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Im Ruecken steckt das Messer - Geschichten aus der Gerichtsmedizin

Titel: Im Ruecken steckt das Messer - Geschichten aus der Gerichtsmedizin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Bankl
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und 1000 pro Jahr, in Österreich zwischen 10 und 100.
    Perfekt ist jener Mörder, der nicht gefasst wird. Etwa bei 10 % der offensichtlichen Morde wird der Täter nicht gefunden. So einfach ist das. Dazu gehört allerdings sorgfältigste Planung und entsprechendes Fachwissen. Vor allem darf man Kriminalisten und Gerichtsmediziner nicht unterschätzen, denn sie verfügen in der Regel über mehr Erfahrung und eine bessere technische Ausrüstung. Außerdem soll eines nicht außer Acht gelassen werden: den Kommissar Rex gibt es nicht, den »Kommissar Zufall« dagegen sehr wohl. Und an unglaublichen Zufällen und Zwischenfällen scheitern dann die genialsten Pläne.
    Außerdem sollte man Kriminalromane lesen. Nicht zur
Nachahmung! Alle Tricks, die dort beschrieben sind, kennt auch die Polizei. Perfekt wäre also etwas, das noch nicht in einem Kriminalroman oder Film vorgekommen ist. Die wichtigsten Regeln hat der Jurist Dr. Gerhard Honig bereits vor dreißig Jahren zusammengestellt. Da seine Ratschläge immer noch gültig sind, folgen wir hier dieser Darstellung.
    Erste Regel: Man darf bei der Tat weder gesehen noch erkannt werden, d. h. keine Augenzeugen.
    Die Wahl des Ortes und des richtigen Zeitpunktes für die Tat ist entscheidend. In der Nacht sind zwar weniger Leute unterwegs, aber sie sind dafür umso aufmerksamer. Außerdem ist völlig offen, ob nicht hinter einem verdunkelten Fenster, auf dem Rücksitz eines geparkten Autos oder hinter einem Gebüsch ein Beobachter verborgen ist. Am Tag wimmelt es zwar von Menschen, jedoch die wenigsten passen auf; einer unter hundert genügt aber, denn bereits ein Zeuge kann ein perfektes Verbrechen zunichte machen.
    Was das Alibi betrifft, so ist vor »falschen« Zeugen zu warnen. Das Risiko ist zu groß, dass der Zeuge umfällt, außerdem begibt man sich in dessen Hand. Eigenalibis sind meist nicht zu widerlegen: Wenn man angibt, zur fraglichen Zeit ganz allein da oder dort gewesen zu sein und auch noch das entsprechende Radioprogramm nennen kann, so lässt sich kaum das Gegenteil beweisen. Fernsehsendungen als Alibi zu verwenden ist riskant, dort sind Programmänderungen nicht ausgeschlossen.
    Zweite Regel: Jede Mitwisserschaft vermeiden
    Niemand ist vertrauenswürdig genug, um von einem geplanten Verbrechen zu erfahren. Wer die Freundin, die Ehefrau oder einen Kumpanen einweiht, ist kein perfekter Mörder. Die Tat soll allein vorbereitet und durchgeführt werden. Bei diesen Vorbereitungen muss man vermeiden, Aufmerksamkeit
oder gar Verdacht zu erregen. Wenn sich ein Arzt oder Chemiker ein Gift verschafft, ist dies wesentlich unauffälliger, im Gegensatz zu einem Zuckerbäcker oder Steuerbeamten. Auf der Hut muss man auch sein, dass man sich nicht selbst verrät. Wer in den Armen einer zärtlichen Frau plaudert, hat sein späteres Schicksal nun einmal verdient. Wenn man von Vornherein keine Mitwisser hat, braucht man keinen Verrat und keine Erpressung befürchten.

    Dritte Regel: Niemals Spuren hinterlassen
    Es geht hier gar nicht um Fingerabdrücke oder Markierungen von Schuhsohlen, dies wissen ja auch bereits laienhafte Mörder. Es geht um winzigste Details. Wenn jemand einen Raum betritt, so hinterlässt er Spuren, und wer eine andere Person angreift oder nur berührt, hat theoretisch seine Identität bereits preisgegeben. Ein einziges Haar genügt, von Blutspritzern, Fasern von Kleidungsstücken, Speichelresten, abgeschilferten Hautteilchen von einem Händedruck gar nicht zu reden. Dazu kommt noch, jedes Mordwerkzeug hinterlässt charakteristische Spuren. Das beginnt bei einem schartigen Messer, dessen Spitze abbricht, und endet bei einem speziellen Knoten bei der Strangulation. Besonders Serientäter sind gefährdet, wenn sie mehrfach nach derselben Methode vorgehen. Dies wird erkannt und in einem Täterprofil gespeichert. Serienmörder sollten variieren, denn eine bunte Vielfalt von Vorgehensweisen verdunkelt das System, das dahintersteckt. Vierte Regel: Nicht sofort zum Kreis der Verdächtigen gehören
    Immer verdächtig sind Verwandte und Bekannte sowie jene Personen, die aus dem Todesfall einen Nutzen ziehen. Es geht natürlich um das Motiv: Erbschaften, Versicherungen, gescheiterte Ehen, missliebige Vorgesetzte, berufliche Konkurrenten bleiben den Ermittlungsbehörden nicht verborgen. Wie wir schon bei der Besprechung der sieben goldenen W des Kriminalisten erwähnt haben, ist das achte W, »Wem nützt die Tat?«, meist dann erfolgreich, wenn alle anderen Spuren

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