkatholischen Truppen kämpften und verloren.
    Als das bekannt und akzeptiert wurde, flaute das Interesse an 370 Jahre alten christlich-protestantischen Skelettresten schlagartig ab. Je nach Gesinnung blieben nur die Feststellungen: »Keine SS-Männer, keine Juden, nicht einmal Militär unserer Generation - eigentlich schade! Mit 370 Jahre alten Skeletten fängt niemand etwas an.«
    Und so wurde aus einer Komödie zunächst ein Skandal und aus einer Tragödie schlussendlich Geschichte.

Medizin ist keine Kunst, also gibt es keine Kunstfehler
     
     
     
     
    Wissenschaft will wissen, Kunst kommt von Können
     
    In den aktuellen Schriften der medizinischen und juristischen Fachgelehrten findet man immer den gleichen Satz: Der Begriff des ärztlichen Kunstfehlers hat sich zu einer Zeit entwickelt, in der die Tätigkeit des Arztes noch als »Heilkunst«

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